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US-Wahlen 2016

Wilde Gerüchte um Krankheit von Hillary Clinton

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9/11-Gedenkfeier
Hillary Clinton muss die 9/11-Gedenkfeier frühzeitig verlassen.
quelle: x90051 / brian snyder
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Doppelgängerin, Parkinson, Vergiftung – wilde Gerüchte um kranke Hillary Clinton

Die Verschwörungstheorien über Hillary Clintons Gesundheit schienen widerlegt. Mit der Heimlichtuerei um ihre Lungenentzündung hat sie die Gerüchteküche gleich selber neu angeheizt.
14.09.2016, 15:5915.09.2016, 00:15
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Für US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton gibt es derzeit nur eine Devise: Möglichst schnell zurück zur Normalität. Bereits am Donnerstag will sie den Wahlkampf wieder aufnehmen. Dies teilte ihr Sprecher Nick Merrill am Dienstagabend mit. Die Kandidatin habe den Tag mit der Lektüre von Akten und mit Telefonanrufen verbracht. Zudem habe sie den Wahlkampfauftritt verfolgt, den Präsident Barack Obama für sie in Philadelphia absolviert hatte.

Die Kandidatin der Demokraten steht derzeit wegen gesundheitlicher Probleme im Fokus. Und in der Kritik: Erst nach ihrem Schwächeanfall am Rande der 9/11-Gedenkfeier am Sonntag in New York hatte ihr Wahlkampfteam zugegeben, dass bei Clinton am Freitag eine Lungenentzündung diagnostiziert worden sei. Clinton gestand am Montag in einem CNN-Interview, die Öffentlichkeit erst spät informiert zu haben. Sie habe ihre Erkrankung selbst nicht ernst genommen.

Clinton veröffentlicht Informationen zu Gesundheitszustand
Die demokratische Hillary Clinton hat nach dem Wirbel um ihre Lungenentzündung Informationen zu ihrem Gesundheitszustand veröffentlicht. Clinton erhole sich von der Erkrankung, heisst es in einer Stellungnahme ihre Ärztin Lisa Bardack. Die Medizinerin bescheinigt Hillary Clinton zudem, fit für das Präsidentschaftsamt zu sein. (sda/dpa)

Da war der Schaden längst angerichtet. Seit Wochen kursieren Gerüchte über Hillary Clintons angeblich schlechten Gesundheitszustand. Sie leide unter Spätfolgen der Gehirnerschütterung, die sie 2012 erlitten hatte. Videos und Fotos wurden als Belege präsentiert, unter anderem vom früheren New Yorker Bürgermeister und 9/11-Helden Rudy Giuliani, heute ein feuriger Anhänger des republikanischen Kandidaten Donald Trump. Selbst von Demenz war die Rede.

Hillary Clinton im Interview mit CNN.Video: YouTube/CNN

Während sich Trump in der aktuellen Kontroverse auffällig zurückhält, drehen seine Anhänger in der rechten Medien- und Bloggerszene umso mehr im roten Bereich. Das Video vom Sonntag, das Clinton zeigt, wie sie regelrecht zum Auto geschleppt werden muss, hat ihre Fantasien beflügelt. Weshalb bereits wieder diverse Verschwörungstheorien um ihre Gesundheit kursieren:

Clinton hat eine Doppelgängerin

Nach ihrem Schwächeanfall wurde Hillary Clinton zur Wohnung ihrer Tochter Chelsea in Manhattan gefahren. Knapp zwei Stunden später verliess sie das Haus, aufrecht und bester Laune, ehe sie zu ihrem Anwesen im Vorort Chappaqua weiterfuhr, wo sie sich seither erholt. In den sozialen Medien sorgte der Kurzauftritt für Spekulationen: Nicht die Kandidatin selbst habe das Haus verlassen, sondern eine Doppelgängerin, um Normalität vorzugaukeln.

Unter dem Hashtag #HillaryBodyDouble wurden auf Twitter abenteuerliche Vergleiche angestellt. Die Figur, die Nase, selbst die Frisur sollen beweisen, dass eine andere Person vor Chelseas Appartement erschienen ist. In den Fokus geriet Teresa Barnwell. Sie ist seit der Präsidentschaft von Ehemann Bill Clinton in den 90er Jahren als Hillary-Imitatorin unterwegs. Einmal trafen sich die beiden Frauen sogar persönlich, an einer Buchpräsentation im Jahr 1996.

Barnwell machte den Fehler, sich anfangs auf den vermeintlichen Scherz einzulassen. Sie publizierte einen (inzwischen gelöschten) Tweet, der sie angeblich in Chelseas Wohnung zeigte. Als sie die Folgen erkannte, verkündete sie auf Twitter, sie sei am Sonntag gar nicht in New York gewesen, sondern in Los Angeles, wo sie einen Auftritt mit einem Bill-Clinton-Double absolvierte.

