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Syrien

Bolton führt Gespräche über US-Abzug aus Syrien

Erdogan bietet USA die Stirn und weist Forderung nach Garantien für Kurden zurück

08.01.2019, 11:44
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National Security Advisor John Bolton unveils the Trump Administration's Africa Strategy at the Heritage Foundation in Washington, Thursday, Dec. 13, 2018. (AP Photo/Cliff Owen)
US-Sicherheitsberater John Bolton.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat die Forderung von US-Sicherheitsberater John Bolton nach Garantien zum Schutz der syrischen Kurden scharf zurückgewiesen.«Es ist unmöglich, Boltons Botschaft aus Israel zu schlucken», sagte Erdogan am Dienstag vor den Abgeordneten seiner Partei in Ankara.

Bolton hatte am Sonntag den Abzug der US-Truppen aus Syrien von Garantien für die Sicherheit ihrer kurdischen Verbündeten abhängig gemacht.

Kein Treffen Erdogan

Bolton traf am Dienstagvormittag den wichtigsten Berater und Sprecher von Erdogan, Ibrahim Kalin. Das teilte das türkische Präsidialamt mit. Treffen Boltons mit Erdogan oder Aussenminister Mevlüt Cavusoglu werde es nicht geben, berichtete CNN Türk.

Unter anderem wollten die USA von der Türkei Sicherheitsgarantien für die kurdische YPG-Miliz, die von der Türkei als Terroristen und Bedrohung der eigenen Grenze angesehen wird. Für die USA sind die Kurdenmilizen hingegen wichtige Verbündete im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS).

US-Präsident Donald Trump hatte vor Weihnachten angekündigt, alle Truppen aus Syrien abzuziehen, die dort die Kurden unterstützt haben. Inzwischen relativierte er seine Aussagen aber bereits mehrfach.

Turkey's President Recep Tayyip Erdogan delivers a speech to MPs of his ruling Justice and Development Party (AKP) at the parliament in Ankara, Turkey, Tuesday, Jan. 8, 2019. Erdogan said Turkey& ...
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan.Bild: AP/AP

Die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) fürchten bei einem US-Abzug aus Syrien eine türkische Offensive. Erdogan droht seit Wochen mit einem neuen Angriff gegen die YPG und hat bereits die Truppen an der Grenze verstärkt.

«Präsident Trump hat die richtige Entscheidung getroffen», schrieb Erdogan zum angekündigten US-Abzug in einem Beitrag für die «New York Times», der wenige Stunden vor den Gesprächen Boltons in Ankara veröffentlicht wurde. Der türkische Präsident kündigte an, nach dem Abzug der USA in Syrien die «Wurzeln» der Radikalisierung beseitigen zu wollen.

Zum von Trump angekündigten Abzug aus Syrien hatte Bolton vor wenigen Tagen bei einem Besuch in Israel bereits Bedingungen genannt. Es müsse zunächst sichergestellt sein, dass die IS-Terrormiliz besiegt und nicht in der Lage sei, wiederzuerstarken. Zudem müsse die Sicherheit der US-Verbündeten in der Region garantiert sein.

Auch US-Aussenminister Mike Pompeo bekräftigte, dass der IS nicht wiedererstarken dürfe. Einen «Aufstieg», wie ihn die Dschihadisten unter Trumps Vorgänger Barack Obama erlebt hätten, dürfe es nicht noch einmal geben, sagte Pompeo am Montag vor dem Antritt einer Reise in acht arabische Hauptstädte. Die USA stünden weiter zu allen Einsätzen, zu denen sie sich in den vergangenen zwei Jahren verpflichtet hätten. (aeg/sda/afp/dpa)

Wiederaufbau in Syrien wird zur Herkulesaufgabe

Video: srf
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9 Kommentare
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Linus Luchs
08.01.2019 11:52registriert Juli 2014
Auf den Krieg gegen die Kurden zu verzichten, ist für Erdogan etwa so, wie wenn Trump auf die Mauer zu Mexiko verzichten soll. Diese Führer brauchen ihre Feindbilder und ihren Kampf, um ihre Gefolgschaft zu begeistern.
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Snowy
08.01.2019 12:17registriert April 2016
Leider erneut ein klassischer "Trump":

Per Tweet irgendetwas in die Welt posaunen ohne die Folgen zu bedenken und sich mit den engsten Verbündeten / der eigenen Regierung abzusprechen.

Man kann es nicht genug wiederholen: Es ist der helle Wahnsinn, dass dieser offensichtlich geistig umnachtete und narzistische Mann das wichtigste Amt der Welt bekleidet.

More to come...
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Lai Nair
08.01.2019 14:45registriert Dezember 2016
Das einzige Ziel, welches der Diktator verfolgt, ist die Vernichtung der Kurden, auch wenn sie notabene Landsleute mit eigenen Bedürfnissen sind. Aber darauf nimmt er keine Rücksicht, schon gar nicht, wenn dies seine "Macht" einschränken könnte. Da fragt man sich schon, wer den eigentlich der Terrorist ist.
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