Trumps Lieblingssender ist in der Kritik. Einer der bekanntesten Moderatoren von Fox News, Tucker Carlson, äusserte sich wiederholt abschätzig über Frauen. Veröffentlicht wurden die Aussagen am Wochenende von der Nonprofit-Organisation Media Matters.
Demnach schaltete sich Carlson zwischen 2006 und 2011 ungefähr eine Stunde pro Woche in die Radiosendung «Bubba the Love Sponge» ein. Dort sprach er mit den Gastgebern über verschiedene kulturelle und politische Themen, in zuweilen vulgärsten Tönen. Seit 2009 arbeitet Carlson für Fox News, zuvor war er bei MSNBC tätig.
In den veröffentlichten Ausschnitten ist zu hören, wie Carlson eine Eheschliessung von Minderjährigen in Schutz nimmt. Des Weiteren bezeichnete er die Tochter seiner Arbeitskollegin Martha Stewart als «cunty», auf Deutsch etwa «fotzig». Und Paris Hilton und Britney Spears seien die «grössten weissen Huren Amerikas».
Grundsätzlich meint er über Frauen:
Folgender Dialog gibt einen Eindruck, wie die Gespräche in der Männerrunde zu und her gingen.
Tucker Carlson: «Ich habe gerade diese Geschichte gelesen und habe darüber nachgedacht, wie wir sie in unsere Show kriegen können. Über dieses Kind, den 13-Jährigen, der, wie sie sagen, missbraucht wurde von seiner Lehrerin, die 28 Mal in einer Woche Sex mit ihm hatte ... Sie hat mit diesem Kind 28 Mal in einer Woche geschlafen. Nun frage ich euch ...»
The Love Sponge: «In einer Woche?»
Carlson: «Du hast einiges an Erfahrung. Du bist rumgekommen, richtig? Würdest du das auch schaffen?»
The Love Sponge: «Könnte ich Sex haben, also nicht mit einem Kind, könnte ich mit einer Frau schlafen ...»
Carlson: «Könntest du mit einer 165-Pfund-Frau 28 Mal in einer Woche schlafen? Bist du dazu physisch in der Lage oder ziehst du vor diesem Kind den Hut?»
The Love Sponge: «Yeah. Dieses Kind sollte einen Friedensnobelpreis oder so etwas erhalten.»
Carlson: «Die Medal of Freedom vom Präsidenten!»
Dieser Gesprächsausschnitt ist kein Ausrutscher, die Unterhaltungen zogen sich über Jahre im gleichen Stil hin. Im folgenden Video gibt es mehr davon:
In unearthed audio, Tucker Carlson makes numerous misogynistic and perverted comments https://t.co/g2xDnIk7N3 pic.twitter.com/TO3os8RjsM
— Media Matters (@mmfa) 10. März 2019
Die Ausschnitte lassen keine Zweifel: Tucker Carlson ist misogyn. Der Moderator wurde denn auch scharf kritisiert. Schauspielerin Alyssa Milano twitterte: «Schande über dich. Du hast Töchter.» User riefen zum Boykott seiner Show auf, da Fox News erst dann die Reissleine ziehe, wenn die Einschaltquote fallen würde.
Hey, @TuckerCarlson. Shame on you. You have daughters. https://t.co/HX5ePEMgCN
— Alyssa Milano (@Alyssa_Milano) 11. März 2019
Und was machte Tucker Carlson nach der Veröffentlichung der Gesprächsausschnitte? Er zeigte weder Reue noch entschuldigte er sich. Er rief stattdessen alle Kritiker dazu auf, in seine Show zu kommen und mit ihm zu diskutieren.
Auf Twitter schrieb Carlson:
— Tucker Carlson (@TuckerCarlson) 11. März 2019
Damit zeigt Carlson ähnlich wenig Scham wie US-Präsident Donald Trump, der regelmässig seine Show schaut. Die Radio-Gespräche ähneln stark jenem «Locker-Room-Talk», der kurz vor den Präsidentschaftswahlen veröffentlicht wurde. Darin prahlte Trump damit, wie einfach er Frauen rumkriege: «Grab 'em by the pussy!» Wir erinnern uns.
Es verwunderte denn auch nicht, dass Carlson von der Präsidentenfamilie umgehend Rückendeckung erhielt. Donald Trump Jr. tat die Aussagen Carlsons als Satire ab und schrieb: «Die Linke ist nur hinter Tucker Carlson her, weil er ihre Agenda so effektiv zerstört. Deshalb machen die das.»
For comments made on the “Bubba The Love Sponge” show. Obviously a serious policy show where no satire would be made.
— Donald Trump Jr. (@DonaldJTrumpJr) 11. März 2019
The left is not going after @TuckerCarlson for any reason other then he’s effective at destroying their agenda. That’s what they do. https://t.co/ExtAY86q5i
Tucker Carlson sorgte bereits vergangenen Monat für Schlagzeilen, als er während eines Interviews ausrastete. Dem Moderator platzte der Kragen, als der niederländische Historiker Rutger Bregman ihn kritisierte. Carlson beendete das Gespräch damals mit den Worten:
Die Ausschnitte, die Media Matters am Wochenende veröffentlichte, mögen zwar teilweise über zehn Jahre alt sein. Verändert hat sich Carlson seither aber offenbar nicht. (cma)