Der ehemalige US-Präsident Donald Trump muss wegen eines sexuellen Übergriffs eine Entschädigung in Millionenhöhe zahlen. Das entschied eine Geschworenenjury am Dienstag in New York, wie ein dpa-Reporter im Gerichtssaal berichtete. Der Vorwurf der Vergewaltigung wurde abgewiesen. Ausserdem hielt die Jury es für erwiesen, dass Trump die Schriftstellerin E. Jean Carroll verleumdet hat. Insgesamt muss Trump fünf Millionen US-Dollar (rund 4,56 Millionen Franken) an Entschädigung und Strafe zahlen. Die Jury - aus sechs Männern und drei Frauen bestehend - fällte ihr Urteil nach nicht einmal drei Stunden Beratung.
Bei zivilen Verfahren gilt in den USA für einen Schuldspruch eine niedrigere Schwelle als bei Strafprozessen: Ein solcher bedeutet im Zivilrecht, dass die Juroren eine Tat als eher wahrscheinlich denn als eher unwahrscheinlich ansehen. Bei Strafprozessen muss die Schuld hingegen zweifelsfrei erwiesen sein.
Trump will 2024 erneut US-Präsident werden und bewirbt sich für die republikanische Nominierung - rechtliches Vorgehen gegen ihn in einer Reihe von Fällen stellt er als politisch motiviert dar. Anfang April war Trump als erster ehemaliger US-Präsident in einem anderen Verfahren strafrechtlich angeklagt worden.
Die Anwältin der Autorin hat den Ausgang des Verfahrens begrüsst. «Wir sind sehr zufrieden», sagte Roberta Kaplan am Dienstag beim Verlassen des Gerichtsgebäudes in New York an der Seite ihrer Mandantin. Caroll selbst äusserte sich vor dem Gerichtsgebäude nicht.
Die Autorin E. Jean Carroll hatte Trump vorgeworfen, er habe sie Mitte der 1990er Jahre in einem New Yorker Nobelkaufhaus vergewaltigt. Der damals noch nicht als Politiker tätige Immobilienunternehmer wies die Anschuldigung stets zurück. Strafrechtlich sind die Vorwürfe verjährt, zivilrechtlich stand der heute 79-jährigen Carroll der Rechtsweg jedoch offen. Die Jury wertete den Vorfall nun unter anderem als sexuellen Missbrauch - den Vorwurf der Vergewaltigung wies sie zurück. Insgesamt muss Trump fünf Millionen US-Dollar (rund 4.56 Millionen Euro) an Entschädigung und Strafe zahlen.
«Ich habe diese Klage gegen Donald Trump eingereicht, um meinen Namen reinzuwaschen und mein Leben zurückzubekommen», zitierten US-Medien aus einer Stellungnahme Carrolls. «Heute kennt die Welt endlich die Wahrheit. Dieser Sieg ist nicht nur für mich, sondern für jede Frau, die gelitten hat, weil ihr nicht geglaubt wurde.»
Trumps Anwalt Joseph Tacopina hatte dagegen gesagt, die Anschuldigungen seien «unvorstellbar» und «unglaubwürdig». Trump sei zu diesem Zeitpunkt bereits als Immobilienunternehmer prominent gewesen, so dass eine solche Tat nicht unbemerkt geblieben wäre.
Trump hatte im Prozess selbst nicht ausgesagt und war bei dem Verfahren nicht persönlich anwesend. Sein Anwalt hatte das damit begründet, dass der ehemalige Präsident den New Yorkern den grossen logistischen Aufwand ersparen wolle, der mit einer Reise in die Ostküstenmetropole und den zentralen Bezirk Manhattan verbunden wäre.
Carroll hatte den Vergewaltigungsvorwurf 2019 in einem Buchauszug öffentlich gemacht. Trump reagierte damals unter anderem mit der Bemerkung, Carroll sei nicht sein Typ. Er warf der ehemaligen Kolumnistin des Magazins «Elle» auch vor, nur den Verkauf ihres Buches ankurbeln zu wollen. Die Schriftstellerin klagte daraufhin gegen Trump - zunächst wegen Verleumdung, weil er sie als Lügnerin dargestellt habe. Ein neues New Yorker Gesetz machte zuletzt die Erweiterung um den Vorwurf der - durch die Vergewaltigung verursachten - Körperverletzung möglich.
Diverse Frauen haben Trump in der Vergangenheit sexuelle Belästigung vorgeworfen, was dieser stets zurückwies. Während seines Präsidentschaftswahlkampfes 2016 war ausserdem eine alte Tonaufnahme publik geworden, in der sich Trump anzüglich und herabwürdigend über Frauen äusserte - und darüber, dass man als Star Frauen auch an ihren Genitalien anfassen könne, wenn man es wolle.
Bei der Argumentation der Anwälte Carrolls spielte auch diese Aufnahme von 2005 eine Rolle. Es sei nicht - wie von Trump dargestellt - Gerede unter Männern gewesen, sondern ein Geständnis über die Art, wie er sich verhalte. So habe er es auch bei Carroll getan.
Die Stimmung in den USA ist angesichts der rechtlichen Verfolgung Trumps aufgeheizt. Gegen den 76-Jährigen wird wegen einer Reihe möglicher Verbrechen ermittelt. Er selbst stellt das Vorgehen der Strafverfolgungsbehörden gegen ihn als «Hexenjagd» dar, die seine Kandidatur 2024 verhindern soll. Zuletzt waren seine Umfragewerte in parteiinternen Befragungen gestiegen - Trump liegt darin deutlich vor anderen möglichen republikanischen Bewerbern.
Der ehemalige US-Präsident Donald Trump will gegen seine Verurteilung wegen sexuellen Missbrauchs in Berufung gehen. Das kündigte er nach einem verlorenen Zivilprozess am Dienstagabend (Ortszeit) per Videobotschaft an. «Die ganze Sache ist ein Betrug und (...) eine Schande für unser ganzes Land», wetterte der Republikaner, der 2024 wieder ins Weisse Haus einziehen will.
Anfang April war Trump als erster ehemaliger US-Präsident in einem anderen Verfahren strafrechtlich angeklagt worden. Gegen ihn wird wegen einer Reihe möglicher Verbrechen ermittelt. Zuletzt waren seine Umfragewerte in parteiinternen Befragungen gestiegen - Trump liegt darin deutlich vor anderen möglichen republikanischen Bewerbern, die 2024 US-Präsident Joe Biden herausfordern wollen. Trotz aller Vorwürfe gegen Trump stehen die Republikaner immer noch weitgehend geschlossen hinter ihm.
Dennoch waren nach der Urteilsverkündung auch kritische Töne zu hören. «Die Republikaner sollten dies nicht abtun und sagen, dass dies nicht von Bedeutung ist», sagte der Ex-Gouverneur des Bundesstaates Arkansas, Asa Hutchinson. Er bewirbt sich ebenfalls um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner. Der republikanische Senator Kevin Cramer sagte, das Urteil sei nicht «disqualifizierend», habe aber Auswirkungen auf Trumps Wählbarkeit. «Das und einige andere Dinge lassen mich daran zweifeln, ob er der beste Kandidat für die Partei wäre», zitierte ihn der Sender CNN. Der Trump-Verbündete Kevin McCarthy als Vorsitzender des Repräsentantenhauses wollte das Urteil am Nachmittag auf Nachfrage nicht kommentieren.
(oee/dab/sda/dpa)
Und das war erst der erste Prozess, weitere folgen.