Islands neuer Regierungschef Sigurdur Ingi Johannsson ist am Donnerstag offiziell in sein Amt eingesetzt worden. Der bisherige Landwirtschaftsminister legte in Reykjavik seinen Amtseid ab. Er löst Sigmundur David Gunnlaugsson ab, der wegen Enthüllungen in den «Panama Papers» sein Amt aufgeben musste.
Die Regierungskoalition hatte beschlossen, Johannsson bis zu vorgezogenen Parlamentswahlen im Herbst zum Interims-Ministerpräsidenten zu ernennen.
Die Oppositionsparteien hingegen blieben bei ihrem Vorhaben, die Regierung mit einem Misstrauensvotum stürzen zu wollen und Neuwahlen innerhalb von 45 Tagen zu erreichen.
Ein weltweites Netzwerk von Journalisten hatte in den vergangenen Monaten einen umfangreichen Datensatz über Briefkastenfirmen ausgewertet, die über die in Panama-Stadt ansässige Finanzkanzlei Mossack Fonseca laufen.
Gunnlaugsson geriet unter Druck, nachdem sein Name am Wochenende im Zusammenhang mit einer Briefkastenfirma auf den britischen Jungferninseln in den «Panama Papers» aufgetaucht war.
Demnach hat Gunnlaugsson vor neun Jahren mit seiner künftigen Ehefrau auf den britischen Jungfraueninseln eine Briefkastenfirma gegründet und dort Millionen Euro geparkt. Ende 2009 überschrieb er seiner Partnerin für einen symbolischen Dollar seinen ganzen Anteil. Er war aber schon Mitte des Jahres ins Parlament eingezogen und hatte dabei sein Vermögen verschwiegen.
In einem Schreiben an die internationale Presse hatte Gunnlaugsson am Dienstagabend bestritten, die Vermögenswerte den Finanzbehörden verheimlicht zu haben. Er weigerte sich deshalb zurückzutreten, obwohl seine Partei zuvor seinen Rückzug verkündet hatte.
Am Mittwochabend schliesslich hatten den dritten Tag in Folge Tausende Isländer in Reykjavík demonstriert und das Parlamentsgebäude aus Ärger über die Politik mit Eiern und Bananen beworfen. (jas/sda/afp/dpa)