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Russland

Merkel trifft Putin in Sotschi – doch vorher war schon ein Anderer da

epa06746840 A handout photo made available by the German Government (Bundesregierung) on 18 May 2018 shows Russian President Vladimir Putin (L) welcoming German Chancellor Angela Merkel (R) for a meet ...
Wladimir Putin empfängt Angela Merkel in Sotschi.Bild: EPA/BUNDESREGIERUNG

Merkel trifft Putin in Sotschi – kurz vor der Ankunft wird sie überrascht

Angela Merkel besucht heute Freitag in Sotschi Wladimir Putin, um über Syrien und den Iran zu sprechen. Derweil arbeitet die EU daran, den Atomdeal zu retten.
18.05.2018, 14:5118.05.2018, 15:10
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Vor dem Hintergrund einer drohenden Eskalation im Nahen Osten hat sich die deutsche Kanzlerin Angela Merkel in Sotschi mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu einem Gespräch unter vier Augen getroffen.

Was die Kanzlerin erst kurz vor ihrer Ankunft in Russland erfahren hatte: Syriens Präsident Baschar al-Assad war am Donnerstag ebenfalls bei Putin in Sotschi. Und das dürfte ihr nicht gefallen, will sie heute doch ebenfalls mit Putin über Syrien sprechen. 

«Es sind wichtige Schritte gemacht worden, um die gesetzmässige Staatsmacht wiederherzustellen», sagte Putin nach Angaben des Kremls. 

Russian President Vladimir Putin, left, reacts with Syrian President Bashar al-Assad during their meeting in the Black Sea resort of Sochi, Russia, Thursday, May 17, 2018. A transcript of Thursday&#03 ...
Beste Laune am Donnerstag in Sotschi: Baschar al-Assad bei Wladimir Putin.Bild: AP/POOL SPUTNIK KREMLIN

Gerade erst gestern betonte jedoch die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, dass Deutschland eine Zukunft mit dem derzeitigen syrischen Machthaber nicht akzeptieren wird. «Eine Zukunft auf Dauer mit dem Schlächter Assad, der Blut an seinen Händen hat, wird es nicht geben.»

Deutschland will, dass in Syrien ein politischer Prozess beginnt, der zumindest einem Teil der Millionen Kriegsvertriebenen und Flüchtlinge die Rückkehr in ihre Heimat ermöglicht und den Einfluss des Irans in dem Nachbarland Israels zurückdrängt.

Im Mittelpunkt der Gespräche von Freitag dürfte neben dem Krieg in Syrien auch das von Trump aufgekündigte Atomabkommen mit dem Iran stehen. Deutschland und Russland wollen beide an dem Abkommen festhalten, das Trump in der vergangenen Woche einseitig aufgekündigt hatte.

EU arbeitet an Rettung des Atomdeals

Derweil hat die EU erste konkrete Massnahmen zur Rettung des Atomabkommens mit dem Iran auf den Weg gebracht. Die EU-Kommission aktualisierte am Freitag ein Abwehrgesetz gegen amerikanische Sanktionen, die US-Präsident Donald Trump nach dem einseitigen Rückzug seines Landes wieder in Kraft setzt.

Zudem wurden Vorbereitungen getroffen, um es der Europäischen Investitionsbank (EIB) zu ermöglichen, künftig auch EU-Investitionen im Iran zu unterstützen. Das Land selbst soll im Rahmen einer «vertrauensbildendender Massnahmen» europäische Finanzhilfen bekommen.

Hintergrund der Pläne ist die Tatsache, dass die US-Sanktionen auch nicht-amerikanische Unternehmen treffen, die mit dem Iran Geschäfte machen. Der Iran befürchtet, deswegen einen Grossteil der wirtschaftlichen Vorteile zu verlieren, die er über den Atomdeal versprochen bekommen hatte.

Ziel der Regierung in Teheran ist es nun, innerhalb weniger Wochen von den Europäern Garantien zu bekommen, dass die Wirtschaftsbeziehungen und der Kapitalverkehr erhalten bleiben. Wenn nicht, will sie sich nicht mehr an das Abkommen halten.

epa06739964 Foreign Minister of Iran Mohammad Javad Zarif (2-L) with European High Representative Frederica Mogherini (L) and E3 Foreign Ministers Heiko Maas, Foreign Minister of Germany, Jean-Yves Le ...
Wollen den gemeinsamen Weg weitergehen: Der iranische Aussenminister Javad Zarif mit Amtskollegen aus Europa.Bild: EPA/REUTERS POOL

Erste EU-Sanktionen im August

Die ersten von den USA wiedereingeführten Sanktionen sollen nach EU-Angaben am 6. August wirksam werden. Ziel des Wiener Abkommens von 2015 ist es, den Iran daran zu hindern, Atomwaffen bauen zu können.

Über das aktualisierte Abwehrgesetz könnten europäische Unternehmen dazu bewegt werden, US-Sanktionsdrohungen zu ignorieren. Gleichzeitig würde es regeln, dass die europäischen Unternehmen für möglicherweise entstehende Kosten und Verluste entschädigt werden.

Theoretisch eröffnet das Abwehrgesetz sogar die Möglichkeit, EU-Unternehmen zu bestrafen, die sich an die US-Sanktionen halten. Dass diese Möglichkeit genutzt wird, gilt aber als sehr unwahrscheinlich.

Abwehrgesetz wurde noch nie angewendet

Nach Angaben der EU-Kommission soll vor allem dafür gesorgt werden, kleinen und mittleren Unternehmen eine sichere Geschäftsgrundlage zu bieten. Das wären demnach vor allem solche, die im Iran bessere Geschäftsmöglichkeiten sehen als in den USA.

Wie genau das EU-Abwehrgesetz zum Einsatz kommen könnte, ist bislang unklar. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hatte am Donnerstag am Rande eines EU-Spitzentreffens in Sofia gesagt, umfassende Entschädigungen für europäische Unternehmen halte sie nicht für machbar.

Das Abwehrgesetz war bereits 1996 im Streit um Sanktionen gegen Kuba, den Iran und Libyen erlassen worden. Es wurde aber noch nicht angewendet, da der Sanktionsstreit damals beigelegt werden konnte. (cma/sda/dpa)

Und nun: 63 bitterböse Trump-Covers

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20 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Maria B.
18.05.2018 15:39registriert Februar 2015
Es mutet wie ein schlechter Scherz an, wenn Merkel nach der GB, DE und EU-Überreaktion durch unerwiesene Behauptungen, die gemäss nachstehendem Link von der Begründung her ad absurdum geführt wurden und sowohl die Ausweisung unschuldiger Diplomaten wie ungerechtfertigte Sanktionen zur Folge hatten, nun als Bittstellerin nach Sotschi zu Putin pilgert :-(

https://www.tagesschau.de/inland/skripal-nowitschok-bnd-101.html

Man sieht an den US-Handelssanktionen gegen Europa und die einseitige Aufkündigung der Iranverträge, dass die EU realpolitisch gut beraten wäre, sich mit Russland zu vertragen.
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bokl
18.05.2018 18:39registriert Februar 2014
Wenn DE ein Syrien ohne Assad will, müssen sie RU eine Alternative anbieten. Sie werden auf ihren Einfluss in der Region nicht verzichten.

Die Idee, Putin würde sich "überreden" lassen die Region anderen Machtblöcken überlassen ist einfach nur naiv.
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