International
Saudi-Arabien

Rahaf Mohammed al-Kunun steckt nach Flucht in Bangkok fest

In this Monday, Jan. 7, 2019, image made from video released by Rahaf Mohammed Alqunun/Human Rights Watch, Rahaf Mohammed Alqunan views her mobile phone as she sits barricaded in a hotel room at an in ...
Bild: AP/Rahaf Mohammed Alqunun/Human Rights Watch

«Familie wird mich töten»: Rahaf auf Flucht aus Saudi-Arabien in Thailand vorerst sicher

07.01.2019, 11:5007.01.2019, 19:54
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Wer ist Rahaf?

Rahaf Mohammed al-Kunun
Rahaf Mohammed al-Kunun.Bild: twitter.com/rahaf84427714

Sie ist 18 Jahre alt, stammt aus Saudi-Arabien – und steckt im Moment in einem verbarrikadierten Hotelzimmer am Flughafen in Bangkok: Rahaf Mohammed al-Kunun. Sie wurde nach eigenen Angaben von männlichen Angehörigen ihrer eigenen Familie geschlagen.

Angeblich wurde sie ein halbes Jahr lang in ihr Zimmer eingesperrt, weil sie sich die Haare geschnitten hatte. Zudem soll sie mit dem Tod bedroht worden sein. Über ihr Schicksal berichtete sie in mehreren Einträgen auf Twitter. 

«Sie werden mich töten, weil ich geflohen bin und weil ich meinen Atheismus offenbart habe […] Sie wollten, dass ich bete und einen Schleier trage.»
Rahaf Mohammed al-Kunun

Wie kam Rahaf nach Bangkok?

Rahaf sei während eines Aufenthalts mit der Familie in Kuwait die Flucht gelungen, berichtet die Menschenrechtsgruppe Human Rights Watch (HRW). Rahaf sei am Samstag auf dem Flughafen der thailändischen Hauptstadt gelandet. Sie kam mit einer Maschine der Kuwait Airways und wollte weiter nach Australien. Gemäss ihren Angaben hat sie ihre Flucht seit zwei Jahren geplant.

Auf dem Flughafen von Bangkok wurde die 18-Jährige am Sonntag auf der Flucht vor ihrer Familie an Bangkoks internationalem Flughafen von saudiarabischen und kuwaitischen Botschaftsvertretern gestoppt, die ihr den Pass wegnahmen.

Für die Einreise hatte sie ihren eigenen Angaben zufolge bereits ein Visum der australischen Behörden. Der thailändische Einwanderungschef Surachate hatte gesagt, Rahaf  sei die Einreise verweigert worden, weil sie keine Dokumente bei sich gehabt habe. Sie solle zurückgeschickt werden.

Wie ist der Stand zur Zeit?

Lange steckte Rahaf in ihrem Zimmer in einem Hotel am Bangkoker Flughafen fest. Thailand wollte die junge Frau vorerst nach Kuwait zurückschicken. Nach Angaben der thailändischen Einwanderungsbehörde hätte sie am Montag den Rückflug antreten müssen.

Der Flug hob aber ohne sie ab.

Rahaf wurde in dieser Zeit der Kontakt zu einem Anwalt verwehrt und auch die UNO-Flüchtlingsagentur UNHCR konnte sie nicht besuchen.

Dies hat sich mittlerweile geändert. Wie die Nachrichtenagentur AFP meldet, hat Rahaf den Bangkoker Flughafen in Begleitung der UNO verlassen.

Den Pass hat Rahaf in der Zwischenzeit wieder zurück erhalten, wie sie auf Twitter schreibt. Die Ankunft ihres Vaters mache ihr indes Angst.

«Das Uno-Flüchtlingshilfswerk und ich werden uns anhören, was sie will, ob sie Asyl in einem bestimmten Land erhalten möchte, und wir werden helfen, das zu koordinieren», sagte Surachate am Montag.

Die 18-Jährige werde nicht gegen ihren Willen zur Ausreise gezwungen. Thailand sei ein «Land des Lächelns, wir werden uns so gut wir können um sie kümmern». Thailand werde «niemanden in den Tod schicken», sagte Surachate.

Was sagt Saudi Arabien?

Das saudiarabische Aussenministerium widersprach in einer über seine Botschaft in Bangkok veröffentlichten Erklärung der Angabe, dass der Pass der jungen Frau beschlagnahmt worden sei. Sie solle nach Kuwait gebracht werden, wo ihre Familie lebe. Der Vater habe die Botschaft kontaktiert und um «Hilfe» bei der Rückführung seiner Tochter gebeten. 

Der Fall al-Kunun sorgt wenige Monaten nach dem Mord an dem saudiarabischen Journalisten Jamal Khashoggi in Istanbul für Schlagzeilen. Das ultrakonservative Königreich steht seit Langem wegen seines restriktiven Umgangs mit Frauen in der Kritik.

Unter einem Vormundschaftssystem dürfen Männer willkürlich über Frauen bestimmen, Menschenrechtsaktivisten zufolge werden immer wieder Frauen durch die eigene Familie getötet, was dann als Ehrenmord bezeichnet wird. 

Hinweis: Der Artikel wurde mit einem Statement der thailändischen Behörden ergänzt und an verschiedenen Stellen präzisiert.

(sda/dpa/mlu)

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21 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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rodolofo
07.01.2019 10:37registriert Februar 2016
Als Unbeteiligte von aussen sehen wir, wie gut begründet die Flucht dieser jungen Frau ist und wie brutal und unmenschlich die Rückschaffung durch das Gesetz buchstabengetreu befolgende und umsetzende Behörden!
Erstens werden die Gesetze in Thailand immer dann grosszügig gedehnt, wenn die Interessen von Angehörigen der "Elite" mit im Spiel sind, und zweitens ist diese Art von harter Rückschaffung juristisch als "Beihilfe zum Mord" einzustufen.
Ich hoffe, die Tragödie endet für diese mutige junge Frau mit einem Happy End!
Es wäre ein schönes Zeichen für ein NEUES, Frauenfreundliches Jahr.
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Schlingel
07.01.2019 11:11registriert März 2018
Hauptsache die Handelsbeziehungen leiden nicht und der Wirtschaft gehts gut...
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manhunt
07.01.2019 10:38registriert April 2014
sie verfügt nach eigenen angaben bereits über ein australisches visum und trotzdem hindern sie die thail. behörden an der weiterreise? verfügt sie ev. entgegen ihren aussagen doch nicht über die nötigen papiere? wenn ihre geschichte stimmt, wäre sie, als aus religiösen gründen verfolgte, eine schutzbedürftige mit recht auf asyl. soweit ich weiss, stehten in saudi-arabien deakonische strafen auf die abkehr vom glauben.
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