Nach der Völkermord-Resolution des Bundestags hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan seinen Ton gegenüber Deutschland nochmals verschärft. Deutschland solle erst Rechenschaft über den Holocaust ablegen.
Deutschland sei «das letzte Land», das über einen «sogenannten Völkermord» der Türkei abstimmen solle, sagte Erdogan nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu am Sonntagabend in Istanbul. Zunächst solle Deutschland Rechenschaft über den Holocaust und über die Vernichtung von mehr als 100'000 Herero in Südwestafrika Anfang des 20. Jahrhunderts ablegen.
Der türk. Präsident Erdogan nennt türkischstämmige MdB "verlängerten Arm" der Terroristen. @OezcanMutlu ist besorgt. pic.twitter.com/N6igov9UKX
— tagesthemen (@tagesthemen) 5. Juni 2016
Einem Bericht der «Welt» zufolge soll Erdogan in seiner Ansprache auch Bluttests für türkischstämmige Bundestagsabgeordnete gefordert haben. Demnach habe er den Grünen-Chef Cem Özdemir angegriffen – ohne allerdings dessen Namen zu nennen. «Da kommt ein Besserwisser und bereitet etwas vor, das er dem deutschen Parlament vorschlägt. Ein Türke, sagen manche. Ach was, Türke. Ihr Blut sollte einem Labortest unterzogen werden.»
Bereits am Samstagabend hatte Erdogan harte Kritik an der Einstufung der Massaker an den Armeniern als Völkermord geübt und besonders die türkischstämmigen Bundestags-Abgeordneten angegriffen, die für die Resolution gestimmt hatten. Ihnen warf er nach Angaben von Anadolu vor, der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK als verlängerter Arm zu dienen.
«Es ist sowieso bekannt, wessen Sprachrohr sie sind», sagte Erdogan. «Von der separatistischen Terrororganisation in diesem Land sind sie die Verlängerung in Deutschland.» (cma/sda/dpa/spon)