Einen Tag vor dem NATO-Gipfel in Washington sind durch schwere Raketenangriffe auf die Ukraine über 30 Menschen getötet und über 120 Menschen verletzt worden. Allein in der Hauptstadt Kiew wurden nach Behördenangaben mindestens 20 Menschen getötet und 60 Menschen verletzt.
Aus den Industriestädten Krywyj Rih und Dnipro im Süden der Ukraine wurden mindestens 11 Tote und 60 Verletzte gemeldet.
Der erste grosse Luftalarm erschallte kurz vor 10 Uhr. Wenig später waren die ersten Explosionen im Bezirk Kropyvnytsky und Krywyj Rih zu hören. In der Hauptstadt Kiew gingen die Raketen in mehreren Wellen nieder.
Der ukrainischen Luftwaffe zufolge feuerte das russische Militär Marschflugkörper und mehrere Hyperschallraketen des Typs Kinschal (Dolch) auf Ziele in der Dreimillionen Hauptstadt ab. In der Innenstadt waren gut zwei Dutzend Explosionen mutmasslich von Flugabwehrraketen zu hören, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur dpa berichtete.
Bürgermeister Vitali Klitschko zufolge gab es herabstürzende Trümmerteile in vier Stadtteilen sowie zahlreiche Notrufe.
Fassungslosigkeit löste in Kiew der Treffer auf ein grosses Kinderkrankenhaus aus
One of the buildings next to the Okhamdyat hospital complex bore the brunt of the attack pic.twitter.com/9EeNjVLU1D
— Oz Katerji (@OzKaterji) July 8, 2024
Bilder und Videos auf X zeigen das Ausmass der Zerstörung. Gemäss noch nicht offiziell bestätigten Berichten befänden sich auch noch Kinder unter den Trümmern.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj schrieb auf X:
Children's hospital in Kyiv. Children with cancer are treated here.
— Денис Казанський (@den_kazansky) July 8, 2024
Explain to me how you can trade with Russia after this? How can you buy oil from them?
This oil contains the blood of Ukrainian children pic.twitter.com/e1RbCWWcDr
Okhmatdyt Children's Hospital in Kyiv. One of the most important CHILDREN’S hospitals not only in Ukraine, but also in Europe. Okhmatdyt has been saving and restoring the health of thousands of children.
— Volodymyr Zelenskyy / Володимир Зеленський (@ZelenskyyUa) July 8, 2024
Now that the hospital has been damaged by a Russian strike, there are… pic.twitter.com/TmRlUmSBri
Nun sei das Spital durch einen russischen Angriff beschädigt worden. Auch Menschen befänden sich unter den Trümmern. Noch würden die Trümmer beiseite geräumt, die genaue Zahl der Opfer sei noch nicht bekannt.
Gesundheitsminister Wiktor Ljaschko zufolge wurden in dem Kinderkrankenhaus Abteilungen für Dialyse, Krebsbehandlung, Operationssäle und die Intensivstation beschädigt. Hunderte Anwohner halfen Rettungskräften, Trümmer zu räumen und nach Opfern zu suchen.
Selenskyj legte sich nicht fest, ob die Klinik direkt angegriffen worden sei oder die Attacke einem anderen Objekt gegolten habe. Aber er schrieb:
Das russische Verteidigungsministerium bestätigte Raketenangriffe, die angeblich Rüstungsfabriken und Militärflugplätzen der Ukraine galten. Die vielen Videobilder aus Kiew belegten, dass die Schäden durch eine ukrainische Flugabwehrrakete verursacht worden seien, hiess es ohne Beleg.
Die Erschütterung der Ukrainer über den Angriff tat das Moskauer Militär als «Hysterie des Kiewer Regimes» ab, wie sie sich immer wieder vor Zusammenkünften der Nato zeige. Ukrainischen Berichten zufolge wurde noch ein zweites Krankenhaus in der Hauptstadt auf der anderen Seite des Dnipro beschädigt.
Präsident Selenskyj hat diese Behauptungen zurückgewiesen. «Was für ein Zynismus, den die Mistkerle im Kreml an den Tag legten, dass es angeblich die ukrainische Flugabwehr und kein gezielter Raketenschlag war», sagte der ukrainische Staatschef auf einer Pressekonferenz mit dem polnischen Regierungschef Donald Tusk in Warschau.
Aus den Industriestädten Krywyj Rih und Dnipro im Süden der Ukraine wurden mindestens 11 Tote und gut 60 Verletzte gemeldet.
Weitere Ziele waren die frontnahen Städte Slowjansk und Kramatorsk im ostukrainischen Gebiet Donezk. Angaben zu Treffern auf militärische Ziele oder Rüstungsfabriken wurden nicht gemacht.
Am Morgen hatte die russische Luftwaffe Berichten zufolge bereits Marschflugkörper auf Ziele bei der westukrainischen Grossstadt Schytomyr abgefeuert. Die ukrainische Flugabwehr hat dabei eigenen Angaben nach drei der vier Raketen abschiessen können. Zwei weitere ballistische Raketen seien nicht abgefangen worden.
Das russische Militär setzte bei dem Angriff Selenskjys Angaben zufolge mehr als 38 Raketen ein. 30 davon habe die Flugabwehr abfangen können. Ungewöhnlich war, dass die schwere Attacke tagsüber stattfand zu Beginn der Arbeitswoche. Schon in der Nacht hatte es Luftangriffe mit Drohnen, Marschflugkörpern und Raketen gegeben. (saw/sda/dpa)
Zeit endlich mehr Sanktionen gegen Russland zu verhängen und mehr Waffen an die Ukraine zu liefern.