Die von US-Präsident Donald Trump seit Tagen grossspurig angekündete Verleihung des «Fake-News-Award» ist so richtig in die Hose gegangen. Der Link, den er auf Twitter verbreitete, funktionierte zuerst nicht:
And the FAKE NEWS winners are...https://t.co/59G6x2f7fD
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) January 18, 2018
Auf der Webseite erschien bloss eine Fehlermeldung:
Womöglich war die Seite gar noch nicht aufgeschaltet, als Trump den Link twitterte. Oder die Seite war überlastet.
Trumps Fail sorgt für viel Häme in den sozialen Medien:
A Very Stable Genius has tweeted a 404 for his FAKE NEWS awards. Does anyone see the irony pic.twitter.com/SOiHoSdZW7
— Belinda Barnet (@manjusrii) January 18, 2018
«Das stabile Genie twittert eine Error-Seite für seinen Fake-News-Award. Wer sieht die Ironie!», schreibt eine Userin.
Die Gewinner, oder wie Trump sie nennt, die «Losers» sind folgende Medien:
Platz elf der Liste ging im weitesten Sinn an Berichte über eine Einmischung Russlands in die Präsidentenwahl 2016. Einen klaren Adressaten gab es nicht, aber Grossbuchstaben: «ES GIBT KEINE GEHEIMEN ABSPRACHEN!
Die «Awards» wurden jeweils für einzelne Ereignisse einer Berichterstattung benannt, nicht für Medien generell.
Die Verleihung der «Fake News Awards» wäre bereits für vergangene Woche vorgesehen gewesen. Doch Trump verschob sie auf Mittwoch, da das Interesse derart gross gewesen sei.
The Fake News Awards, those going to the most corrupt & biased of the Mainstream Media, will be presented to the losers on Wednesday, January 17th, rather than this coming Monday. The interest in, and importance of, these awards is far greater than anyone could have anticipated!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 7. Januar 2018
Nur wenige Stunden vor der Verleihung der «Fake News Awards» wurde Donald Trump vom republikanischen Senator Jeff Flake stark angegriffen.
«Im Jahr 2017 wurde die Wahrheit – die objektive, empirische, nachweisliche Wahrheit – mehr missbraucht und in Mitleidenschaft gezogen als jemals zuvor in der Geschichte unseres Landes, verantwortet von der mächtigsten Persönlichkeit innerhalb unserer Regierung», sagte Flake am Mittwoch.
Das ständige Wiederholen von Unwahrheiten unterhöhle das Vertrauen in wichtige Institutionen und bringe die Öffentlichkeit dazu, diesen nicht mehr zu glauben. «Der zerstörerische Effekt dieser Art von Verhalten auf unsere Demokratie kann nicht hoch genug eingeschätzt werden», sagte Flake.
Eine freie Presse sei der Feind von Despoten, und das mache die freie Presse zum Wächter der Demokratie, betonte der Senator. Und: «Wenn eine an der Macht befindliche Person reflexhaft jede Veröffentlichung, die ihm nicht passt, als »Fake News« bezeichnet, dann ist es diese Person, die Verdacht erregen sollte, nicht die Presse.»
"We know well that no matter how powerful, no president will ever have dominion over objective reality. And no politician will ever tell us what the truth is and what it is not," Sen. Jeff Flake says https://t.co/lLAb2c84kD pic.twitter.com/8XckwCP6Tg
— CBS News (@CBSNews) 17. Januar 2018
Jeff Flake ist ein vehementer parteiinterner Kritiker von Präsident Trump. Er hat angekündigt, seinen Senatssitz Anfang 2019 zu räumen und zur Wahl im November dieses Jahres nicht mehr anzutreten.
Der Senator aus Arizona ging hart mit Trumps permanenter Medienschelte ins Gericht. Die Vierte Gewalt im Staate als «Fake News» und gar als «Feinde des Volkes» zu bezeichnen, sei eines Präsidenten nicht würdig. Die Bezeichnung von Medien als Volksfeinde stamme von Sowjet-Diktator Josef Stalin. Der Vergleich sei selbst von Parteichef Nikita Chruschtschow verboten worden.
«Ein Präsident, der keine Kritik annehmen kann, der sich ständig genötigt sieht, auszuweichen, abzulenken, der ständig jemanden braucht, dem er die Schuld zuweisen kann, der wandelt auf einem sehr gefährlichen Pfad», sagte Flake. «Und ein Kongress, der seine Funktion als Korrektiv des Präsidenten nicht wahrnimmt, trägt zu dieser Gefahr bei.» 2018 müsse das Jahr werden, in dem die Wahrheit wieder die Oberhand gewinnt.
Auch der zweite Senator von Arizona, John McCain, kritisierte Trump in einem Gastbeitrag für die «Washington Post» scharf. Trump fahre schwere Angriffe auf die Integrität von Journalisten und Nachrichtenorganisationen. Dies diene Diktaturen in aller Welt als Vorbild.
«Ob es Trump bewusst ist oder nicht, solche Schritte werden genau beobachtet von Politikern im Ausland, die seine Worte bereits als Deckmantel hernehmen, während sie eine wichtige Säule der Demokratie zum Schweigen bringen», schrieb McCain, ebenfalls Mitglied der Republikanischen Partei. (amü/cma/sda/dpa)