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Ukraine

Spital in Kiew von russischen Raketen getroffen – Selenskyj empört

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Russischer Angriff auf Krankenhaus in Kiew
Am Montagmorgen, dem 3. Juli, stieg Rauch über der Skyline der ukrainischen Hauptstadt auf.
quelle: keystone / evgeniy maloletka
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«Mistkerle im Kreml» – Selenskyj mit wütender Reaktion nach Angriff auf Kinderklinik

Bei massiven russischen Luftangriffen auf die Ukraine starben 30 Menschen, 120 weitere wurden verletzt. Auch ein Kinderspital wurde getroffen.
08.07.2024, 12:1210.07.2024, 13:56
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Einen Tag vor dem NATO-Gipfel in Washington sind durch schwere Raketenangriffe auf die Ukraine über 30 Menschen getötet und über 120 Menschen verletzt worden. Allein in der Hauptstadt Kiew wurden nach Behördenangaben mindestens 20 Menschen getötet und 60 Menschen verletzt.

Aus den Industriestädten Krywyj Rih und Dnipro im Süden der Ukraine wurden mindestens 11 Tote und 60 Verletzte gemeldet.

Angriff am helllichten Tag

Der erste grosse Luftalarm erschallte kurz vor 10 Uhr. Wenig später waren die ersten Explosionen im Bezirk Kropyvnytsky und Krywyj Rih zu hören. In der Hauptstadt Kiew gingen die Raketen in mehreren Wellen nieder.

Der ukrainischen Luftwaffe zufolge feuerte das russische Militär Marschflugkörper und mehrere Hyperschallraketen des Typs Kinschal (Dolch) auf Ziele in der Dreimillionen Hauptstadt ab. In der Innenstadt waren gut zwei Dutzend Explosionen mutmasslich von Flugabwehrraketen zu hören, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur dpa berichtete.

Bürgermeister Vitali Klitschko zufolge gab es herabstürzende Trümmerteile in vier Stadtteilen sowie zahlreiche Notrufe.

Kinderspital getroffen

Fassungslosigkeit löste in Kiew der Treffer auf ein grosses Kinderkrankenhaus aus

Bilder und Videos auf X zeigen das Ausmass der Zerstörung. Gemäss noch nicht offiziell bestätigten Berichten befänden sich auch noch Kinder unter den Trümmern.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj schrieb auf X:

Okhmatdyt Kinderkrankenhaus in Kiew. Eines der wichtigsten Kinderkrankenhäuser nicht nur in der Ukraine, sondern auch in Europa. Okhmatdyt sorgt für die Gesundheit von Tausenden von Kindern.

Nun sei das Spital durch einen russischen Angriff beschädigt worden. Auch Menschen befänden sich unter den Trümmern. Noch würden die Trümmer beiseite geräumt, die genaue Zahl der Opfer sei noch nicht bekannt.

Gesundheitsminister Wiktor Ljaschko zufolge wurden in dem Kinderkrankenhaus Abteilungen für Dialyse, Krebsbehandlung, Operationssäle und die Intensivstation beschädigt. Hunderte Anwohner halfen Rettungskräften, Trümmer zu räumen und nach Opfern zu suchen.

Angriff auf Kinderspital in Kiew
Bilder auf X zeigen Kinder vor dem Spital. Bild: X/Jay in Kyiv

Selenskyj legte sich nicht fest, ob die Klinik direkt angegriffen worden sei oder die Attacke einem anderen Objekt gegolten habe. Aber er schrieb:

«Russland kann nicht behaupten, es wisse nicht, wohin seine Raketen fliegen, und muss für alle seine Verbrechen voll zur Verantwortung gezogen werden. Gegen Menschen, gegen Kinder, gegen die Menschheit im Allgemeinen. Es ist sehr wichtig, dass die Welt darüber jetzt nicht schweigt und dass jeder sieht, was Russland ist und was es tut.»

