Es kommt relativ selten vor, dass sich Prominenz aus der Sportwelt zu Politik äussert. Wenn es trotzdem mal passiert, ist der Nachhall dafür umso lauter. Wir erinnern uns zum Beispiel an die Debatte, die Colin Kaepernick mit der Take-a-Knee-Bewegung ausgelöst hatte.
Der Football-Star setzte sich für mehr Inklusion in der US-Gesellschaft ein und löste Turbulenzen aus, die bis ins Weisse Haus zu spüren waren. Präsident Donald Trump fühlte sich derart provoziert, dass er die Football-Spieler, welche sich Kaepernicks Bewegung anschlossen, indirekt als «Hurensöhne» bezeichnete.
Aufgeheizt ist die politische Stimmung derzeit nicht nur in den USA, sondern auch in Grossbritannien. Die Deadline des EU-Austritts rückt immer näher und nach wie vor herrschen grosse Meinungsverschiedenheiten darüber, wie die Scheidung über die Bühne gehen soll. Gibt es einen harten Brexit? Kann May trotz aller Schwierigkeiten einen Deal aushandeln? Oder gibt es am Ende gar ein zweites Referendum?
Inmitten all dieser Unsicherheiten hat sich nun ebenfalls eine prominente Sportsperson eingeschaltet. Sie stammt zwar nicht aus Grossbritannien, hat sich in den vergangenen Monaten aber sehr viel Respekt auf der Insel erarbeitet. Die Rede ist von Jürgen Klopp, dem deutschen Trainer des FC Liverpool.
Der 51-Jährige zählt zu den besten Coaches der Welt und führt mit seiner Mannschaft die Tabelle der Premier League an. Viele trauen dem charismatischen Trainer vom europäischen Festland zu, dass er die Reds zum ersten Mal seit 1990 zum Titel coachen wird.
Klopp hat sich seinen Kultstatus nicht nur wegen seiner unbestrittenen fachlichen Klasse erarbeitet. Dank seiner kernigen Sprüche, seines trockenen Humors und seiner direkten Art sorgt der Deutsche auch abseits des Platzes immer wieder für Schlagzeilen. Klopp nimmt kein Blatt vor den Mund, was in der heute so durchgeskripteten Fussballwelt eine erfrischende Ausnahme ist.
Deshalb hat Grossbritannien ganz genau hingehört, als sich Klopp in einem am Dienstag erschienen Interview mit BBC zur laufenden Brexit-Debatte äusserte. Ganz im Stile eines Sporttrainers vertrat der Liverpool-Coach die Devise: «Zusammen ist man immer stärker als alleine.»
Given that Brexit’s dominating the agenda again, here’s Liverpool boss Jürgen Klopp today on why it dismays him:
— Dan Roan (@danroan) 29. Januar 2019
“It’s common sense. History taught us that if you are alone, you’re weaker than if you’re in a unit..” pic.twitter.com/rxxnjw3O8b
Der Interviewer, Dan Rodan, dürfte wohl selbst überrascht gewesen sein, dass sich der Sportsmann derart ausführlich dem brisanten Thema widmete. Entstanden ist jedoch ein aussergewöhnlich dezidiertes Statement für die europäische Einheit, das in Erinnerung bleiben wird.
Bitte sehr:
(cma)