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Sie tun zu wenig: Kein G20-Staat beim Klimaschutz auf 1,5-Grad-Kurs

Sie tun zu wenig: Kein G20-Staat beim Klimaschutz auf 1,5-Grad-Kurs

11.11.2019, 06:0011.11.2019, 14:59
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Für vier Fünftel des weltweiten Treibhausgas-Ausstosses sind die G20-Staaten verantwortlich. Im Kampf gegen die Erderhitzung spielen sie deswegen eine Schlüsselrolle. Vor der Uno-Klimakonferenz haben Experten die Entwicklung in diesen Ländern bewertet.

epa07679067 A handout image made available by the G20 organizing host shows Leaders of the G20 Summit during the Digital Economy event on the sidelines of the G20 summit in Osaka, Japan, 28 June 2019. ...
Wichtige Teilnehmer des G20-Gipfels im Juni in Osaka.Bild: EPA

Die G20-Staaten tun einer internationalen Untersuchung zufolge weiterhin zu wenig, um die Erderhitzung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Der Treibhausgas-Ausstoss der 19 Industrie- und Schwellenländer und der Europäischen Union steige weiter, heisst es im «Brown to Green»-Report, den das Netzwerk Climate Transparency am Montag veröffentlichte – drei Wochen vor Beginn der Uno-Klimakonferenz in Madrid. Im vergangenen Jahr nahmen die Emissionen demnach um 1,8 Prozent zu.

Die führenden Industrie- und Schwellenländer der G20 sind für 80 Prozent des Treibhausgas-Ausstosses verantwortlich. Auf Kurs für das 1,5-Grad-Ziel ist dem Bericht zufolge kein Land der Gruppe.

Auch eine optimistische Botschaft

Die Wissenschaftler und Umweltschützer haben auch eine optimistische Botschaft: Rund die Hälfte der G20, darunter die EU, dürfte ihre bisherigen, selbst gesetzten Klimaziele übererfüllen. Damit könnten sie wie im Pariser Klimaabkommen vorgesehen im Jahr 2020 neue, ehrgeizigere Ziele vorlegen.

In dem Abkommen haben sich fast alle Länder der Welt vorgenommen, die Erderhitzung auf deutlich unter zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen – viele Staaten und Experten halten das 1,5-Grad-Ziel für notwendig. Um knapp ein Grad hat sich die Erde schon erwärmt. Wenn die Staaten nur ihre aktuellen Klimaschutz-Zusagen erfüllen, dürften es Klimaforschern zufolge bis Ende des Jahrhunderts 3 Grad werden – mit katastrophalen Folgen für Gletscher und Polareis, Korallenriffe, Artenvielfalt – und auch für die Menschheit.

Im Jahr 1986 (links) noch ein stolzer Gletscher, nun ist er offiziell "tot" (rechts). Der Okjokull-Gletscher in Island.
Das Gletschersterben ist bereits Wirklichkeit.Bild: AP NASA

Der Klimawandel lässt das Risiko für extreme Hitze- und Kältewellen, Dürren, schwere Stürme und Starkregen schon jetzt steigen. Extreme Wetterereignisse kosten in den G20-Staaten dem Report zufolge jährlich rund 16'000 Menschenleben und führen zu wirtschaftlichen Einbussen von 142 Milliarden US-Dollar.

Nach den Massstäben des 1,5-Grad-Berichts des Uno-Klimarats müssten die G20-Staaten ihren Treibhausgas-Ausstoss bis 2030 um mindestens 45 Prozent im Vergleich zu 2010 reduzieren, wie die Experten im «Brown to Green»-Report erläutern. Bis 2070 dürften sie unterm Strich keine Treibhausgase mehr ausstossen. Das bedeutet, dass alle verbleibenden Emissionen ausgeglichen werden müssten.

Verbrauch müsste drastisch sinken

Dafür müsste der Verbrauch von Erdöl, Kohle und Erdgas drastisch sinken. Derzeit beziehen die G20-Länder 82 Prozent ihrer Energie – nicht nur für Strom, sondern auch für Verkehr und Heizungen – aus solchen fossilen Quellen. Und der Energiebedarf steigt.

Die OPEC wird die Ölförderung wohl auch in Zukunft bewusst drosseln. (Archivbild)
Fossile Energie ist bei den meisten G20-Ländern noch Hauptenergielieferant. Bild: AP

«Der neue »Brown to Green«-Report zeigt, dass es in allen relevanten Bereichen Vorreiter unter den G20-Staaten gibt, die den Wandel zur Emissionsfreiheit vorantreiben», so Jan Burck von der Nichtregierungsorganisation Germanwatch, der zu den Autoren des Reports gehört. «Allerdings geschieht dies bisher nur in Teilbereichen und bezogen auf die gesamte G20 noch deutlich zu langsam.»

Climate Transparency wird unter anderen von der Weltbank unterstützt. Der «Brown to Green»-Report stellt seit 2015 jedes Jahr dar, wie die G20 im Klimaschutz vorankommen. Das sind Argentinien, Australien, Brasilien, China, Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Indien, Indonesien, Italien, Japan, Kanada, Mexiko, Russland, Saudi-Arabien, Südafrika, Südkorea, Türkei, die USA und die Europäische Union. (mim/sda/dpa)

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