Das Motiv zum Anschlag auf das Youtube-Hauptquartier scheint klar. Nasim Aghdam – die mutmassliche Attentäterin – verkörperte einen regelrechten Hass auf die amerikanische Videoplattform. Die 39-jährige Aktivistin, Veganerin, Bodybuilderin und selbst Youtube-Nutzerin bemängelte, sie würde für ihre Videos zu wenig gut bezahlt. Ausserdem würden diese von Youtube zensiert. Gemäss dem Guardian hätte Aghdams Vater die Plattform sogar gewarnt, weil er vom Hass seiner Tochter wusste.
Besucht man Nasim Aghdams Website, zeigt sich ein spezielles Bild. Die gebürtige Iranerin, die in Südkalifornien lebte, präsentiert ihre Youtube-Kanäle, posiert auf Bildern mit Tieren und macht auf verschiedene Videos aufmerksam. Diese haben Comedy zum Inhalt, sie demonstrieren aber auch, wie Tiere misshandelt werden und was die gesundheitlichen Risiken von Analsex sind. Ebenfalls zu sehen ist ein Bild von Aghdams Auto, im einen Reifen steckt ein Nagel. Die Attacke sei von Anti-Veganern verübt worden, schreibt Aghdam mit vielen Ausrufezeichen versehen, diese würden sie zu töten versuchen.
Nasim Aghdam veranschaulicht auf ihrer Website, wie sie für weit über 300'000 Klicks auf eines ihrer Youtube-Videos mit nur 0,1 Dollar bezahlt wurde. Zudem betont sie, dass all ihre Videos von ihr selber produziert wurden und sie keine Hilfe anderer beansprucht habe.
Die 39-Jährige bedient sich sogar eines Zitats Adolf Hitlers («Mach die Lüge gross, mach es einfach, sag es weiter, und irgendwann werden sie es glauben») und sie teilt kräftig gegen die Videoplattform Youtube aus. Es würden auf Youtube oder anderen Portalen keine gleichen Wachstumschancen existieren, Kanäle täten nur wachsen, wenn dies von Youtube so gewollt sei. Aghdam äussert sich in ihren Videos auf Englisch, Farsi und Türkisch.
Der Groll der Tierschützerin gegen Youtube ist chronisch. Im Februar 2017 kritisierte sie Youtube in einem Facebook-Video. Ihre Trainingsvideos seien für ein älteres Publikum nur beschränkt verfügbar:
Am Dienstagabend (Ortszeit) haben Youtube sowie Instagram und Facebook Nasim Aghdams Seiten und Videos vom Netz genommen. Ed Barberini, der Chef der Polizei von San Bruno, sagte am Mittwoch, dass die Ermittler von Aghdams Kritik an Youtube und Google wussten.
Die drei angeschossenen Opfer seien – so mache dies den Anschein – der mutmasslichen Attentäterin nicht bekannt gewesen. Es handelt sich um einen 36-jährigen Mann, der sich in einem kritischen Zustand befindet, zudem wurden eine 27-jährige und eine 32-jährige Frau verletzt. Eine vierte Person erlitt Verletzungen, die nicht von den Schüssen stammen, bestätigte die Polizei.