Sie kommen sich wieder näher: Putin und Erdogan trafen sich am 9. August 2016 zu einem ersten Gespräch seit Juni 2016.Bild: Alexander Zemlianichenko/AP/KEYSTONE
10.08.2016, 00:0110.08.2016, 06:30
Erdogan und Putin haben sich am 9. August 2016 nach längerer Gesprächspause in St.Petersburg getroffen.
Bild: SERGEI KARPUKHIN/REUTERS
Das Verhältnis war nach dem Abschuss eines russischen Kampfflugzeugs durch die Türkei im November zerrüttet gewesen. Deshalb seien die Gespräche schwierig gewesen, sagte der russische Präsident Wladimir Putin im Anschluss an das Treffen mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in St.Petersburg vor den Medien.
Wie zerrüttet, zeigen die folgenden Zitate:
Bild: SERGEI KARPUKHIN/REUTERS
«Das heute ähnelt einem Stoss in den Rücken durch die Helfershelfer der Terroristen.»
Putin am 24. November 2015, dem Tag des Abschusses durch die Türkei
Dann am 25. November 2015:
«Dies war ganz offensichtlich ein Hinterhalt: Sie warteten, beobachteten und haben einen Vorwand gesucht.»
Sergej Lawror, russischer Aussenminister
Am gleichen Tag antwortet Erdogan: «Wir verteidigen nur unsere eigene Sicherheit und das Recht unserer Brüder.»
Bild: HANDOUT/REUTERS
Zwei Tage später, am 27. November 2015, relativiert er in einem Interview mit France24:
«Hätten wir gewusst, dass es ein russisches Flugzeug war, hätten wir möglicherweise anders gehandelt.»
Bild: UMIT BEKTAS/REUTERS
«Einige Zeit nach dem Zwischenfall habe ich Herrn Putin angerufen. Aber bis jetzt hat Herr Putin nicht zurückgerufen. Wir warten immer noch auf Antwort.»
Erdogan am 30. November zu seiner Bitte um ein Gespräch mit Putin
Putin lässt diesen verbalen Angriff nicht auf sich sitzen und holt dann am 3. Dezember zum Rundumschlag aus:
«Das war ein Schlag von hinten, begangen von Helfershelfern von Terroristen.»
«Wenn jemand ein hinterhältiges Kriegsverbrechen begeht, einen Mord an unseren Leuten, und dann denkt, er käme mit (einem Importverbot für) Tomaten davon (...), dann täuscht er sich.»
«Das ist ein verräterisches Regime.»
«Allah beschloss, die regierende Clique in der Türkei zu bestrafen, und hat sie um den Verstand gebracht (...) Wir wissen, wer jetzt in der Türkei den Terroristen (in Syrien) hilft, sich zu bereichern, indem das gestohlene Erdöl verkauft wird.»
Erdogan verteidigt sich am am gleichen Tag postwendend zu diesen Vorwürfen:
«Meine Familie mit hineinzuziehen ist eine nicht sehr moralische Seite dieser Angelegenheit.»
Erdogan
Dann herrschte mal für ein Weilchen Funkstille zwischen den Streithähnen, bis ...
... Erdogan sich in einem nicht veröffentlichten Brief am 27. Juni 2016 bei Putin entschuldigte:
«Ich möchte der Familie des getöteten russischen Piloten noch einmal mein Mitgefühl und mein tiefes Beileid aussprechen und sage Entschuldigung.»
Bild: YAGIS KARAHAN/REUTERS
Aber halt stopp!
Ein türkischer Regierungsvertreter am 28. Juni: «Der Präsident hat sein Bedauern in einem Brief an Wladimir Putin ausgedrückt und hat die Familie, nicht die russische Regierung, um Entschuldigung gebeten. Wir haben keine Entschuldigung (gegenüber Putin) ausgesprochen, sondern unser Bedauern geäussert.»
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow darauf am 28. Juni: «In dem Brief gibt es Worte des Bedauerns und das Wort Entschuldigung. Da gibt es keine philologischen Feinheiten.»
«Entschuldigung» also angenommen
Weshalb sich dann Erdogan am 7. August auch auf das Gespräch mit Putin freute: «Es wird ein historischer Besuch, ein Neuanfang. Bei den Gesprächen mit meinem Freund Wladimir wird eine neue Seite in den beiderseitigen Beziehungen aufgeschlagen.»
Bild: Alexander Zemlianichenko/AP/KEYSTONE
«Wir werden die Sanktionen gegen türkische Unternehmen schrittweise aufheben», sagte der russische Präsident Putin nach dem Treffen mit dem türkischen Präsidenten Erdogan. Ende gut, alles gut. Oder so ...
(gin/sda/dpa)
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