Mindestens 10 Wohnhäuser sind am Mittwoch in der Altstadt der jemenitischen Hauptstadt Sanaa in sich zusammengestürzt, nachdem schwere Regenfälle die Stadt über zwei Wochen geflutet hatten. Einige der Gebäude waren mehr als 500 Jahre alt.
Die Altstadt von Sanaa gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe und ist vermutlich seit mehr als 2000 Jahren bewohnt.
Die Architektur in Sanaa ist weltweit einzigartig: Fundamente und die ersten Stockwerke sind aus Stein gebaut, die weiteren Stockwerke aus Ziegeln. Die Gebäude haben üblicherweise rote Backsteinfassaden, die mit weissen Gipsleisten und kunstvollen Ornamenten verziert sind.
Sanaa wird seit Beginn des Jemen-Kriegs 2014 von Huthi-Rebellen kontrolliert. Diese erklärten bei einer Pressekonferenz am Mittwoch, dass etwa 80 weitere Gebäude in Sanaa schwer beschädigt worden seien durch die Regenfluten.
In einer Erklärung bat der Kulturminister der Huthi-Regierung, Abdullah al-Kabsi, um Hilfe bei der Bewältigung der Zerstörung. Er sagte, dass die Rebellen bereit seien, mit internationalen Organisationen zusammenzuarbeiten beim Wiederaufbau.
Al-Kabsi bestand darauf, dass die Unesco angesichts der Geschichte der Stadt eine gewisse Verantwortung für die Rettungs- und Restaurierungsarbeiten trage.
Im Jemen tobt seit mehr als sieben Jahren ein Krieg: Saudi-Arabien kämpft mit Verbündeten im Land gegen die Huthi-Rebellen, die weite Teile des Nordens beherrschen. Denn Saudi-Arabien betrachtet sie als verlängerten Arm seines Erzfeinds Iran.
Der Krieg hat das Land auf der Arabischen Halbinsel in eine humanitäre Katastrophe gestürzt: Etwa 19 Millionen Menschen haben nicht genügend zu essen. Mehr als 150'000 Menschen wurden getötet, darunter 14'000 Zivilisten.
Anfang April 2022 war zunächst für zwei Monate eine Waffenruhe vereinbart worden, die zuerst im Juni und danach Anfang August verlängert worden war. Zuvor hatte es seit 2016 keine Feuerpause mehr in dem Land gegeben. Im Rahmen der Waffenruhe konnte dringend benötigter Treibstoff ins Land gebracht werden, damit etwa Krankenhäuser und Unternehmen besser und länger arbeiten können. Zudem konnten mehrere Tausend Menschen zu medizinischer Behandlung aus der Hauptstadt Sanaa nach Kairo und Amman ausfliegen.
Einigen Beobachtern zufolge haben die Luftangriffe auf Sanaa während des Krieges die historischen Gebäude erschüttert und ihre Fundamente beschädigt, wie «Al Jazeera» schreibt. Zudem konnten die Wohnhäuser während des Krieges nicht richtig instandgehalten werden, wie Mohamed al-Hakimi, Leiter der Organisation The Green Dream, gegenüber «Al Jazeera» sagte.
Es gab keine Berichte über Tote oder Verletzte bei den Einstürzen.
(yam/sda/dpa)