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Elon Musk erntet wegen dieses Ukraine-Friedensplans viel Spott und Wut

epa10144986 Tesla-founder Elon Musk speaks at a discussion forum during the Offshore Northern Seas (ONS) Conference, in Stavanger, Norway, 29 August 2022. The ONS is taking place from 29 August to 01  ...
Elon Musk bekommt eine Menge Kritik ab wegen seines Friedensplans für die Ukraine und Russland.Bild: keystone

«F*ck off»: Elon Musk wird wegen seines Friedensplans mit Spott und Wut überhäuft

Elon Musk schlägt der Ukraine und Russland einen Friedensplan vor, der aber nicht gut ankommt. Das Internet – und ukrainische Politiker – schickt eine ordentliche Ladung Spott und Wut in Richtung des reichsten Mannes der Welt.
04.10.2022, 05:4706.12.2022, 17:57
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Elon Musks Friedensplan

Elon Musk ist bekannt dafür, seine Meinung auf Twitter zu so ziemlich jedem Thema, das die Welt beschäftigt, abzugeben. So äusserte er sich am Montagabend, wie schön häufiger, auch zum Krieg in der Ukraine. Dabei inszenierte er sich als Friedensstifter: Der reichste Mann der Welt schlug der Ukraine und Russland einen Vier-Punkte-Plan vor, der den Krieg seiner Meinung nach mit einem Kompromiss beenden könnte. Dieser sieht folgendermassen aus:

Punkt 1: In den von Russland kürzlich annektierten Regionen soll unter der Aufsicht der Vereinten Nationen erneut abgestimmt werden, zu welchem Land die Bürgerinnen und Bürger dort gehören möchten. Sollten sich diese für die Ukraine entscheiden, verlässt Russland ohne zu murren die Regionen.

Punkt 2: Die 2014 annektierte Halbinsel Krim wird offiziell Russland zugesprochen. Sie sei seit 1783 Teil von Russland gewesen, bis zum «Fehler von Chruschtschow».

Punkt 3: Die Wasserversorgung zur Krim wird sichergestellt.

Punkt 4: Die Ukraine bleibt neutral.

Was ist dabei kontrovers?

Während Punkt 1 so ziemlich allem widerspricht, was Wladimir Putin in der Ukraine erreichen will, stösst der ukrainischen Seite Punkt 2 besonders sauer auf. Mit der Darstellung, dass die Halbinsel Krim seit 1783 formell zu Russland gehört und es eines Fehlers des früheren Sowjetpräsidenten Nikita Chruschtschow bedurfte, dass die Krim ukrainisch wurde, übernimmt Musk quasi die Argumentation des Kremls, mit welcher die Annektion der Halbinsel 2014 gerechtfertigt wurde. Die Punkte 3 bis 4 hinterlassen zudem jede Menge Interpretationsspielraum.

In weiteren Tweets lässt Musk zudem verlauten, dass ein Atomkrieg «unwahrscheinlich» sei, sein skizziertes Szenario hingegen am Ende sehr wahrscheinlich eintreten werde. Die Frage sei nur, wie viele Menschen bis dahin sterben müssten.

Ausserdem schreibt Musk, dass die Möglichkeit eines Sieges der Ukraine in einem künftigen «totalen Krieg» unwahrscheinlich sei, da Russland dreimal so viele Einwohner habe. Wer sich wirklich um die Menschen in der Ukraine sorge, der sei um Frieden bemüht.

Die Kombination dieser Aussagen liest sich für viele Unterstützerinnen und Unterstützer der Ukraine als Kapitulationsvorschlag an die Regierung von Wolodymyr Selenskyj.

So reagieren ukrainische Politiker

Dementsprechend gepfeffert fallen die Reaktionen aus. Allen voran der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, nimmt kein Blatt vor den Mund: «‹Fuck off› ist meine sehr diplomatische Antwort an dich, Elon Musk.»

Das Einzige, was er mit seinem Friedensvorschlag bewirke, sei, dass kein Ukrainer nun mehr seinen «verdammten Tesla-Schrott» kaufen werde, so Melnyk.

Etwas subtiler fällt die Antwort des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj aus. Er reagiert mit einer simplen Umfrage auf Musks Tweets, der ebenfalls in einer Umfrage von seiner Twitter-Gemeinde wissen wollte, was sie von seinem Friedensplan hält:

Später äusserte sich Selenskyj noch deutlicher und warf Musk vor, mit solchen Aussagen Russland zu unterstützen.

Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak ist sich derweil sicher, einen besseren Plan für den künftigen Verlauf des Konflikts zu kennen:

Noch etwas ironischer ist die Antwort des ukrainischen Politikers Serhiy Prytula. Er schlägt kurzerhand vor, Musk ein Geschichtsbuch zu schenken. Dafür sammelt er Geld, der Überschuss solle der ukrainischen Armee zugutekommen. Prytula schreibt, in nur 30 Minuten seien 25'000 US-Dollar für die Finanzierung von Musks Geschichtsnachhilfe zusammengekommen.

Und so reagiert das Internet

Auch sonst bekommt Musk für seine Friedensumfrage ziemlich viel Spott und Sarkasmus ab. So schlägt dieser User vermeintlich ähnlich simple Optionen für die weitere Verwendung von Musks Vermögen vor:

Ein weiterer User erkennt einen Widerspruch im Friedensplan. Er könne nicht glauben, dass Musks «brillanter» Plan die Überwachung der Referenden durch die Vereinten Nationen vorsehe, wo doch die Referenden an sich schon gegen die Regeln der UN-Charta verstossen würden.

Er hätte besser bei SpaceX und Tesla bleiben sollen, meint diese Userin:

Für eine letzten Endes wohl recht angemessene Einordnung von Musks Tweets sorgt der ukrainische Reporter Illia Ponomarenko: Elon Musk habe etwas Dummes auf Twitter gesagt, über ein Thema, von dem er nur wenig Ahnung habe. Ein solcher Post verdiene es zwar, ins Lächerliche gezogen zu werden – aber es ergebe keinen Sinn, nun einen Feind aus Musk zu machen.

(con)

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300 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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kleine_lesebrille
04.10.2022 06:32registriert Mai 2022
Es braucht mehr Elektroautos und mehr Starlink, aber weniger (undurchdachte) Friedenspläne.
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Izdubar
04.10.2022 08:22registriert August 2018
Wieso wird im Titel des Artikels (und auch in anderen Artikeln) eigentlich zunehmende diese unsägliche amerikanische Eigenheit übernommen, Schimpfwörter zu zensieren? Umso mehr als im Tweet von Melnyk offensichtlich unzensiertes "Fuck off" zu lesen ist.
Im Gegensatz zur Situation in den USA darf den Leser*innen hierzulande auch mal ein unflätiges Wort in unzensierter Form zugemutet werden.
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Mutzli
04.10.2022 08:53registriert Dezember 2016
Nur zur besseren Einordnung: Musk lügt auch, wenn er behauptet, dass er allein aus hehren Gründen und ganz unentgeltlich die Ukraine mittels Starlink unterstützt habe.
Denn ein grosser Teil der Kosten wurde durch die Regierung der USA bezahlt: https://www.washingtonpost.com/politics/2022/04/08/us-quietly-paying-millions-send-starlink-terminals-ukraine-contrary-spacexs-claims/

Nicht unähnlich wie seine gross angekündigten Ventilatorenspenden für COVID nie passierten oder wie SpaceX & Tesla vor allem dank staatlicher Subventionen gross wurden.
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