In der verschlungenen Affäre um angebliches Abhören von US-Präsident Donald Trump vor seiner Amtseinführung sind plötzlich neue Erkenntnisse aufgetaucht. Es sei möglich, dass Gespräche von Trump und seiner Mitarbeiter durch routinemässige Abhöraktionen mitgeschnitten worden seien, sagte der Vorsitzende des Geheimdienstausschusses im US-Repräsentantenhaus, Devin Nunes.
Trump hatte seinem Amtsvorgänger Barack Obama vorgeworfen, dieser haben ihn in seinem Wahlkampf-Hauptquartier im Trump-Tower in New York abhören lassen. Die US-Geheimdienste verneinten dies. Die Bundespolizei FBI untersucht unterdessen weiter mögliche Verbindungen des Trump-Teams zur russischen Regierung.
Präsident Trump, der über die neuen Erkenntnisse von Nunes im Weissen Haus informiert worden war, sagte, er empfinde «so etwas wie eine Rehabilitierung». Allerdings sagte Nunes auch, dass die Vorwürfe gegen Obama weiterhin haltlos seien.
Nunes sagte nun, er selbst habe beim Sichten von ihm zugeleiteten Geheimdienstunterlagen bemerkt, dass es offenbar zufällig gesammelte Informationen gegeben habe. «Das ist normales, zufälliges Sammeln», sagte Nunes. Es scheine sich um legal erlangte Informationen zu handeln.
Der stellvertretende Ausschussvorsitzende Adam Schiff von den oppositionellen Demokraten kritisierte das Vorgehen von Nunes scharf. Er habe Trump und die Medien informiert, bevor die restlichen Ausschussmitglieder davon wussten.
«Wenn die Erkenntnisse stimmen, hätte er den Ausschuss informieren müssen», beklagte Schiff. Er habe nun grosse Bedenken, dass das Thema korrekt behandelt wird. «So geht man nicht eine saubere Untersuchung an», sagte Schiff.
Der US-Abhördienst NSA zeichnet routinemässig Gespräche auf, die führende US-Amerikaner mit ausländischen Repräsentanten führen. In den verschriftlichten Versionen werden die Namen jedoch nicht genannt. Es sei zu befürchten, dass in diesem Falle eine Demaskierung stattgefunden habe, sagte Nunes.
Über die Affäre unerlaubter Kontakte zu ausländischen Regierungen war bereits Trumps früherer Sicherheitsberater Michael Flynn gestolpert. Er hatte nach wenigen Wochen im Amt zurücktreten müssen, weil er noch vor Amtsantritt mit dem russischen Botschafter Gespräche über Sanktionen geführt und dies verheimlicht hatte.
Untersucht wird auch die Rolle von Trumps früherem Wahlkampfmanager Paul Manafort, dem Kontakte nach Russland und in die Ukraine nachgesagt werden. (cma/sda/dpa)