Clinton hat Parkinson

In rechten Medien hat die These Konjunktur, wonach Hillary Clinton an der Parkinson-Krankheit leidet. Auch ihre Hustenanfälle der letzten Zeit seien kein Symptom einer Allergie, sondern von Dysphasie, einer neurologisch bedingten Sprachstörung. Als «Kronzeuge» dient ein Arzt namens Ted Noel. Er ist jedoch Anästhesist und kein Neurologe, also kein Experte für Krankheiten wie Parkinson. Er hat Clinton nie untersucht, sich aber in einem Video als politischer Gegner der demokratischen Präsidentschaftsbewerberin geoutet.

Als weiterer «Beleg» für Clintons Krankheit dient die These, wonach einer ihrer Personenschützer in Wirklichkeit ein Arzt sei, der sie auf Schritt und Tritt begleite. Nach dem Schwächeanfall vom Sonntag kursierte zudem das Foto einer Frau. Sie gehöre ebenfalls zum medizinischen Betreuerteam, hiess es. Ein Clinton-Sprecher erklärte, es handle sich um Christine Falvo, eine PR-Frau und ehemalige Clinton-Mitarbeiterin.

Clinton wurde vergiftet

Eine Gegenthese brachte Bennet Omalu ins Spiel, ein renommierter Forensiker. Hillary Clinton sei «möglicherweise vergiftet worden», liess er auf Twitter verlauten. Er riet zu einer Untersuchung. Einen Beleg für seine Ferndiagnose lieferte Omalu nicht, sie scheint vielmehr politisch motiviert. «Ich traue Mr. Putin und Mr. Trump nicht. Mit diesen beiden ist alles möglich», twitterte er. Womit er wohl andeuten wollte, dass die Russen Clinton vergiften wollen.

Die Gerüchte um ihre Gesundheit kann Hillary Clinton wohl nur dann – halbwegs – zum Verstummen bringen, wenn sie ausführlicher als bislang darüber informiert. Vorerst zementiert ihre Heimlichtuerei nur das negative Image einer unehrlichen Kandidatin. «Eine Lungenentzündung ist keine Dysphasie. Doch Millionen Amerikaner, die wütend sind auf Clinton und ihre Establishment-Politik, werden das als Haarspalterei betrachten», schrieb der «Economist».

Donald Trump will übrigens am Donnerstag in einem Interview mit dem Fernseh-Doktor Mehmet Oz über die Resultate einer medizinischen Untersuchung von letzter Woche sprechen. Er könnte damit seine Gegnerin zusätzlich unter Druck setzen.

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27 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Beobachter24
14.09.2016 17:23registriert August 2014
@Peter Blunschi

Clinton ist krank.
Sie haben es am 24.08. als VT abgekanzelt, und wurden von Clinton selber widerlegt.
Nun listen sie die neuesten VTs auf und schwadronieren erneut über die sog. "rechte Bloggerszene“.

Wie wär's mal mit einer eigenen Einschätzung?
Was glauben Sie persönlich, wie krank die Frau C. ist?
Für wie glaubwürdig halten *Sie* Clintons eigene Einschätzung ihrer Gesundheit?

P.S. Ich halte Sie (im Prinzip) für einen talentierten Journalisten und zolle Ihnen (noch) Respekt. Aber irgendwann wird auch ihre Glaubwürdigkeit voll am Ar... sein.
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NWO Schwanzus Longus
14.09.2016 16:20registriert November 2015
Ich glaube nicht das es eine Verschwörungstheorie ist. Sondern da ist was dran. Denn Hillary zeigt öfters mal diverse Grimassen bei Interviews. Und die Anzeichen verdichten sich auf Krankheit. Ausserdem wird Hillary mit Samthandschuhen angefasst wenn man ihre Vergehen betrachtet. Das wird beschönigt obwohl sie normalerweise gar nicht antretten sollte bei den Vergehen von ihr.
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N. Y. P. D.
14.09.2016 16:32registriert Oktober 2015
Hillary wirkt erschöpft, wirkt unehrlich, wirkt nicht authentisch, gibt nur Statements ab, geht oberflächlich mit Fragen um, hat ein aufgesetztes Lächeln, wirkt distanziert und gibt Floskeln von sich.

Donald wirkt voll im Saft, wirkt ehrlich, wirkt authentisch, geht direkt auf Fragen ein, hat ein authentisches Lachen, wirkt nahbar und gibt keine Floskeln von sich.

So wirken die beiden.

Der Wahrheitsgehalt der Reden wurde bei beiden ja schon hinlänglich untersucht.
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