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#MosqueMeToo – Muslimas erzählen, wie sie in Mekka sexuell belästigt wurden

#MosqueMeToo – Muslimas erzählen, wie sie in Mekka sexuell belästigt werden 

bild: shutterstock
#MeToo geht jetzt auf Pilgerfahrt: Auf Twitter schildern Muslimas, wie sie auf ihrer Reise nach Mekka belästigt wurden. 
13.02.2018, 08:3325.10.2018, 10:38
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«Ich war zehn Jahre alt und dachte, meine Schwester halte mich an den Hüften, um mich in der Menge nach dem Freitagsgebet nicht zu verlieren. Doch meine Schwester stand neben mir und die Hände auf meinen Hüften waren nicht ihre.»

Erzählungen wie diese trenden derzeit unter dem Hashtag MosqueMeToo auf dem sozialen Netzwerk Twitter. Die Mehrheit der Posts stammt aus Frankreich, England und dem Iran. Muslimische Frauen erzählen darunter von ihren Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen während der Pilgerfahrt Haddsch und anderen religiösen Grossveranstaltungen. 

Spätestens seit #MeToo dürfte allen bewusst sein, dass sexuelle Belästigung in den verschiedensten Sphären ein Problem ist. Und trotzdem: In so manchen Bereichen wird nicht darüber gesprochen. Es gibt Tabus, die noch nicht gebrochen sind. Über eines dieser Tabus setzen sich die muslimischen Frauen auf Twitter nun hinweg: sexuelle Belästigung im religiösen islamischen Umfeld.

Lanciert hat den Hashtag Mona Eltahawy, US-ägyptische Journalistin und Feministin, am 6. Februar. Sie schrieb davon, wie sie als 15-Jährige in Mekka sexuell belästigt wurde und rief die User dazu auf, ihr Schweigen zu brechen. Es ist nicht das erste Mal, dass Eltahawy öffentlich darüber spricht. Sie schilderte das Erlebte bereits in einem Buch.  

Seit Eltahawys Tweet beschreiben immer mehr Muslimas ihre persönlichen, ähnlichen Erfahrungen unter dem Hashtag. 

«Ich war vollständig verschleiert und es passierte trotzdem.»

Viele zeigen sich dabei betroffen darüber, dass es trotz Verschleierung und heiligem Ort zu Übergriffen kommt. 

So zum Beispiel Userin Kadra Hosh. In diesem Tweet beschreibt sie, wie sie zweimal in Medina und einmal in Mekka belästigt worden sei: «Mir wurde gesagt, ich solle nicht darauf reagieren, sonst könnte ich Ärger bekommen. Ich war verschleiert und es passierte trotzdem.»

«Wenn sich Männer nicht einmal am heiligsten Ort dieser Welt beherrschen können, bezweifle ich, dass sie je aufhören werden, uns zu belästigen.»

Folgende Twitter-Nutzerin gibt an, während der Umrah, der kleinen Pilgerfahrt nach Mekka, belästigt worden zu sein: «Zuerst dachte ich, es sei ein Versehen, doch der Mann hörte nicht auf, mich zu begrapschen. Wenn sich Männer nicht einmal am heiligsten Ort dieser Welt beherrschen können, bezweifle ich, dass sie je aufhören werden, uns zu belästigen. Wir wollen doch nur sicher sein.»

Das überwiegende Fazit der Nutzer: Selbst der wichtigste Ort des Islams, wo die tiefste Verbundenheit mit Allah herrschen sollte, bleibt nicht frei von sexueller Belästigung.

Andere Twitterer kritisieren, dass mit solchen Aktionen auf den sozialen Medien abermals Islamophobie geschürt werde. Viele stellen auch Mona Eltahawy in Frage. Sie finden, Eltahawy wolle sich mit ihren Aussagen als Ex-Gläubige und Feministin lediglich profilieren. 

Ob sich durch die Aufmerksamkeit auf den sozialen Medien etwas ändern wird, bleibt fraglich. Doch zumindest fühlen sich muslimische Frauen und Männer ermutigt, nicht mehr stillzuschweigen.

Im dichten Gedränge haben die Angreifer leichtes Spiel

Die grosse Pilgerfahrt, der Haddsch, gehört zu den fünf Säulen des Islam und hat eine hohe Bedeutung für Gläubige: Sie wollen sich vom Alltag lösen und Allah nahekommen. Besonders an der Kaaba, einem schwarzen würfelartigem Gebäude im Zentrum der heiligen Moschee, fühlen sich viele Muslime Allah stark verbunden. 

epa04950237 (FILE) A file picture dated 20 September 2015 showing Muslim pilgrims as they circumvent around the Kaaba at the Masjid al-Haram Mosque, Islam's holiest site, in Mecca, Saudi Arabia,  ...
Die Kaaba umrunden sowohl Frauen als auch Männer gemeinsam siebenmal.Bild: EPA/EPA

Diese Kaaba umrunden sowohl Frauen als auch Männer gemeinsam siebenmal. Dieser Vorgang wird Tawaf genannt. Immer dichter werdende Massen drängen sich dabei näher an den Würfel heran. Ein Moment des Friedens und der Innigkeit mit der eigenen Religion – doch offenbar auch der passende Zeitpunkt, um sich unbemerkt an den Pilgern zu vergreifen. Die unsittlichen Berührungen und Übergriffe sollen besonders oft hier passieren. (kün)

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92 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Menel
13.02.2018 09:22registriert Februar 2015
Sags ja, Idioten sind Idioten und die sind gleichmässig um den ganzen Erdball verteilt, da ändert auch keine Religion was daran. ein respektvoller Mensch, ist ein respektvoller Mensch, egal welcher Religion er angehört. Bei einem Idioten hilft keine Religion der Welt.
Beurteile Menschen nach ihrem Handeln und nicht ihrer Religion.
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ostpol76
13.02.2018 09:12registriert November 2015
Jetzt bin ich ein wenig verwirrt. Müssen doch diese Frauen ein Leben lang Burka, Burkini, Niqab oder Hidschab damit sie nicht anzüglich wirken. Und trotzdem werden sie sexuell belästigt?
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Bruno S.1988
13.02.2018 09:54registriert Juli 2016
Einmal beten und Gott um Verzeihung bitten und schon ist das Gewissen wieder rein! Deswegen geniessen Religionen solch eine grosse Beliebtheit. Nach dem Motto "only god can judge me".
Ich möchte nicht behaupten dass Religionen per se schlecht sind. Aber gibt schon ziemlich viele Heuchler die einfach nur abscheuliche Menschen sind, aber denken dass es ausreicht sich vor Gott zu rechtfertigen um sich vor deren Sünden zu reinigen.
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