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Für US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton gibt es derzeit nur eine Devise: Möglichst schnell zurück zur Normalität. Bereits am Donnerstag will sie den Wahlkampf wieder aufnehmen. Dies teilte ihr Sprecher Nick Merrill am Dienstagabend mit. Die Kandidatin habe den Tag mit der Lektüre von Akten und mit Telefonanrufen verbracht. Zudem habe sie den Wahlkampfauftritt verfolgt, den Präsident Barack Obama für sie in Philadelphia absolviert hatte.
Die Kandidatin der Demokraten steht derzeit wegen gesundheitlicher Probleme im Fokus. Und in der Kritik: Erst nach ihrem Schwächeanfall am Rande der 9/11-Gedenkfeier am Sonntag in New York hatte ihr Wahlkampfteam zugegeben, dass bei Clinton am Freitag eine Lungenentzündung diagnostiziert worden sei. Clinton gestand am Montag in einem CNN-Interview, die Öffentlichkeit erst spät informiert zu haben. Sie habe ihre Erkrankung selbst nicht ernst genommen.
Da war der Schaden längst angerichtet. Seit Wochen kursieren Gerüchte über Hillary Clintons angeblich schlechten Gesundheitszustand. Sie leide unter Spätfolgen der Gehirnerschütterung, die sie 2012 erlitten hatte. Videos und Fotos wurden als Belege präsentiert, unter anderem vom früheren New Yorker Bürgermeister und 9/11-Helden Rudy Giuliani, heute ein feuriger Anhänger des republikanischen Kandidaten Donald Trump. Selbst von Demenz war die Rede.
Während sich Trump in der aktuellen Kontroverse auffällig zurückhält, drehen seine Anhänger in der rechten Medien- und Bloggerszene umso mehr im roten Bereich. Das Video vom Sonntag, das Clinton zeigt, wie sie regelrecht zum Auto geschleppt werden muss, hat ihre Fantasien beflügelt. Weshalb bereits wieder diverse Verschwörungstheorien um ihre Gesundheit kursieren:
Nach ihrem Schwächeanfall wurde Hillary Clinton zur Wohnung ihrer Tochter Chelsea in Manhattan gefahren. Knapp zwei Stunden später verliess sie das Haus, aufrecht und bester Laune, ehe sie zu ihrem Anwesen im Vorort Chappaqua weiterfuhr, wo sie sich seither erholt. In den sozialen Medien sorgte der Kurzauftritt für Spekulationen: Nicht die Kandidatin selbst habe das Haus verlassen, sondern eine Doppelgängerin, um Normalität vorzugaukeln.
This is getting serious now #HillarysBodyDouble pic.twitter.com/FpTuxTw82I
— USA For Trump 2016 (@USAforTrump2016) 12. September 2016
Unter dem Hashtag #HillaryBodyDouble wurden auf Twitter abenteuerliche Vergleiche angestellt. Die Figur, die Nase, selbst die Frisur sollen beweisen, dass eine andere Person vor Chelseas Appartement erschienen ist. In den Fokus geriet Teresa Barnwell. Sie ist seit der Präsidentschaft von Ehemann Bill Clinton in den 90er Jahren als Hillary-Imitatorin unterwegs. Einmal trafen sich die beiden Frauen sogar persönlich, an einer Buchpräsentation im Jahr 1996.
I'm in Los Angeles today. Not in NYC!
— Teresa Barnwell (@teresa_barnwell) 11. September 2016
Barnwell machte den Fehler, sich anfangs auf den vermeintlichen Scherz einzulassen. Sie publizierte einen (inzwischen gelöschten) Tweet, der sie angeblich in Chelseas Wohnung zeigte. Als sie die Folgen erkannte, verkündete sie auf Twitter, sie sei am Sonntag gar nicht in New York gewesen, sondern in Los Angeles, wo sie einen Auftritt mit einem Bill-Clinton-Double absolvierte.
In rechten Medien hat die These Konjunktur, wonach Hillary Clinton an der Parkinson-Krankheit leidet. Auch ihre Hustenanfälle der letzten Zeit seien kein Symptom einer Allergie, sondern von Dysphasie, einer neurologisch bedingten Sprachstörung. Als «Kronzeuge» dient ein Arzt namens Ted Noel. Er ist jedoch Anästhesist und kein Neurologe, also kein Experte für Krankheiten wie Parkinson. Er hat Clinton nie untersucht, sich aber in einem Video als politischer Gegner der demokratischen Präsidentschaftsbewerberin geoutet.
@Alexa_Belle_ @Cernovich Typical neurological test. Squeeze the Drs fingers #HillarysHealth #ClintonCollapse pic.twitter.com/T7OQbdlPpO
— Handcuff Hillary (@russellwiley) 11. September 2016
Als weiterer «Beleg» für Clintons Krankheit dient die These, wonach einer ihrer Personenschützer in Wirklichkeit ein Arzt sei, der sie auf Schritt und Tritt begleite. Nach dem Schwächeanfall vom Sonntag kursierte zudem das Foto einer Frau. Sie gehöre ebenfalls zum medizinischen Betreuerteam, hiess es. Ein Clinton-Sprecher erklärte, es handle sich um Christine Falvo, eine PR-Frau und ehemalige Clinton-Mitarbeiterin.
Eine Gegenthese brachte Bennet Omalu ins Spiel, ein renommierter Forensiker. Hillary Clinton sei «möglicherweise vergiftet worden», liess er auf Twitter verlauten. Er riet zu einer Untersuchung. Einen Beleg für seine Ferndiagnose lieferte Omalu nicht, sie scheint vielmehr politisch motiviert. «Ich traue Mr. Putin und Mr. Trump nicht. Mit diesen beiden ist alles möglich», twitterte er. Womit er wohl andeuten wollte, dass die Russen Clinton vergiften wollen.
I must advice the Clinton campaign to perform toxicologic analysis of Ms. Clinton's blood. It is possible she is being poisoned.
— Bennet Omalu (@bennetomalu9168) 12. September 2016
Die Gerüchte um ihre Gesundheit kann Hillary Clinton wohl nur dann – halbwegs – zum Verstummen bringen, wenn sie ausführlicher als bislang darüber informiert. Vorerst zementiert ihre Heimlichtuerei nur das negative Image einer unehrlichen Kandidatin. «Eine Lungenentzündung ist keine Dysphasie. Doch Millionen Amerikaner, die wütend sind auf Clinton und ihre Establishment-Politik, werden das als Haarspalterei betrachten», schrieb der «Economist».
Donald Trump will übrigens am Donnerstag in einem Interview mit dem Fernseh-Doktor Mehmet Oz über die Resultate einer medizinischen Untersuchung von letzter Woche sprechen. Er könnte damit seine Gegnerin zusätzlich unter Druck setzen.