International
USA

Iran wirft USA «Wirtschaftsterrorismus» vor

Paraguay's President Mario Abdo Benitez addresses the 73rd session of the United Nations General Assembly Tuesday, Sept. 25, 2018, at the United Nations headquarters. (AP Photo/Frank Franklin II)
Die Generalversammlung der Vereinten Nationen gestern in New York.Bild: AP/AP

«Absurd und abnormal»: Wie der Iran Trumps Angriff konterte – UNO-Versammlung im Überblick

26.09.2018, 02:5326.09.2018, 12:45
Mehr «International»

Multilateralismus zum Auftakt

UNO-Generalsekretär António Guterres hatte zum Auftakt der 73. Generaldebatte der UNO-Vollversammlung den Verlust von Vertrauen in der Welt beklagt.

«Die Menschen fühlen sich besorgt und unsicher. Vertrauen ist an der Zerreissgrenze. Vertrauen in nationale Institutionen. Vertrauen zwischen Staaten. Vertrauen in eine auf Regeln basierte globale Weltordnung», sagte Guterres. «Wir haben die Pflicht, ein reformiertes und gestärktes multilaterales System herzustellen und zu unterstützen.»

Trump kritisiert den Iran

Nach Guterres Eröffnungsrede gab es keine versöhnlichen Worte mehr. US-Präsident Donald Trump hat vor der UNO-Vollversammlung eine weltweite Isolation der Regierung im Iran gefordert. «Wir rufen alle Nationen dazu auf, das iranische Regime zu isolieren, solange seine Aggressionen andauern», sagte Trump am Dienstag bei seiner Rede bei den Vereinten Nationen in New York.

Trump verteidigte den einseitigen Rückzug der USA aus dem Atomabkommen mit dem Iran und die damit verbundenen US-Sanktionen, die seit August wieder wirksam sind.

Der US-Präsident betonte, am 5. November werde eine zweite Runde an Sanktionen wieder in Kraft gesetzt werden, die unter anderem den für den Iran überaus wichtigen Ölhandel betreffen. Durch den wirtschaftlichen Druck sollten der Regierung in Teheran die Gelder dafür verwehrt werden, «ihre blutigen Absichten zu verfolgen».

Trump will einen Politikwechsel im Iran:

Video: srf

Der Iran kontert

Nach scharfer Kritik von US-Präsident Trump an der iranischen Führung rechnete Präsident Hassan Ruhani vor der UNO-Vollversammlung im Gegenzug mit der US-Regierung ab. «Dem Multilateralismus entgegentreten ist kein Zeichen der Stärke, sondern ein Symbol der Schwäche des Intellekts», sagte Ruhani am Dienstag in einer Rede bei der Generaldebatte. Trump trample auf den globalen Regeln herum und handle «absurd und abnormal». Die dem Iran auferlegten Sanktionen seien eine Form von «Wirtschaftsterrorismus».

Iranian President Hassan Rouhani addresses the 73rd session of the United Nations General Assembly, Tuesday, Sept. 25, 2018 at U.N. headquarters. (AP Photo/Mary Altaffer)
Irans Präsident Hassan RuhaniBild: AP/AP

Gleichzeitig streckte Ruhani aber auch eine Hand in Richtung USA aus: «Wir laden Sie ein, an den Verhandlungstisch, den Sie verlassen haben, zurückzukommen», sagte Ruhani. «Ich beginne den Dialog genau hier.»

Unmittelbar vor seiner Rede hatte Trump ein Treffen mit seinem iranischen Amtskollegen Ruhani ausgeschlossen, solange es keinen Politikwechsel Teherans gebe. Er gehe davon aus, dass die Regierung in Teheran angesichts der Sanktionen keine Alternative zu einem Politikwechsel habe.

Trump wiederholte, die iranische Führung wolle mit ihm zusammenkommen. Ruhani sagte dem US-Sender CNN dagegen am Rande der Generalversammlung: «Weder dieses noch letztes Jahr haben wir ein solches Treffen mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten angefragt.» Dagegen habe die amerikanische Seite im vergangenen Jahr achtmal um ein Gespräch gebeten. Ruhani betonte, er halte ein solches Treffen derzeit nicht für angemessen.

Die USA kritisieren unter anderem die Unterdrückung von Frauen im Iran:

Video: srf

Wie steht die EU zum Iran?

epa07019404 European Union Foreign Policy Chief Federica Mogherini gives a press conference on a new 'Africa-Europe Alliance' for sustainable investment and jobs, and a more efficient financ ...
EU-Aussenbeauftragte Federica Mogherini.Bild: EPA/EPA

Die EU hält unverändert an dem Atomabkommen mit dem Iran fest. Die EU-Aussenbeauftragte Federica Mogherini kündigte zum Beginn der UNO-Vollversammlung Schritte zur Umgehung der US-Sanktionen gegen den Iran an.

US-Aussenminister Mike Pompeo übte umgehend scharfe Kritik an dem von EU-Staaten geplanten System zur Umgehung von US-Sanktionen gegen das «Verbrecherregime» in Teheran. «Das ist eine der denkbar kontraproduktivsten Massnahmen für regionalen und globalen Frieden und Sicherheit», sagte er.

Trump lobt Nordkorea

Im Atom-Streit mit Nordkorea sieht Trump dagegen grosse Fortschritte. Seit seinem Gipfeltreffen mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un im Juni habe sich viel bewegt, sagte Trump. Es seien Fortschritte erreicht, die viele nicht für möglich gehalten hätten. Es flögen nicht mehr Raketen in alle Richtungen, Atomanlagen würden zum Teil bereits abgebaut.

