Duluth und Clarkston sind nur 45 Autominuten voneinander entfernt und doch liegen zumindest in dieser Woche Welten zwischen den beiden Städten im US-Bundesstaat Georgia.
Donald Trump hielt am Mittwoch in Duluth eine Wahlkampfveranstaltung ab, am Donnerstag ging in Clarkston eine Rally von Vizepräsidentin Kamala Harris über die Bühne.
Dass sich beide Anwärter auf das Präsidentenamt in Georgia präsentierten, liegt daran, dass der bevölkerungsreiche Südstaat bei der anstehenden Wahl zu den sieben Swing States gehört. Das Rennen ist absolut offen, gemäss Umfragedaten der «New York Times» liegt Trump aktuell einen Prozentpunkt vor Harris (49 zu 48 Prozent).
Inhaltlich brachten die Auftritte von Trump und Harris keine neuen Erkenntnisse hervor. Beide spulten ihr gewohntes Programm ab. Viel spannender war es, sich auf das Drumherum und die Anliegen der Wählenden zu konzentrieren. Ob Stil, Sprache oder Stimmung – die Unterschiede waren riesig. Ein Eindruck.
Die Gespräche vor Ort zeigten: Die Sorgen im Trump-Lager drehen sich primär um Wirtschaft, Migration und den Kampf gegen Wokeness.
Trump-Anhängerin Wendy sagte: «Ich glaube nicht an Transsexualität, Woke-Ideologien und die Indoktrinierung von Kindern. Es handelt sich dabei um psychische Krankheiten, die behandelt werden müssen.» Sie warnt vor einer Zukunft unter der Regierung der Demokraten:
«Die Wirtschaft, die Wirtschaft und die Wirtschaft», antwortete Dustin auf die Frage nach den aktuell drängendsten Problemen. Unter Trump – den er wie alle anderen Anhänger als kompetenten Geschäftsmann bezeichnet – komme es aber gut: «Donald Trump möchte uns reich und wohlhabend machen und uns den Zugang dazu verschaffen.» Ganz anders Dustins Haltung gegenüber den Demokraten:
Tom beschäftigt vor allem die Zuwanderung: «Unser Land wird mit illegalen Migranten geflutet, die kein Recht haben, hier zu sein.» Der Trump-Wähler sagte genervt:
Tony, der mit seiner Partnerin Marybeth angereist ist, hat in der Vergangenheit beide Parteien gewählt. Die Demokraten seien jedoch vom Weg abgekommen, deswegen gehört er heute zum Lager der Republikaner. Er lobt Trumps Einsatz für die Nation:
Etwas anders sah die Lage in Clarkston bei den Unterstützern von Kamala Harris aus. Die dominanten Themen sind Abtreibung und Frauenrechte sowie soziale Sicherheit und Gerechtigkeit. HR-Fachfrau Elisabeth macht sich Sorgen:
«Sie bringt die Mittelklasse dorthin zurück, wo sie sein sollte, etwa mit Zuschüssen beim Hauskauf», so die Meinung von Harris-Anhängerin Patty. Sie wünscht sich, dass Milliardäre stärker besteuert werden. Mit Donald Trump kann Patty nichts anfangen:
Sam ist Schreiner und Mitglied der Schreiner-Gewerkschaft. Er unterstützt Kamala Harris, weil sie sich für die handwerkliche Arbeit einsetzt. Sam hofft, dass seine Gewerkschaft unter Harris weitere Fördermittel erhalten wird. Unter Trump sei dies nicht sicher:
Auch Rentnerin Jan wählt am 5. November Kamala Harris. Sie betonte: «Ich war mein ganzes Leben eine Republikanerin. Doch ich würde niemals Donald Trump wählen.» Es war ein Zielkonflikt, der Jan zu einer Wählerin der Demokraten machte:
Beides gehe jedoch nicht. «Ich habe mich entscheiden müssen und die sozialliberalen Werte höher gewichtet.»
Nicht nur was die politischen Präferenzen und die Ausdrucksformen betraf, auch hinsichtlich Stil und Stimmung war die Kluft zwischen den beiden Wahlkampfveranstaltungen beträchtlich.
Über die Jahre haben Trumps Rhetorik und sein oft rüpelhaftes Verhalten dazu geführt, dass an der Rally in Duluth teilweise eine angespannte Atmosphäre auszumachen ist.
