In Ägypten ist ein Filmemacher, der Präsident Abdel Fattah al-Sisi in einem Musikvideo als Lügner verspottet hat, im Alter von 24 Jahren im Gefängnis gestorben. Schadi Habasch sei in Kairo im berüchtigten Tora-Hochsicherheitsgefängnis gestorben, teilte der Musiker und Aktivist Rami Essam mit. Die Todesursache war zunächst unklar. Habasch war mehr als zwei Jahre in Haft, ein Prozess wurde ihm nie gemacht.
Breaking from Egypt: Artist, photographer and director Shadi Habash just died in Tora prison. Shadi got very sick in his prison cell, his inmates cried for help for some time but guards and officers have not intervened until his last breath. pic.twitter.com/yy7bKHywvF
— Abdelrahman Ayyash (@3yyash) May 2, 2020
Habasch und ein Mitarbeiter wurden im März 2018 festgenommen, wenige Tage nachdem sie das Musikvideo zum Song «Balaha» veröffentlicht hatten. Der im Exil lebende Rockmusiker Rami Essam kritisiert darin die Zustände in seinem Heimatland. Präsident Al-Sisi wird als «Balaha» bezeichnet - wörtlich «Dattel», umgangssprachlich aber auch eine Bezeichnung für einen berüchtigten Lügner.
Beiden wurde unter anderem vorgeworfen, Falschnachrichten verbreitet und das Militär beleidigt zu haben sowie Mitglied in einer terroristischen Vereinigung zu sein. Essam erklärte dagegen öffentlich, Habasch habe mit dem Inhalt des Songs nichts zu tun. Es sei lediglich eines seiner vielen Regie-Projekte in der Nahost-Region gewesen.
Shadi Habash died Prisoner of 2018 Shadi has 22 years of age he released his song against the regime and died slowly"Prison cannot die but loneliness will dieI need your support in order to die" This is one of Shadi's messages inside the prison Rest in shady peace💔#شادي_حبش pic.twitter.com/JwFiDjYGTA
— elbheary ahmed16 (@AhmedBheary) May 2, 2020
Präsident Al-Sisi geht seit seiner Machtübernahme im Jahr 2013 mit äusserster Härte gegen Kritiker vor. Menschenrechtlern zufolge wurden seitdem mindestens 60 000 Menschen inhaftiert. Darunter sind viele Aktivisten und politische Oppositionelle. Zahlreiche Prominente sind ins Exil geflohen, darunter Schauspieler und Schriftsteller.
Der Autorenverband PEN America sprach von einem «verheerenden Schlag gegen die künstlerische Freiheit». «Künstler gehen Risiken ein, aber sie sollten nicht mit ihrem Leben bezahlen müssen», teilte der Verband mit. Wer Ansichten verbreite, die Al-Sisi nicht passten, riskiere in Ägypten faktisch eine Todesstrafe. Die Umstände von Habaschs Tod müssten aufgeklärt werden.
Musiker Essam veröffentlichte auf seiner Website den letzten Brief Habaschs aus dessen Gefangenschaft. «Haft tötet nicht, Einsamkeit tötet», heisst es darin. «Ich brauche eure Unterstützung um nicht zu sterben.» (sda/dpa)