International
NATO

Nato befürchtet Wettrüsten zwischen den USA und Russland

epa07194792 (FILE) - Russian army S-400 Triumph medium-range and long-range surface-to-air missile systems are seen during the Victory Day military parade in the Red Square in Moscow, Russia, 09 May 2 ...
Die Nato befürchtet, dass die USA und Russland weiter aufrüsten.Bild: EPA/EPA

Nato befürchtet Wettrüsten – letzte Chance für Moskau im Streit um Abrüstungsvertrag

04.12.2018, 06:5504.12.2018, 07:33
Mehr «International»

Russland soll eine letzte Gelegenheit erhalten, den von der Nato vermuteten Verstoss gegen den INF-Vertrag zum Verzicht auf landgestützte atomare Mittelstreckenwaffen abzustellen. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur wollen die Aussenminister der Mitgliedstaaten an diesem Dienstag bei einem Treffen in Brüssel erstmals ohne Einschränkungen festhalten, dass Russland den Vertrag aus ihrer Sicht mit neu entwickelten Marschflugkörpern verletzt.

Konkrete Konsequenzen auf Nato-Ebene werden aber wahrscheinlich erst eingeleitet, wenn Moskau Aufforderungen nach einer zügigen Vernichtung der Waffen ignoriert. Eine Nato-Reaktion könnte zum Beispiel ein Ausbau der Raketenabwehr in Europa sein.

Secretary of State Mike Pompeo gestures while speaking during a news conference at the State Department in Washington, Tuesday, Nov. 20, 2018. (AP Photo/Pablo Martinez Monsivais)
US-Aussenminister Mike Pompeo.Bild: AP/AP

Sollte Russland nicht einlenken, hätte dies auch zur Folge, dass die USA den INF-Vertrag mit politischer Rückendeckung der anderen Alliierten kündigen könnten. Als denkbar gilt, dass US-Aussenminister Mike Pompeo bereits an diesem Dienstag die Einleitung des Verfahrens zum Ausstieg ankündigt, um den Druck auf Russland noch einmal zu erhöhen.

Moskau hätte dann nur noch sechs Monate Zeit, um durch ein Einlenken das Abkommen zu retten. Nach dieser Frist könnten die USA laut Vertragstext aussteigen.

Die Nato startet ihr grösstes Manöver seit dem Kalten Krieg:

Video: srf

Versuch, INF-Abrüstungsvertrag zu retten

Das geplante Vorgehen gilt als Kompromiss unter den Nato-Partnern. US-Präsident Donald Trump hatte eigentlich bereits im Oktober angekündigt, den INF-Abrüstungsvertrag wegen neuer russischer Marschflugkörper vom Typ 9M729 aufkündigen zu wollen.

Nato-Partner wie Deutschland befürchten allerdings, dass dies ein fatales Symbol wäre und ein neues Wettrüsten auslösen könnte. Sie wollen deswegen alle Möglichkeiten nutzen, um das Abkommen doch noch zu retten.

Der INF-Vertrag über nukleare Mittelstreckensysteme (Intermediate Range Nuclear Forces) wurde 1987 zwischen den USA und der damaligen Sowjetunion geschlossen. Er verpflichtet beide Seiten zur Abschaffung aller landgestützten ballistischen Raketen und Marschflugkörper mit Reichweiten zwischen 500 und 5500 Kilometern. Zugleich untersagt er auch die Produktion und Tests solcher Systeme.

Die USA werfen Russland seit längerem vor, mit der Entwicklung eines Marschflugkörpers mit dem Namen 9M729 (Nato-Code: SSC-8) gegen den Vertrag zu verstossen. Russland dementiert das und hat im Gegenzug auch den USA schon mehrfach einen Vertragsbruch vorgeworfen. Ein Einlenken Moskau gilt deswegen als sehr unwahrscheinlich.

Nato verlegt Truppen nach Litauen:

1 / 16
NATO verlegt Truppen nach Litauen
Fang, Kamerad! Belgische und deutsche Soldaten richten in Rukla in Litauen einen Stützpunkt für die «Enhanced Forward Presence Battle Group» ein, die Russland abschrecken soll, dem baltischen Land auf die Pelle zu rücken. (Bild: Bundeswehr/Bogawitch)
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Fehlendes US-Interesse am Erhalt des INF-Vertrags

In europäischen Militärkreisen wird allerdings vermutet, dass auch die USA kein grosses Interesse an einem Erhalt des Vertrages haben. Er verpflichtet nämlich nur Russland und sie selbst zum Verzicht auf die atomaren Mittelstreckenwaffen. Andere aufstrebende Militärmächte wie China können sie weiter bauen.

Ziel der USA könnte es deswegen sein, das INF-Abkommen durch einen neuen multilateralen Vertrag zu ersetzen. Alternativ könnten sie zur Abschreckung von Gegnern selbst neue landgestützte Mittelstreckensysteme bauen. (sda/dpa)

Putin stellt sein neues Atomwaffen-Arsenal vor:

Video: srf
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
8 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
8
Mutmasslicher Dieb mit 84 Kilo Peperoni in Deutschland gestellt

Beim Transport von 84 Kilogramm eingelegten Peperoni mit einer Garette ist ein mutmasslicher Dieb in der norddeutschen Stadt Bremerhaven von der Polizei gestoppt worden. Die Beamten entdeckten den 23-Jährigen in der Nacht auf Mittwoch auf einem Gehweg.

Zur Story