Eine Delegation des Uno-Sicherheitsrates hat die Regierung von Myanmar aufgefordert, die Gräueltaten gegen Rohingya gründlich zu untersuchen. Um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, müsse es «eine wirkliche Untersuchung geben», sagte die britische Uno-Botschafterin, Karen Pierce, am Dienstag bei einem Besuch in Myanmar.
Pierce sah dafür zwei Möglichkeiten: Entweder werde die Angelegenheit dem Internationalen Strafgerichtshof (ICC) übertragen, oder die myanmarische Regierung starte ihre eigene umfassende Untersuchung. Myanmar - das frühere Burma - ist keine Vertragspartei des ICC.
Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi, die De-facto-Regierungschefin Myanmars, habe eine richtige Untersuchung versprochen, sagte Pierce. «Es ist nicht wichtig, ob die Untersuchung im Inland ausgeführt wird oder international ist, solange sie glaubwürdig ist», fügte die britische Diplomatin hinzu.
Die Uno-Delegation - neben Pierce waren die Botschafter von Kuwait, Peru und Polen dabei - hatte in Myanmar den Bundesstaat Rakhine besucht. Sie waren die ranghöchsten Diplomaten, die seit Beginn der Vertreibungen Zugang in die Region erhielten. Die Abgesandten trafen zudem Suu Kyi und den General Min Aung Hlang. Teil ihrer Reise war auch ein Besuch im Rohingya-Flüchtlingslager in Bangladesch.
Flüchtlinge und Menschenrechtsgruppen werfen der Armee von Myanmar vor, bei der Vertreibung von Rohingya aus dem Bundesstaat Rakhine systematisch Zivilisten vergewaltigt und ermordet und Dörfer angezündet zu haben. 700'000 Rohingya flohen seit August vergangenen Jahres ins benachbarte Bangladesch.
Der Armeechef stritt die Vorwürfe gegen die Soldaten bei seinem Treffen mit den Uno-Vertretern am Montagabend ab. In Bangladesch haben zahlreiche geflohene Rohingya-Frauen und -Mädchen von sexuellem Missbrauch berichtet.
Die muslimische Minderheit wird in Myanmar seit langem diskriminiert. Die Lage eskalierte im vergangenen Jahr, nachdem Rohingya-Rebellen bei Angriffen rund ein Dutzend Sicherheitskräfte getötet hatten. Die anschliessenden Vergeltungsmassnahmen der Armee hatte die Uno als «ethnische Säuberungen» bezeichnet. (sda/afp)