«Skandal, Angriffe auf Errungenschaften der Arbeitnehmer und Schneckentempo»: Die Redner der Gewerkschaften machten am Tag der Arbeit mit markigen Worten auf ihre Anliegen aufmerksam. Die Kundegebungen mit Tausenden Teilnehmern verliefen ohne Zwischenfälle.
Mit Transparenten, lauten Sprechgesängen und Umzügen haben am Dienstag am Tag der Arbeit in der Schweiz Tausende laut und bunt auf die Anliegen der Arbeiter aufmerksam gemacht. «Lohngleichheit. Punkt. Schluss» lautete die Hauptforderung des Tages.
In Zürich zogen am Vormittag 13'000 Teilnehmer an der 1. Mai- Kundgebung durch die Innenstadt. Nach dem Umzug sagte Unia-Präsidentin Vania Alleva in ihrer Rede, es sei unglaublich, mit welchem Schneckentempo es bei der Gleichstellung vorwärts gehe.
Am Umzug marschierten auch zahlreiche zum Teil vermummte Personen aus dem linksautonomen Umfeld mit, die wiederholt Petarden und Knallkörper zündeten. Wie die Zürcher Stadtpolizei mitteilte, kam es entlang der Umzugsroute zu vereinzelten Sachbeschädigungen durch Farbbeutel und Sprayereien.
Brennende Fahrzeuge und zerstörte Geschäfte haben den 1. Mai in Paris geprägt: In der französischen Hauptstadt lieferten sich am Tag der Arbeit mehr als tausend Vermummte Strassenschlachten mit der Polizei. Diese nahm fast 200 Angehörige des «Schwarzen Blocks» fest.
Nach Angaben der Polizei nahmen in Paris 20'000 Menschen am traditionellen Marsch der Gewerkschaften zum Tag der Arbeit teil. Die Gewerkschaft CGT sprach von 55'000 Teilnehmern. Die Zahl der Vermummten wurde von der Polizei mit rund 1200 angegeben.
Der reguläre Protestzug kam ins Stocken, als aus dem «Schwarzen Block» heraus Ausschreitungen begannen. Vermummte griffen die Polizisten mit Wurfgeschossen an, zertrümmerten Autos und Fensterscheiben und steckten Fahrzeuge in Brand. Einige plünderten eine McDonald's-Filiale und setzten sie in Brand. Auch andere Lokale wurden verwüstet. Die Polizei ging mit Tränengas und Wasserwerfern gegen die Vermummten vor.
In Frankreich ist in den vergangenen Wochen der Zorn vieler Arbeitnehmer über die Reformen von Präsident Emmanuel Macron gewachsen. Seit Anfang April hat es zahlreiche Streiks im öffentlichen Dienst gegeben, insbesondere bei der Bahn. Macron will die Staatsbahn SNCF wettbewerbsfähiger machen und den beamtenähnlichen Status der Bahnbeschäftigten abschaffen.
Tausende Linke sind am Abend des 1. Mai in Berlin und Hamburg gegen Kapitalismus, Rüstungsexporte und Rassismus auf die Strasse gegangen. Im Gegensatz zu früheren Jahren blieben die traditionellen «revolutionären 1. Mai-Demonstrationen» weitgehend friedlich. In Berlin-Kreuzberg versammelten sich nach Polizeiangaben anfangs rund 1500 Menschen, denen sich immer mehr Demonstranten anschlossen. In Hamburg zählte die Polizei bei nasskaltem Wetter rund 2200 Teilnehmer.
Aufgrund der früheren Ausschreitungen war die Polizei mit starken Kräften präsent, allein in Berlin mit 5300 Beamten. Hier gingen an der Spitze des Zuges zahlreiche schwarz gekleidete und vermummte Demonstranten. Es wurden Böller und bengalische Feuer gezündet sowie Fahnen geschwenkt.
Zwar wurden nach dem Ende der Veranstaltung vereinzelt Flaschen in Richtung von Polizisten geworfen, es gab auch Gerangel zwischen Einsatzkräften und Demonstranten. Zudem wurden Rauchbomben gezündet. Es kam auch zu Festnahmen. Zuvor hatten Beamte Straftaten gefilmt. Doch nach Beobachtung von Augenzeugen war die Dimension deutlich geringer als in den Vorjahren. (sar/sda/dpa)