Der saudische Dissident und Journalist Jamal Khashoggi ist seit einem Besuch des saudi-arabischen Konsulats in Istanbul am 2. Oktober verschwunden. Er wollte Papiere für die Hochzeit mit seiner türkischen Verlobten im Konsulat abholen. Die Türkei beschuldigt Saudi-Arabien, ihn getötet und seine Leiche fortgeschafft zu haben. Die Regierung in Riad weist die Anschuldigungen zurück.
Die türkische Zeitung «Sabah» berichtete am Wochenende, dass Khashoggi seine «Befragung, Folterung und Tötung» mit seiner Apple Watch aufgenommen habe. Die Datei soll danach an sein iPhone und seine iCloud gesendet worden sein, wie CNN berichtet. Gemäss den Einschätzungen von Experten sei es jedoch eher unwahrscheinlich, dass die angebliche Tötung aufgenommen und übertragen wurde.
Allerdings sollen die türkischen Behörden über akustische und visuelle Beweise von Khashoggis Ermordung im saudi-arabischen Konsulat verfügen – das soll zumindest ein Informant gegenüber CNN gesagt haben. Jedoch ist unklar, wie die Behörden an die Aufnahmen gekommen sein sollen.
Erst wies der saudi-arabische Kronprinz Mohammed bin Salman gegenüber US-Präsident Donald Trump jegliche Anschuldigungen zurück. Während eines Telefonats bestritt er vehement, dass er oder seine Regierung irgendetwas mit dem Verschwinden von Khashoggi zu tun habe. «Es war nicht so, dass er irgendwelche Zweifel hatte. Seine Zurückweisung war sehr stark», sagte Trump gegenüber Medienvertretern.
'Rogue killers' possibly behind #Khashoggi disappearance - #Trump pic.twitter.com/T9zyaInErJ
— srb news (@srbnews0) 15. Oktober 2018
Trump fügte weiter an, dass «Schurken-Mörder» hinter dem Verschwinden des Journalisten stecken könnten. Allerdings ist unklar, ob es sich dabei um seine eigene oder Salmans Vermutung handelt.
Mittlerweile stehe Saudi-Arabien einem Medienbericht zufolge vor dem Eingeständnis, dass der verschwundene Journalist Jamal Khashoggi bei einem schief gelaufenen Verhör ums Leben gekommen sei. Ein entsprechender Bericht sei in Arbeit, berichtete der US-Sender CNN am Montag. Der Plan sei gewesen, den Saudi zu entführen, aber nicht zu töten.
Der Sender berief sich dabei auf zwei namentlich nicht genannte Personen. Darin dürfte einem der Insider zufolge erklärt werden, dass der Einsatz ohne Genehmigung erfolgt sei und dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen würden. Der zweite Insider habe allerdings eingeschränkt, dass am Text noch gearbeitet werde.
Donald Trump hat am Montag seinen Aussenminister Mike Pompeo nach Riad geschickt, damit sich dieser mit dem saudi-arabischen Kronprinzen Mohammed bin Salman trifft. Damit wollten die USA den Druck auf Saudi-Arabien erhöhen.
Es ist zudem möglich, dass Pompeo einen Zwischenhalt in der Türkei einlegt. «Er hat Anweisungen erhalten, herauszufinden, was passierte. Es ist eine schreckliche Situation, die ich kein bisschen mag», sagte Trump.
Die türkische Polizei durchsuchte am Montag zum ersten Mal das saudi-arabische Konsulat in Istanbul, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet. Zuvor wurde den türkischen Behörden der Zutritt verweigert. Erst nach einem Telefongespräch zwischen Erdogan und Salman wurde Einlass gewährt. Die Türkei geht nach wie vor davon aus, dass Khashoggi im Konsulat getötet wurde.
Die Ermittler hätten das Gebäude nach neun Stunden wieder verlassen, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Dienstag. Demnach haben die Ermittler auch Proben aus dem Garten des Konsulats mitgenommen. Ausserdem seien zwei Müllwagen der Gemeinde ins Konsulat gefahren, unklar war zunächst warum.
Saudi / Turkish team visiting the Saudi Consulate in Istanbul seems like just conducting a visual inspection, since no one has protective clothing and police equipment along with them #Khashoggi pic.twitter.com/5k1osLNnWg
— Ragıp Soylu (@ragipsoylu) 15. Oktober 2018
Rund eine Stunde zuvor betrat eine Delegation aus Saudi-Arabien das Konsulat. Diese verliess das Gebäude während Durchsuchung nicht. (sda/reu/vom/mlu)