International
Russland

Russlands Aussenministerium hat den deutschen Botschafter in Moskau einbestellt.

epa06635487 Pigeons fly in front of Russian Foreign Affairs Ministry building in Moscow, Russia, 29 March 2018. Fourteen countries in Europe, USA, Canada and Australia supported the decision of Britai ...
Hier musste der deutsche Botschafter antraben: Das russische Aussenministerium in Moskau.Bild: EPA/EPA

Die Fronten verhärten sich: Russland weist zahlreiche Diplomaten aus EU-Ländern aus

Die Fronten zwischen Russland und Deutschland im Fall des vergifteten Ex-Spions Sergej Skripal verhärten sich: Vier deutsche Diplomaten müssen Russland verlassen.
30.03.2018, 17:0330.03.2018, 17:02
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Russland hat im Streit mit dem Westen um den vergifteten Ex-Agenten Sergej Skripal zahlreiche Diplomaten aus EU-Ländern ausgewiesen. Die Sanktionen seien die Antwort auf die Ausweisungen russischer Diplomaten, die «unfreundschaftliche Handlungen gegenüber Russland» seien, teilte das Ministerium am Freitag in Moskau mit.

Aussenministerium in Moskau bestellte Botschafter von 23 Ländern ein

Die britische Vertretung habe einen Monat Zeit, um die Zahl der Mitarbeiter zu reduzieren, hiess es aus Moskau. Sie solle dann der Zahl der russischen Botschaftsmitarbeiter in London entsprechen. Deutschland muss - ebenso wie Polen - innerhalb einer Woche vier Diplomaten abziehen, Finnland und Lettland verlieren den jeweiligen Aussenministerien zufolge je einen Diplomaten in Moskau.

Drei litauische tschechische sowie jeweils zwei italienische und niederländische Diplomaten müssen ebenfalls gehen.

Der Schlagabtausch ist Teil des Konfliktes um den vergifteten Ex-Agenten Skripal und seiner Tochter Julia in Grossbritannien. Die britischen Ermittler gehen davon aus, dass beide mit dem in der früheren Sowjetunion entwickelten Kampfstoff Nowitschok vergiftet wurden. London bezichtigt daher den Kreml als Drahtzieher des Anschlages. Moskau weist diese Anschuldigungen vehement zurück.

Moskau: Zur Reaktion gezwungen

Russland sei zu der diplomatischen Reaktion gezwungen gewesen, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow in einem Interview. «Wir haben den diplomatischen Krieg nicht begonnen.» Russland bleibe aber weiterhin offen für gute Beziehungen zu den Ländern, sagte Peskow.

Moskau reagierte auf die Entscheidung von 26 Staaten sowie der Nato, mehr als 140 russische Diplomaten des Landes zu verweisen. Der Kreml hatte bereits angekündigt, dass es ähnliche Massnahmen geben werde.

Am Donnerstagabend hatte Russland bereits die Ausweisung von 60 US-Diplomaten und die Schliessung des US-Konsulates in St. Petersburg angekündigt. Bereits wenige Stunden später begannen Mitarbeiter, das Konsulat zu räumen.

Die Schweiz und Österreich hatten sich entschieden, keine russischen Diplomaten auszuweisen, bevor die Beweislage im Fall Skripal eindeutig sei.

Schweiz und Österreich nicht betroffen

«Bevor die Schweiz allfällige Schlussfolgerungen zieht in Bezug auf die Hintergründe und Urheberschaft dieser Tat, müssen die Ergebnisse der laufenden Untersuchungen abgewartet werden», hatte eine Sprecherin des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) am Dienstag der Nachrichtenagentur SDA gesagt.

Der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz hatt erklärt, er unterstütze die Massnahme, den EU-Botschafter in Russland abzuziehen, verzichte aber auf «nationale Massnahmen», um die «Gesprächskanäle» nach Russland offen zu halten.

Die britischen Ermittler suchen fast vier Wochen nach dem Anschlag nach weiteren Spuren. Britische Medien berichteten, Julia Skripal sei wieder bei Bewusstsein. Die 33-jährige Russin könne bereits wieder essen und trinken. Die Ermittler hofften, durch eine Aussage von ihr zu erfahren, ob sie und ihr Vater vor dem Attentat verfolgt wurden.

Das Nervengift Nowitschok soll an den Händen der Opfer nachgewiesen worden sein. Beide kamen wohl an ihrer eigenen Haustür in Salisbury mit dem Gift in Kontakt, wie die Ermittler herausfanden. (sda/dpa/afp/reu/bal)

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16 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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walsi
30.03.2018 14:44registriert Februar 2016
Na so überraschend ist das nun auch wieder nicht. Der Lacher ist aber die Aussage: "Angesichts der «schlimmen Vorfälle in Salisbury» müsse Russland aber Klarheit und Transparenz schaffen und berechtigte Fragen beantworten." Wie wäre es wenn die Engländer mal Beweise vorlegen würden? Bis heute gibt es nur Beschuldigungen. Den einzigen Beweis ist das Gift, von dem Rücken die Engländer aber keine Probe heraus, damit die Russen dieses prüfen können. Man stell sich mal ein Gerichtsverfahren vor wo die Anklage die Beweise unter Verschluss hält, so dass der Beschuldigte diese nicht beurteilen kann.
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pedrinho
30.03.2018 16:49registriert September 2015
"Angesichts der «schlimmen Vorfälle in Salisbury» müsse Russland aber Klarheit und Transparenz schaffen und berechtigte Fragen beantworten."

Ach so. Und wann werden von GB fakten und muster zur neutralen information geliefert. Ich habe bis heute keine quelle gefunden, nicht mal mit indizien die darauf schliessen lassen wer nun was wo und warum gemacht.

Im "normalfall" reicht meisst schon die frage "quí bono", doch selbst diese versagt momentan.

Sehr gut "unser" Bundesrat, abwarten bis es klarer wird und nicht bedenkenlos abnicken was andere, in diesem falle fremde richter von sich geben.
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Wilhelm Tellerrand
30.03.2018 20:32registriert Oktober 2015
Bei der ganzen Angelegenheit scheint es, als ringe Russland um etwas Anerkennung. Darum, ernst genommen zu werden im geopolitischen Geplänkel. Die meisten EU-Staaten haben nur ein oder zwei russische Diplomaten ausgewiesen, weil sie es sich leisten können, wenn der Kremlin seinerseits pro Land ein/zwei Diplomaten ausweist. Mehr passiert nicht, ausser vielleicht das 'geleakte' Video eines russischen Raketentests. Eine ernsthafte Reaktion des Westens sähe anders aus, zB das einfrieren von Konten Putin-naher Oligarchen.
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