Moskau bestätigt Angriffe

Das russische Verteidigungsministerium bestätigte Raketenangriffe, die angeblich Rüstungsfabriken und Militärflugplätzen der Ukraine galten. Die vielen Videobilder aus Kiew belegten, dass die Schäden durch eine ukrainische Flugabwehrrakete verursacht worden seien, hiess es ohne Beleg.

Die Erschütterung der Ukrainer über den Angriff tat das Moskauer Militär als «Hysterie des Kiewer Regimes» ab, wie sie sich immer wieder vor Zusammenkünften der Nato zeige. Ukrainischen Berichten zufolge wurde noch ein zweites Krankenhaus in der Hauptstadt auf der anderen Seite des Dnipro beschädigt.

Präsident Selenskyj hat diese Behauptungen zurückgewiesen. «Was für ein Zynismus, den die Mistkerle im Kreml an den Tag legten, dass es angeblich die ukrainische Flugabwehr und kein gezielter Raketenschlag war», sagte der ukrainische Staatschef auf einer Pressekonferenz mit dem polnischen Regierungschef Donald Tusk in Warschau.

Ukrainian President Volodymyr Zelenskyy with Poland's Prime Minister Donald Tusk attend a news conference as they meet in Warsaw, Poland, Monday, July 8 , 2024. (AP Photo/Czarek Sokolowski)
Selenskyj in Warschau.Bild: keystone

Auch weitere Städte betroffen

Aus den Industriestädten Krywyj Rih und Dnipro im Süden der Ukraine wurden mindestens 11 Tote und gut 60 Verletzte gemeldet.

Weitere Ziele waren die frontnahen Städte Slowjansk und Kramatorsk im ostukrainischen Gebiet Donezk. Angaben zu Treffern auf militärische Ziele oder Rüstungsfabriken wurden nicht gemacht.

epa11444291 A handout picture made available by the State Emergency Service shows Ukrainian rescuers working at the site of a rocket strike on a residential building in the city of Dnipro, Ukraine, 29 ...
Ein Gebäude in Dnipro, das bei einem Raketenangriff Ende Juni zerstört worden war.Bild: keystone

Am Morgen hatte die russische Luftwaffe Berichten zufolge bereits Marschflugkörper auf Ziele bei der westukrainischen Grossstadt Schytomyr abgefeuert. Die ukrainische Flugabwehr hat dabei eigenen Angaben nach drei der vier Raketen abschiessen können. Zwei weitere ballistische Raketen seien nicht abgefangen worden.

Das russische Militär setzte bei dem Angriff Selenskjys Angaben zufolge mehr als 38 Raketen ein. 30 davon habe die Flugabwehr abfangen können. Ungewöhnlich war, dass die schwere Attacke tagsüber stattfand zu Beginn der Arbeitswoche. Schon in der Nacht hatte es Luftangriffe mit Drohnen, Marschflugkörpern und Raketen gegeben. (saw/sda/dpa)

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220 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Lanc
08.07.2024 12:18registriert August 2020
Russland ist ein Terrorstaat.

Zeit endlich mehr Sanktionen gegen Russland zu verhängen und mehr Waffen an die Ukraine zu liefern.
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Bynaus
08.07.2024 13:12registriert März 2016
Wie krank muss man sein, um ein Kinderspital anzugreifen? Ich hoffe, von der Internationalen Gemeinschaft gibt es eine klare Antwort auf dieses Kriegsverbrechen, z.B. die längst überfällige Aufhebung aller Beschränkungen für den Einsatz westlicher Waffen innerhalb Russlands. Für mich persönlich war das auf jeden Fall wieder einmal Gelegenheit und Anlass, an "u24.gov.ua" zu spenden.
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Kong
08.07.2024 12:54registriert Juli 2017
Als ob das bisherige Gebahren nicht sinnlos genug gewesen wäre nun noch diese sinnlosen Terrorangriffe. Die sind militärisch nicht von Nutzen, weder bricht es den Wehrwillen der Ukraine, noch bringt es etwas. Die Verluste und Knappheit an der Front sollen durch solche Taten überdeckt werden? Es ist kein Ende absehbar und ich hoffe wir haben genug Durchhaltewillen mit Unterstützung.
2009
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