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Der türkische Präsident hat dem Sender CNN ein Interview gegeben, in dem er einen vielsagenden Einblick in seinen künftigen Umgang mit der Presse gewährte. Moderatorin Becky Anderson fragt Recep Tayyip Erdogan zunächst, wie er die Nacht von Freitag auf Samstag persönlich erlebt habe. Der antwortet:
«Ich habe mit meiner Familie fünf Tage Ferien in Marmaris gemacht. In der Nacht wurde ich gegen 22 Uhr [23 Uhr unserer Zeit] benachrichtigt und man sagte mir, was los ist. Man hat mich informiert, dass es in Istanbul, Ankara und an einigen anderen Orten eine Art Bewegung gebe. Wir beschlossen aufzubrechen. Meine Frau, mein Schwiegersohn und meine Enkel waren bei mir, als das passierte.»
Dann kommen die Medien ins Spiel. Erdogan fährt fort: «Bevor wir aufbrachen, wollte ich vor die Kameras treten. Ich wollte die Bevölkerung über das Fernsehen erreichen, doch der Staatssender erreichte die Bevölkerung nicht mehr.» Der TV-Sender TRT war von den Putschisten lahmgelegt worden.
«Wir mussten also, was die Medien angeht, Plan B anwenden: Wir haben Smartphones benutzt und uns bei einigen Privatsendern live gemeldet. Bei diesen Übertragungen habe ich die Leute aufgerufen, auf die Strassen und Plätze der Städte zu gehen. Ich wurde informiert, dass die Leute gleich nach diesem Aufruf in Massen auf die Strasse gingen. Das war sehr wichtig.»
Erdogan habe sich bei CNN Türk via Facetime gemeldet. Becky Anderson fragt, ob diese Nacht Erdogans Sicht auf Social Media und die Pressefreiheit verändert hat. Der Präsident lacht: «Wir haben die Pressefreiheit und private Sender immer geschätzt, und in unserer 14 Jahre währenden Regierung haben wir diese Dinge immer gefördert. Wir haben einige Hürden entfernt und solche Unternehmen unterstützt.»
Neben CNN Türk war Erdogan auf A-Habesh, NTV und NTGRT zu sehen. Die Sender gaben ihm die Freiheit, zu reden, fasst Anderson zusammen: Fühlt er sich nun der Freiheit der Presse verpflichtet?
«Nun, Becky, ich habe nie ein Problem mit der Pressefreiheit gehabt», holt der Präsident aus. «Wenn jemand immer noch sagt, die Presse in der Türkei sei nicht frei, möchte ich so antworten: Es gab einen versuchten Putsch. Es gibt Leute, die auf der Seite der Putschisten sind, und Medien, die für und gegen den Coup sind.»
Dann wird es interessant: «Die Frage ist: Wird die türkische Justiz gegen die Medien, die den Putsch unterstützt haben, denn nichts unternehmen? Natürlich wird sie! Warum? Nun, wenn du diesen Putschversuch unterdrücken willst, müssen die Putsch-Sympathisanten an den richtigen Ort gebracht werden, wenn man so will. Sie sollten die richtige Behandlung erfahren, denn sonst werden die Leute durch Fehlinformationen getäuscht.»
Auf gut Deutsch: Den Medien, die nicht linientreu sind, stehen schwere Zeiten ins Haus – wobei angemerkt werden muss, dass kritische Pressevertreter in der Türkei bis dato ohnehin nichts zu lachen hatten. Die «Säuberungswelle», die Militär, Verwaltung und Polizei erfasst hat, wird auch vor der vierten Macht nicht halt machen.
Update: Und schon lässt die türkische Regierung ihren Worten Taten folgen. Meedia berichtet unter Berufung auf «Reporter ohne Grenzen», dass in den letzten 48 Stunden mehr als ein Dutzend türkischer Nachrichtenwebsites ohne richterlichen Beschluss vom Netz genommen wurden.