International
Türkei

Keine Proteste auf Erdogans Flughafen geduldet

Turkish police officers secure the entrance of Istanbul new airport construction site in Istanbul, Saturday, Sept.15, 2018. A trade union leader says police in Turkey have rounded up hundreds of const ...
Die Polizei überwacht nach den Festnahmen die Arbeiten auf der Baustelle. Bild: AP/AP

Tränengas gegen Arbeiter: Keine Proteste auf Erdogans Flughafen geduldet

16.09.2018, 00:4416.09.2018, 02:03
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Mit hunderten Festnahmen hat die türkische Polizei auf die Arbeiterproteste an der Baustelle für den neuen Istanbuler Grossflughafen reagiert. Die Beamten nahmen in der Nacht zu Samstag nach Gewerkschaftsangaben rund 500 Menschen fest.

Die Festgenommenen hatten zuvor gegen die Arbeitsbedingungen protestiert. Am Samstag löste die Polizei zudem eine Solidaritäts-Kundgebung auf und nahm 20 weitere Menschen fest, unter ihnen ein AFP-Fotograf im Einsatz. Nach rund zwei Stunden wurde er wieder freigelassen.

Der Flughafen ist ein Prestigeprojekt von Präsident Recep Tayyip Erdogan. Am Freitag hatten die Sicherheitskräfte Tränengas gegen die Arbeiter eingesetzt, die aus Protest gegen die gefährlichen Arbeitsbedingungen und ihre schlechte Wohnsituation in Streik getreten waren. Danach seien Protestteilnehmer massenweise festgenommen worden, teilte die Gewerkschaft DISK mit.

Eröffnung für Oktober geplant

Die Betreibergesellschaft IGA teilte inzwischen mit, mit Vertretern der Arbeiter gesprochen zu haben. Sie sagte eine rasche Behebung von Missständen zu. Mehrere Dutzend Sicherheitskräfte riegelten das Baustellengelände am Samstag ab, es fuhren gepanzerte Fahrzeuge auf.

Nach Angaben des Verkehrsministeriums starben bislang mindestens 27 Arbeiter auf der riesigen Baustelle, 13 der Todesfälle standen demnach in einem unmittelbaren Zusammenhang mit der Arbeit.

Die rund 35'000 Arbeiter stehen unter grossem Druck, den Flughafen bis Ende Oktober fertigzustellen, wenn er offiziell in Betrieb gehen soll. Der noch namenlose Megaflughafen am Schwarzen Meer soll dann den weiter südlich an der Küste des Marmara-Meeres gelegenen Atatürk-Flughafen ersetzen.

Nicht nur der Protest am Flughafen, sondern auch die Teilnahme an der Gay-Pride in Istanbul ist untersagt:

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Gay Pride Istanbul
Auch wenn Homosexuelle und Transsexuelle in der Türkei immer noch sehr unter Diskriminierung zu leiden haben: Es tut sich etwas in die richtige Richtung. Die Gay Pride etwa (hier 2014) ist in den vergangenen Jahren zu einem Massenevent angewachsen.
quelle: epa / sedat suna
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Erdogans Prestige-Projekt

Das neue Luftdrehkreuz gehört zu den ambitioniertesten Projekten von Präsident Erdogan. In der Anfangsphase sollen dort 90 Millionen Passagiere verkehren, doch soll ihre Zahl mittelfristig auf 150 Millionen steigen. Nach türkischen Angaben soll es der grösste Flughafen der Welt werden.

Wegen der Zerstörung grosser Waldgebiete im Norden der Bosporus-Metropole und der erwarteten Auswirkungen auf die Vogelzugrouten zwischen Europa und Asien wird das Megaprojekt von Umweltschützern kritisiert. (sda/afp)

User zerstören iPhone-Geräte für Erdogan

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7 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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sowhat
16.09.2018 09:10registriert Dezember 2014
Der noch namenlose Megaflughafen soll den Flughafen Atatürk ersetzen; ob Erdi sich ein Denkmal setzen will? Er hält sich doch für den Grössten.
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ChlyklassSFI // FCK NZS
16.09.2018 07:23registriert Juli 2017
Diktator Erdogan, du hast keine Eier.
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flubi
16.09.2018 06:13registriert Januar 2014
Ich würde ihn Gülen Airport International nennen.
Erdi Airport tönt nicht gut!
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7
Zeigt Mike Johnson jetzt endlich Eier?
Der Speaker des Abgeordnetenhauses riskiert seinen Job, wenn er am Samstag tatsächlich das Hilfspaket für die Ukraine zur Abstimmung bringt.

Der Präsident will es, der Senat will es, und auch eine Mehrheit der Abgeordneten will es, das Hilfspaket für die Ukraine. Bisher jedoch sind die so dringend benötigten Gelder blockiert. Der Grund für diese absurde Situation liegt im amerikanischen Politsystem. Der Führer der Mehrheit in der jeweiligen Kammer kann darüber entscheiden, ob ein Gesetz zur Abstimmung gelangt oder nicht. Das hat weitreichende Konsequenzen.

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