Der Kursverfall der türkischen Währung hat sich am Freitag beschleunigt. Am Morgen kam es im Handel mit dem US-Dollar zeitweise zu einem Einbruch um 13,5 Prozent. Der Kurs fiel auf ein Rekordtief bei 6,3005 Lira für einen Dollar. Auch im Handel mit dem Euro ging es rasant abwärts – erstmals wurden mehr als sieben Lira für einen Euro gezahlt. Am Morgen wurden zeitweise 7,2254 Lira für einen Euro gezahlt. Zum Vergleich: Zu Beginn des Jahres waren es nur 4,50 Lira.
Im diplomatischen Konflikt mit der Türkei heizt US-Präsident Donald Trump die Krise um den Verfall der türkischen Währung Lira mit einer Verdoppelung von US-Strafzöllen an.
I have just authorized a doubling of Tariffs on Steel and Aluminum with respect to Turkey as their currency, the Turkish Lira, slides rapidly downward against our very strong Dollar! Aluminum will now be 20% and Steel 50%. Our relations with Turkey are not good at this time!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 10. August 2018
Die USA fordern die Freilassung des in der Türkei festgehaltenen US-Pastors Andrew Brunson und weiterer amerikanischer Staatsbürger. Die USA hatten deswegen vergangene Woche Sanktionen gegen den türkischen Innenminister Süleyman Soylu und gegen Justizminister Abdülhamit Gül verhängt.
Auslöser für die Abgaben ist die Verschärfung der seit Wochen schwelenden Türkei-Krise. Als Ursache für die Zuspitzung an den türkischen Finanzmärkten gilt auch die Unsicherheit der Anleger vor der Veröffentlichung eines neuen Wirtschaftsmodells, das Finanzminister Berat Albayrak am Freitag vorstellen will.
Laut Medienberichten wachsen bei der Bankenaufsicht der europäischen Zentralbank die Sorgen in Bezug auf gewisse europäische Banken, falls kurzfristige Verbindlichkeiten ausfallen sollten. Das bringt europäische und Schweizer Bankenwerte unter Druck. Zusätzlich werden Zykliker durch die Frankenstärke belastet.
Der Schweizer Aktienmarkt befindet sich am letzen Handelstag der Woche im Abwärtsmodus. Handelsstreit, Türkei-Krise und ein steigender Frankenkurs lasten auf den Kursen. Der Leitindex SMI hat nach einer bereits schwachen Eröffnung das Minus nochmals ausgeweitet und liegt nun klar unter der 9'100-Punkte-Marke.
Wie fast immer in Phasen mit Finanzmarktturbulenzen gewinnt auch der Franken als sicherer Hafen deutlich an Wert zu. Gegenüber dem Euro notierte die hiesige Währung zuletzt erstmals seit fast einem Jahr wieder unter der Marke von 1,14 Franken. (whr/awp/sda)