Nach der Veröffentlichung eines Videos über eine mutmassliche Hinrichtung von armenischen Kriegsgefangenen fordert der EU-Sonderbeauftragte Toivo Klaar Aufklärung. «Falls sich dieses Video als authentisch erweist, dann handelt es sich um ein Kriegsverbrechen, das untersucht und die Täter bestraft werden müssen», schrieb er am Sonntag auf Twitter.
Another horrible video has emerged of Armenian prisoners of war apparently being executed. If this video is proven to be authentic then this is a war crime that needs to be investigated and the perpetrators punished.
— Toivo Klaar (@ToivoKlaar) October 2, 2022
Der armenische Regierungschef Nikol Paschinjan machte das Nachbarland Aserbaidschan dafür verantwortlich, ohne Belege vorzulegen. «Die internationale Gemeinschaft sollte dieses Kriegsverbrechen scharf verurteilen (...) und geeignete Massnahmen ergreifen», forderte er.
MAJOR - A video has emerged showing #Azerbaijan troops executing captured Armenian troops presumably after overrunning their position, date unspecified (possibly around 13 Sep. 2022), location from terrain analysis suggests Sev Lake or Sevan lake area, #Armenia but unconfirmed. pic.twitter.com/LLyRQHl9k9
— Nagorno Karabakh Observer (@NKobserver) October 2, 2022
Die beiden Ex-Sowjetrepubliken bekriegen einander seit Jahrzehnten wegen des Gebiets Berg-Karabach. Erst Mitte September hatte es bei einem Angriff Aserbaidschans mehr als 200 Tote auf beiden Seiten gegeben. Das autoritär geführte Land begründete das mit einer angeblich vorausgegangenen armenischen Provokation. Dieses Mal wurde laut Angaben aus Eriwan allerdings nicht die Konfliktregion angegriffen, sondern Regionen im Kernland Armenien.
Schon früher gab es Berichte über Videos mit grausamen Szenen. Das armenische Verteidigungsministerium wollte das Video nun prüfen. An der Authentizität gebe es aber keinen Zweifel, hiess es. Aserbaidschan wollte laut Medienberichten die Echtheit der Aufnahmen überprüfen.
Die Chefdiplomaten Armeniens und Aserbaidschans haben sich am Sonntag in Genf getroffen, um über Friedensgespräche zu beraten. Hintergrund waren die jüngsten Grenzkonflikte, welche den beginnenden Normalisierungsprozess zwischen den beiden Ländern gefährdeten.
Das Treffen zwischen dem aserbaidschanischen Aussenminister Jejhun Bajramow und seinem armenischen Amtskollegen Ararat Mirosjan begann kurz nach 19.00 Uhr in einem Hotel in Genf, nicht weit vom Sitz der Vereinten Nationen entfernt.
Der Beginn des Treffens wurde vom aserbaidschanischen Aussenministerium in einem Tweet angekündigt. Auf den veröffentlichten Fotos sind die beiden Delegationen zu sehen, die sich in einem Raum mit geschlossenen Vorhängen gegenübersitzen.
Der armenische Premierminister Nikol Pachinian hatte am Freitag erklärt, dass sich sein Aussenminister und sein aserbaidschanischer Amtskollege in Genf treffen sollten, «um inhaltliche Gespräche über den Text eines Friedensabkommens zu beginnen». Die beiden Aussenminister hatten sich bereits am 20. September in New York im Rahmen von Gesprächen getroffen, die unter der Vermittlung von US-Aussenminister Antony Blinken geführt wurden.
(saw/sda/afp)