Seine Anhänger tragen T-Shirts mit Aufschriften wie «Say No to the Hoe» oder «The Hoe Is Just as Bad as Joe». Einige brüllen nicht jugendfreie Parolen durch die Gegend und vergreifen sich auch in Interviews des Öfteren im Ton.
Die teils skandalöse Vergangenheit Trumps wird konsequent schöngeredet. Erstwähler Benjamin plädiert zwar für einen anständigen Austausch auch mit politischen Gegnern, dass Donald Trump ein verurteilter Straftäter ist, stört den 19-Jährigen jedoch nicht:
Auch Tom betont in Duluth, dass ihm das Wohl des Landes wichtiger sei als Trumps Privatleben. In Anlehnung an eine frühere Aussage Trumps sagt er:
Natürlich scheuen sich auch die demokratischen Wählerinnen und Wähler an der Rally in Clarkston nicht davor, ihre Meinung kundzutun. Patty bezeichnete Trump als «Vergewaltiger», Jerome führte aus: «Er ist ein Rassist, Faschist und Narzisst, eine solche Person kann ich nicht unterstützen.»
Der Grundtenor bei den Demokraten war jedoch gesittet, die Sprache anständig, die Stimmung – wie für politische Veranstaltungen üblich – lebhaft, aber keineswegs aufgeheizt.
Donald Trump setzt nebst dem verbalen Zweihänder auf einen regelrechten Personenkult, was sich an der Rally in Duluth einmal mehr exemplarisch zeigte.
Eine enttäuschte Trump-Anhängerin berichtete auf Instagram, mit ihren Freunden drei Stunden in der Schlange gestanden zu haben. In die Arena schafften sie es nicht. Mehrere tausend Personen sollen vergeblich angereist sein.
Am späteren Nachmittag begannen die Organisatoren, die anstehenden Personen darauf aufmerksam zu machen, dass es sehr unwahrscheinlich sei, Trumps Auftritt noch live in der Arena zu können. Auch der watson-Reporter schaute die Rally trotz Ticket im Livestream. Der Antrag für eine journalistische Akkreditierung wurde abgelehnt.
Ob die Situation in Duluth damit zu erklären war, dass Trump seine Rallys bewusst überbucht, lässt sich nicht sagen. Allerdings existieren Berichte über vergangene Trump-Veranstaltungen, bei denen mehr Tickets vergeben wurden, als Plätze vorhanden waren. Hinzu kommen Trumps wiederholte Aussagen, wonach seine Auftritte grössere Menschenmengen anziehen als die seiner Kontrahentin.
Ganz anders die Situation tags darauf in Clarkston. Dort war es auch als Schweizer Journalist möglich, sich zu akkreditieren. Das Presse-Ticket wurde ohne vorgängige Anmeldung spontan vor Ort ausgestellt. Geduld brauchte es nur, bis die Spürhunde des Secret Service das Equipment aller Medienschaffenden geprüft hatten.
Dafür sind die Kommunikationsfähigkeiten der Harris-Kampagne ausbaufähig. Lange blieb der Anlass offiziell unbestätigt, der Ort des Happenings, ein Football-Stadion in Clarkston, wurde erst am Vorabend bekannt gegeben.
Ein amerikanischer Fotograf, der Harris quer durchs Land nachreist, sieht seine Nerven oft strapaziert: «Die Kommunikation der Harris-Kampagne ist grauenhaft, das Team von Trump hat die Planung viel besser im Griff.»
Der Besuch der beiden Rallys hat gezeigt, was für ein polarisiertes Land die USA derzeit sind. Auch wenn die Wählerschaft der Demokraten etwas mehr zu einem politischen Miteinander neigt; beide Seiten scheinen realpolitisch zu wenig Konzessionen bereit.
Das Wahlkampf-Stakkato der beiden Kandidierenden geht derweil weiter. Donald Trump hat sieben zusätzliche Rallys angekündigt und macht unter anderem in den Swing States Pennsylvania, Wisconsin und Nevada Halt.
Kamala Harris besucht gemäss Medienberichten die Swing States Pennsylvania und Michigan, zudem hält sie eine Woche vor dem Wahltag eine Rede in Washington D.C.
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