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Dieses Foto aus Nepal bricht einem das Herz – nur stammt es gar nicht aus Nepal

Dieses Foto aus Nepal bricht einem das Herz – nur stammt es gar nicht aus Nepal

05.05.2015, 12:3305.05.2015, 13:18
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Ein herzzerreissendes Foto zweier vermeintlicher Erdbebenopfer aus Nepal sorgt in der Social-Media-Welt für Furore. «Vierjähriger Junge beschützt seine zweijährige Schwester», heisst es etwa im Begleittext zum Foto, das auf Facebook und Twitter unzählige Male geteilt wurde. Es gab Versuche, die Kinder zu finden, und Spendenaufrufe.

Dumm gelaufen. Denn die Aufnahme stammt weder aus Nepal noch zeigt sie Opfer des schweren Erdbebens. Sie wurde im Oktober 2007 vom Fotografen Na-Son Nguyen in Nordvietnam aufgenommen. Die beiden Kinder gehörten der ethnischen Minderheit der Hmong an, betonte Nguyen auf Twitter.

Die Kinder hätten vor ihrem Haus gespielt, während die Eltern auf dem Feld arbeiteten, sagte der Fotograf der BBC. Seine Anwesenheit habe dem Mädchen offenbar Angst eingejagt, es habe zu weinen begonnen und sei von seinem Bruder getröstet worden. «Es war sowohl bewegend wie auch niedlich, deshalb habe ich schnell abgedrückt.»

Nguyen veröffentlichte das Bild auf seinem Blog. Womit er nicht rechnete, war die Eigendynamik des Internets. Bald schon wurde es von vietnamesischen Facebook-Usern geteilt und mit fantasievollen Erklärungen versehen. Von verlassenen Waisenkindern war etwa die Rede. «Einige haben ganze Geschichten erfunden, etwa dass ihre Mutter gestorben sei und der Vater sie verlassen habe.»

Solidaritätstag für Nepal
Die Glückskette und die SRG führen heute Dienstag einen nationalen Solidaritätstag für die Opfer des schweren Erdbebens in Nepal durch. Bisher seien bereits 6,1 Millionen Franken an Spenden bei der Glückskette eingegangen. Die Spendengelder würden für Nothilfe- und Wiederaufbauprojekte eingesetzt.

Damit nicht genug: Na-Son Nguyen entdeckte sein Foto später auch mit Legenden wie «Waisenkinder aus Burma» oder «Opfer des syrischen Bürgerkriegs», wofür man definitiv einige Einbildungskraft benötigt. Seine Versuche, die Sachlage zu berichtigen oder das Copyright einzufordern, waren erfolglos. Nguyens resignatives Fazit: «Dies ist wohl mein meistgeteiltes Foto, aber leider im falschen Kontext.» (pbl)

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