Ein junger Mann aus Afrika wagt die gefährliche Flucht nach Europa, um ein besseres Leben zu finden. Eines von unzähligen Schicksalen der aktuellen Flüchtlingskrise auf dem Mittelmeer, nur dass Abdou Diouf aus Senegal seine Reise mit Selfies auf Instagram verewigt hat: Den Abschied von der Familie in der Hauptstadt Dakar, die Fahrt im Kofferraum eines Autos und in einem kleinen Schlauchboot und schliesslich die Ankunft im gelobten Land Spanien.
So weit, so dramatisch. Internationale Medien griffen die Story von abdoudiouf1993 – so der Name seines Instagram-Accounts – am letzten Wochenende auf, allen voran die «Huffington Post». Rasch jedoch tauchten Zweifel auf: Abdou Diouf war der Name eines ehemaligen senegalesischen Präsidenten, und auch die inflationäre Verwendung von Hashtags durch den vermeintlichen Flüchtling – darunter eigenartige wie #instalike und #photochallenge – stimmte misstrauisch.
Nun ist klar: Abdou Diouf und seine Selfies sind ein Fake, inszeniert für ein Foto-Festival in der baskischen Stadt Getxo. Der vermeintliche Flüchtling heisst in Wirklichkeit Hagi Toure. Er stammt aus Senegal, spielt Handball und lebt seit mehr als zehn Jahren in Barcelona. Laut der BBC besitzt er die spanische Staatsbürgerschaft und einen echten Instagram-Account.
Sämtliche Bilder wurden in der Region Getxo aufgenommen, sagte der Fotograf Tomas Pena der BBC. Er vergleicht die Inszenierung mit dem legendären Radiohörspiel «Krieg der Welten» von Orson Welles, das 1938 in den USA viele Zuhörer in Panik versetzte, weil sie an einen echten Angriff von Marsmenschen glaubten. «Nur dass wir Instagram anstelle des Radios verwendet haben», sagte Pena. Man habe die Europäer dazu bringen wollen, ihre Einstellung gegenüber Flüchtlingen zu hinterfragen, die man «wie Tiere behandelt».
Mit dem medialen Echo rechneten die Macher aber nicht. «Wir waren schockiert, als die ‹Huffington Post› darüber berichtete und andere Medien folgten», sagte Oriol Caba von der verantwortlichen Produktionsfirma dem US-Magazin «Time». Das Festival sei nun auf einen Backlash gefasst: «Es wäre keine Überraschung, wenn man uns beschuldigt, die Sache zu trivialisieren», sagte Caba. Dabei geschehe dies jeden Tag durch die Passivität der Menschen und Regierungen. (pbl)