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Naher Osten

US-Bürger stirbt in ägyptischer Haft nach Hungerstreik

«Unnötig, tragisch und vermeidbar»: US-Bürger stirbt in ägyptischer Haft nach Hungerstreik

14.01.2020, 13:22
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Die US-Regierung hat den Tod eines US-Bürgers in einem ägyptischen Gefängnis verurteilt. Der 64-jährige ägyptisch-stämmige Taxifahrer Moustafa Kassem sei nach sechs Jahren Haft in Ägypten gestorben, teilten Kassems Rechtsanwälte mit.

«Sein Tod war unnötig, tragisch und vermeidbar», kritisierte der ranghohe US-Diplomat David Schenker. Kassem befand sich seit Ende 2018 im Hungerstreik, zuletzt nahm er auch keine Flüssigkeiten mehr zu sich.

Schenker sprach der Familie des Verstorbenen sein Beileid aus. Das US-Aussenministerium werde weiterhin bei jeder Gelegenheit seine «grossen Sorgen angesichts der Menschenrechtslage» in Ägypten und der dort inhaftierten US-Bürger deutlich machen, betonte der Diplomat.

Zu konkreten Konsequenzen äusserte sich Schenker indes nicht. Die US-Regierung unter Präsident Donald Trump ist im Kampf gegen Islamisten in Nordafrika eng mit dem autoritär regierenden ägyptischen Staatschef Abdel Fattah al-Sisi verbündet.

Kassem war 2013 bei einem Besuch in seiner ägyptischen Heimat im Rahmen einer Razzia gegen regierungskritische Demonstranten festgenommen worden. Der Taxifahrer aus New York bestritt stets, an den Protesten gegen al-Sisi teilgenommen zu haben. Dennoch wurde er 2018 in einem Massenprozess wegen Umsturzversuchen zu 15 Jahren Haft verurteilt.

Das ägyptische Innenministerium erklärte, Kassem sei zur Diabetes-Behandlung in die Krankenstation des Gefängnisses verlegt worden. «Sein Zustand hat sich verschlechtert und er ist am 13. Januar gestorben», hiess es weiter.

Die Menschenrechtsorganisationen Pretrial Rights International und Freedom Initiative erklärten, gegen Kassem habe nie ein «individualisierter Beweis» vorgelegen. Demnach starb der Diabetiker möglicherweise an Herzversagen. (aeg/sda/afp)

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11 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Saraina
14.01.2020 14:43registriert August 2016
Von diesem Opfer weiss man, weil der Mann einen US-Pass hat, und Angehörige ausserhalb Ägyptens. Er ist nicht der Einzige, der über Jahre ohne Anklage, geschweige denn einen fairen Prozess in ägyptischen Gefängnissen verrottet.
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Wasmanvonhieraussehenkann
14.01.2020 15:49registriert August 2019
15 Jahre für die (vermeintliche) Teilnahme an einer Demo??
Wie kann man sowas noch Justiz nennen? ☹️
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Darkside
14.01.2020 14:52registriert April 2014
Ja die Menschenrechtslage interessiert die US Heuchler auf der ganzen Welt, ausser in Guantanamo, an Ihrer Südgrenze und in den CIA-Folterknästen.
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