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Türkei

Erdogan-Bodyguards spielen Polizei in Köln

epa07056935 Turkish President Recep Tayyip Erdogan (C) greets the audience at the DITIB Central Mosque during the opening ceremony in Cologne, Germany, 29 September 2018. Erdogan visits Cologne-Ehrenf ...
Recep Tayyip Erdogan bei der Eröffnung der DITIB-Moschee am Samstag in Köln.Bild: EPA/EPA

Eklat bei Staatsbesuch – Erdogans Bodyguards spielen Polizei in Köln

30.09.2018, 13:3230.09.2018, 14:25
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Beim Staatsbesuch von Recep Tayyip Erdogan in Deutschland haben sich gestern ungewöhnliche Szenen abgespielt. Der türkische Präsident wohnte gestern der Eröffnung der DITIB-Zentralmoschee in Köln bei. Auf den Strassen der Domstadt versammelten sich sowohl Erdogan-Gegner als auch Erdogan-Befürworter. 

Gegen 13 Uhr am Samstagnachmittag tauchten plötzlich türkische Sicherheitsbeamte auf, welche ein Absperrband anbrachten, um die Demonstranten fernzuhalten, wie Bild.de berichtet. Demnach hatte das Band sogar die Aufschrift «Polizeiabsperrung». 

Die türkischen Sicheherheitskräfte hätten in der Folge Erdogan-kritische Demonstranten umringt und diese der deutschen Polizei gemeldet. Sie forderten, dass drei Frauen mit Schildern gegen Erdogan «entfernt» würden, ansonsten würden sie das übernehmen. Auch sollen die türkischen Sicherheitskräfte Journalisten bepöbelt und bedroht haben.

Dieser Zustand hielt über eineinhalb Stunden an, ehe die deutsche Polizei Verstärkung holte und die Demonstration komplett auflöste. Erdogans Sicherheitsmänner hätten sich in der Folge zur Moschee zurückgezogen, schreibt die «Bild» weiter. Weshalb die türkischen Sicherheitskräfte deutsche Absperrbänder hatten, wird derzeit abgeklärt. 

Erdogans Bodyguards sorgten bereits vor einem Jahr für Aufsehen, als sie in Washington unliebsame Demonstranten verprügelten. Die Bilder aus der amerikanischen Hauptstadt gingen damals um die Welt.

Erdogan mit Besuch zufrieden

Der türkische Präsident selber hat eine positive Bilanz seines umstrittenen Besuchs in Deutschland gezogen. Dieser sei «fruchtbar und erfolgreich» gewesen.

Man müsse Differenzen überwinden und sich auf gemeinsame Interessen konzentrieren, sagte Erdogan zum Abschluss seines dreitägigen Besuchs bei der Eröffnung einer Moschee in Köln. Die Gespräche hätten «die deutsch-türkische Freundschaft gestärkt».

Er habe mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gute Gespräche geführt, bilanzierte Erdogan. Es gebe zahlreiche Bereiche, wie die Wirtschaft, in denen die gemeinsamen Beziehungen ausgebaut werden könnten. Er habe dazu auch «bekannte deutsche Investoren» getroffen.

Erdogan sucht die Wiederannäherung an Deutschland auch, weil das NATO-Land wirtschaftlich unter Druck steht und Konflikte mit den USA austrägt.

Der türkische Präsident warb zudem für die doppelte Staatsbürgerschaft und sagte, seine in Deutschland lebenden Landsleute sollten nicht assimiliert werden – vielmehr gehe es um eine gleichberechtigte Integration.

Dabei kritisierte er den Umgang mit dem ehemaligen deutschen Nationalspieler Mesut Özil. Er könne nicht verstehen, dass dieser «ausgestossen» worden sei. Ein Foto Özils mit Erdogan kurz vor der Fussball-WM und den Präsidentenwahlen in der Türkei war der Ausgangspunkt der Debatte um den Fussballer, die zum Rücktritt Özils aus der Nationalelf führte. (cma/sda/reu/dpa)

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99 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Töfflifahrer
30.09.2018 13:44registriert August 2015
Kann es sein, dass nicht nur die Deutsche sonderen die gesamte Westliche freie und demokratische Welt mit Typen wie Erdogan und Trump komplett überfordert sind?
Hat keiner mehr Eier hinzustehn und klare Worte zu äussern und Taten folgen zu lassen?
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Don Alejandro
30.09.2018 13:37registriert August 2015
Der Möchtgerkönig vom Bospurus und seine Wachhunde. International isoliert und seine Entourage führt sich auf wie ein Haufen Kindergärtner.
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Magenta
30.09.2018 14:34registriert März 2018
Mich irritiert zutiefst, dass die Deutsche Polizei kurzerhand die komplette Demo aufgelöst hat, anstatt Erdogans Sicherheitskräfte in die Schranken zu weisen. So haben die ja genau erreicht, was sie wollten – und fühlen sich wohl noch in ihrem Tun bestätigt.
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