Trump dankte Kim für diese Schritte und für dessen «Mut». Er betonte zugleich, es gebe noch sehr viel zu tun. Bei seiner ersten Rede vor der UNO-Vollversammlung im vergangenen Jahr hatte Trump Nordkorea noch mit Vernichtung gedroht und damit weltweit Kriegsängste geschürt.

Was sagte Trump sonst noch?

In seiner diesjährigen Rede warb Trump erneut dafür, nationalen Interessen den Vorrang vor einer globalen Weltordnung einzuräumen, und kündigte an, dass auch die Auslandshilfen der USA künftig stärker an ihren eigenen Interessen ausgerichtet werden würden.

Trump kritisierte zudem erneut die Energiepolitik Deutschlands scharf. «Deutschland wird total abhängig von russischer Energie werden, wenn es nicht sofort seinen Kurs ändert», sagte der US-Präsident.

Die USA stemmen sich zusammen mit osteuropäischen Staaten vor allem gegen den Bau der Ostseepipeline Nord Stream 2 von Russland nach Deutschland. Trump hat das Projekt schon mehrfach scharf kritisiert. Deutschland betont, dass es sich dabei um ein wirtschaftliches Projekt handle.

Trump auf dem Titel:

1 / 81
Trump auf dem Titel
«Time» Dezember 2019
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Was meint Berset über Trump?

Bundespräsident Alain Berset widersprach der Ansicht von US-Präsident Trump, die Welt sehe gegenwärtig das Ende der Globalisierung. «Wenn man sich die heutige, digital verbundene Welt ansieht, kann man kaum zum Schluss kommen, die Globalisierung gehe zu Ende», sagte Berset vor Medienvertretern in New York nach der Rede Trumps.

epa07047120 Swiss President Alain Berset addresses the General Debate of the General Assembly of the United Nations at United Nations Headquarters in New York, New York, USA, 25 September 2018. The Ge ...
Bundespräsident Alain Berset.Bild: EPA/EPA

Und Erdogan?

Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan kritisierte die Trump-Regierung in seiner Rede vor der UNO-Vollversammlung erneut. «Niemand kann dazu schweigen, wenn Handelsabkommen willkürlich annulliert werden, protektionistische Politik ausgeweitet wird und wirtschaftliche Sanktionen wie Waffen eingesetzt werden.»

epa07046152 Turkish President Recep Tayyip Erdogan addresses the General Debate of the General Assembly of the United Nations at United Nations Headquarters in New York, New York, USA, 25 September 20 ...
Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan.Bild: EPA/EPA

Im August war der Streit zwischen Washington und Ankara um das Schicksal eines in der Türkei festgehaltenen US-Pastors eskaliert. Die USA verhängten Sanktionen, die die Türkei erwiderte. Die türkische Landeswährung Lira, die seit Monaten schwächelt, brach daraufhin auf historische Tiefstände ein. 

Gab es sonst noch etwas Interessantes?

Ja, ein Baby begeisterte die Anwesenden und stahl der politischen Prominenz aus aller Welt zeitweise die Show. Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern brachte ihre dreimonatige Tochter mit. 

epa07043964 New Zealand Prime Minister Jacinda Ardern (C) holds her daughter Neve (C) while sitting with her partner Clarke Gayford (2-R) and her delegation after speaking at the Nelson Mandela Peace  ...
Bild: EPA/EPA

Während eines «Friedensgipfels» zu Ehren des früheren südafrikanischen Präsidenten Nelson Mandela hielt die 38-Jährige ihr Baby in den Armen, küsste es, und liess es hüpfen – eine Auflockerung des diplomatischen Protokolls, das die Pressefotografen begeisterte und ausgiebig dokumentiert wurde. (sda/dpa/afp)

UNO-Hilfskonvoi angekommen, aber etwas Wichtiges fehlt:

Video: srf
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
5 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
rodolofo
26.09.2018 07:01registriert Februar 2016
UNO-Generalsekretär António Guterres stellt sehr richtig fest, dass das Vertrauen in die Politischen Institutionen schwindet, sowohl national, als auch regional und international.
Warum ist das so?
Diese Institutionen sollten eigentlich für das "Gesamtwohl" sorgen, also wie Dirigenten das Orchester anleiten, eine mitreissende Musik zu spielen.
Stattdessen werden sie von Partikular-Interessen gekauft und beherrscht, so dass zum heute die Paukenspieler (Militärs) mit ihrem extrem lauten Getrommel und Getöse das feine Spiel der Violinistinnen und Flötenspieler überdecken und zerstören...
518
Melden
Zum Kommentar
5
IS-Terroristen kündigen weltweit Anschläge an

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat sich erneut zu dem Anschlag mit mehr als 140 Toten bei Moskau bekannt und darüber hinaus weltweite Angriffe auf Juden und Christen angekündigt. In einer am Donnerstag veröffentlichten 40-minütigen Audiobotschaft fordert IS-Sprecher Abu Hudhaifah al-Ansari die «einsamen Wölfe» der Bewegung auf, noch während des laufenden Fastenmonats Ramadan «Kreuzfahrer (Christen) und Juden überall anzugreifen und ins Visier zu nehmen», insbesondere in Europa und den USA sowie im Herzen des jüdischen Staates und in Palästina. Veröffentlicht wurde die Botschaft über das IS-Medienportal al-Furkan.

Zur Story