Als Reaktion auf den gescheiterten Putsch hat die türkische Regierung nach eigenen Angaben gegen rund 82'000 Menschen ermittelt. Mehr als 35'000 Menschen seien inhaftiert worden.
Knapp 4000 Verdächtige würden noch gesucht, bilanzierte Justizminister Bekir Bozdag am Samstagabend laut dem Fernsehsender NTV bei einer Veranstaltung der regierenden AKP.
Noch Ende September hatte die Regierung mitgeteilt, dass sie gegen 70'000 Menschen ermittle. 26'000 davon stünden weiter «unter der Kontrolle der Justiz», sagte Bozdag am Samstag.
Präsident Recep Tayyip Erdogan, der den in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen als Drahtzieher des Umsturzversuchs betrachtet, hatte nach dem gescheiterten Putsch am 15. Juli umfangreiche «Säuberungen» im Staatsapparat angekündigt.
Der Ausnahmezustand wurde inzwischen bis Mitte Januar verlängert. Als Folge kann Staatspräsident Erdogan per Notstandsdekret regieren. Unter anderem wurden mehr als 50'000 Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes per Dekret entlassen.
Ebenfalls per Dekret verfügte Erdogan die Verlängerung der Untersuchungshaft von vier auf 30 Tage. Der Kontakt zu einem Anwalt darf fünf Tage lang verwehrt werden.
Menschenrechtsorganisationen und Teile der Opposition kritisieren, dass die türkische Führung den Ausnahmezustand missbrauche, um gegen Regierungsgegner vorzugehen. (viw/sda/afp/dpa)