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Wut auf die Elite: Proteste im Libanon flammen wieder auf

An anti-government demonstrator jumps on tires that were set on fire to block a main highway as he holds a national flag, during a protest in the town of Jal el-Dib, north of Beirut, Lebanon, Tuesday, ...
Ein Demonstrant springt über brennende reifen in Beirut.Bild: AP

Wut auf die Elite: Proteste im Libanon flammen wieder auf

14.01.2020, 22:4010.08.2020, 11:58
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Nach einer längeren Pause über den Jahreswechsel sind die Proteste gegen die politische Elite im Libanon wieder voll entbrannt. In der Hauptstadt Beirut blockierten Demonstranten am Dienstag in der «Woche des Zorns» mehrere Hauptstrassen und zündeten Reifen an.

Der Verkehr kam teilweise völlig zum Erliegen, Autofahrer standen über Stunden im Stau. In Sprechchören forderten die Demonstranten den «Sturz des Regimes» und eine neue Regierung.

Die Proteste waren im Oktober ausgebrochen und haben in dem kleinen Land am Mittelmeer eine schwere politische und wirtschaftliche Krise ausgelöst. Das libanesische Pfund hat stark an Wert verloren. Wegen der Krise zahlen Banken nur noch sehr beschränkt Dollar aus, die neben dem Pfund im Libanon benutzte Währung.

Die Demonstranten beklagen, eine korrupte politische Elite habe das Land zugrunde gewirtschaftet. Regierungschef Saad Hariri hatte auf Druck der Strasse seinen Rücktritt erklärt.

epa08127837 Anti-government protesters shout slogans as they take part in protest against the nomination of Hassan Diab as Prime Minister, outside his house in Beirut, Lebanon, 14 January 2020. After  ...
Demonstranten vor Hassan Diabs Haus in Beirut.Bild: EPA

Dem mit der Regierungsbildung beauftragten Universitätsprofessor Hassan Diab ist es bisher nicht gelungen, ein neues Kabinett zu bilden. Er möchte eine Regierung aus Technokraten. Die wichtigsten politischen Blöcke ringen im Hintergrund jedoch um Einfluss. Besonders stark ist die schiitische Hisbollah-Organisation, die enge Kontakte zum Iran pflegt.

«Wir haben Diab mehrere Wochen gegeben, um eine Regierung zu bilden», sagte ein Demonstrant in Beirut. «Jetzt ist es gut, wir sind zurück auf der Strasse.»

Die Macht im multikonfessionellen Libanon ist seit den 1940er Jahren nach einem Proporzsystem aufgeteilt. Der Präsident muss immer ein Christ sein, der Regierungschef ein Sunnit und der Parlamentspräsident ein Schiit. Dieses System, das den Klientelismus begünstigt, wollen die Demonstrierenden überwinden. (sda/dpa)

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