International
USA

USA: Streit zwischen Justizminister Barr und Sonderermittler Mueller.

Mueller zofft sich mit Barr
Robert Mueller vs. William Barr. Zwei mächtige Männer liegen sich in den Haaren. Bild: keystone / watson

Der Justizminister streikt – was du über den Streit zwischen Mueller und Barr wissen musst

Nach der Anhörung vor dem Justizausschuss der Senatoren hat der oberste Gesetzeshüter der Vereinigten Staaten genug: Er sagt den zweiten Termin vor dem Ausschuss ab. Zuvor hat ihm Sonderermittler Mueller Justizbehinderung vorgeworfen.
02.05.2019, 03:4202.05.2019, 07:06
Mehr «International»

Der Kontext

Was ist die Aufgabe des Justizministers der Vereinigten Staaten? Der «Attorney General», ist der oberste Gesetzeshüter der Nation. Er steht an der Spitze aller US-Strafverfolgungsbehörden und muss in seiner Funktion unabhängig sein vom Präsidenten.

Ob William Barr, 68 Jahre alt, Republikaner, diese Integrität als neuer Justizminister tatsächlich so an den Tag legen kann, stand bereits kurz nach seiner Nomination für das Amt in Frage. Die Demokraten befürchteten, dass Barr versuchen könnte, die Ermittlungen zu einer Einmischung von Russland in den Wahlkampf 2016 abzuwürgen. Barr hatte in der Vergangenheit den mit der Recherche betraute Sonderermittler Rober Mueller mehrfach kritisiert.

Nun zeigt sich, dass sich diese Befürchtungen zu bewahrheiten scheinen. Zwar liess Barr den Sonderermittler zu Ende arbeiten. Doch jetzt, wo der fertige Bericht vorliegt, wird ihm vorgeworfen, diesen zu Gunsten des Präsidenten auszulegen.

In einer vierseitigen Zusammenfassung von Muellers Bericht schlussfolgerte er, es gebe keine Hinweise auf eine Komplizenschaft zwischen Trump und den Russen. Dabei brisant ist: Mueller hatte sich vorgängig in zwei Briefen darüber beschwert, dass Barr seinen Bericht absichtlich falsch darstelle. Er wirft ihm Justizbehinderung vor.

Die Anhörung

Bei einer Anhörung vor dem Justizausschuss des US-Senats am Mittwoch wies Barr die Kritik von Mueller nun vehement zurück. Sowieso habe sich dessen Kritik gar nicht auf seine Zusammenfassung bezogen, sondern auf die Berichterstattung der Medien. Das habe ihm Mueller so in einem Telefongespräch gesagt. Der demokratische Sentaor Sheldon Whitehouse bezeichnete diese Aussage von Barr als eine «meisterhafte Haarspalterei».

Der Justizminister betonte, das Ziel seines vierseitigen Schreibens zu dem Bericht sei nicht gewesen, den mehr als 400-seitigen Report zusammenzufassen. Er habe angesichts des grossen öffentlichen Interesses lediglich wichtige Schlussfolgerungen daraus nennen wollen, während die Gespräche über eine Veröffentlichung des Berichts noch gelaufen seien. Barr betonte, er habe Mueller angeboten, seinen vierseitigen Brief vorab einzusehen, «aber er hat das abgelehnt».Trump habe «vollumfassend kooperiert»

Hier eine Zusammenfassung der Anhörung:

Dann verteidigte Barr erneut das Vorgehen des Präsidenten. Auf mehrfache Nachfrage demokratischer Ausschussmitglieder sagte er, Trump habe «vollumfassend kooperiert» mit den Ermittlern. Mehrere demokratische Senatoren beklagten, diese Darstellung sei angesichts von Muellers Ermittlungsergebnissen fragwürdig und eine durchaus «grosszügige Schlussfolgerung».

Die Absage

Nach der Anhörung vor dem Justizausschuss des Senats, wäre am Donnerstag auch eine Anhörung vor dem Justizausschuss des Repräsentantenhauses terminiert gewesen. Diesen Auftritt sagte Barr nun aber ab. Der Vorschlag, dass Juristen des Ausschusses Barr befragen sollten, sei ohne Beispiel und unnötig, kritisierte seine Sprecherin Kerri Kupec. Die Fragen müssten von den Abgeordneten gestellt werden.

epa07480461 US House Judiciary Committee Chairman Jerry Nadler attends the committee's hearing on the 'Equality Act'; to prohibit discrimination on the basis of sex, gender identity, an ...
Jerry Nadler ist wütend. Bild: EPA/EPA

Der demokratische Vorsitzende des Justizkomitees, Jerry Nadler, zeigte sich äusserst wütend über Barrs Entscheidung und warf der Regierung vor, dem Kongress Bedingungen für eine Anhörung diktieren zu wollen. Der Demokrat kündigte zugleich an, dass er erreichen wolle, dass Sonderermittler Robert Mueller am 15. Mai vor dem Ausschuss erscheint.

Nach Angaben Nadlers weigerte sich Barr auch, dem Ausschuss eine vollständige und ungeschwärzte Version des Mueller-Berichts über die Russland-Affäre rund um Präsident Donald Trump auszuhändigen. Auch in diesem Fall drohte der Ausschussvorsitzende mit einem verpflichtenden Antrag.

Die Rücktrittsforderung

Nach der Anhörung am Mittwuch wurde Barr von mehreren demokratische Senatoren heftig angegangen. Die Demokratin Mazie Hirono etwa warf ihm vor, er habe an verschiedenen Stellen sein Amt ausgenutzt, um einseitig den Präsidenten zu schützen, ausserdem habe er mit Blick auf Muellers Bedenken den Kongress belogen. «Sie sollten zurücktreten», forderte Hirono.

(sar/sda/dpa/afp/reu)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Twitter und Facebook über russischen Einfluss bei US-Wahlen
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
21 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Therealmonti
02.05.2019 04:10registriert April 2016
Was uns da seit fast drei Jahren vorgeführt wird aus Amerika ist das reinste Affentheater. Das Verrückte dabei: Das alles kommt nicht von Timbuktu oder Hintertupfigen, sondern von der Weltmacht USA. So wird es unmöglich, es als billige Scharade abzutun, denn es betrifft die ganze Welt. Und der Intendant dieser beispiellosen Farce hockt im Weissen Haus.
22815
Melden
Zum Kommentar
avatar
Töfflifahrer
02.05.2019 06:15registriert August 2015
ich denke die Russen haben erreicht was die wollten, ein totales Chaos auch auf internationaler Ebene, ein unglaubwürdiger US Präsident, der dazu das Amt so zu schädigen beginnt, dass die Nachfolger Mühe haben werden, das wieder einigermassen geradezubiegen. Die USA werden über einige Zeit Freunde kaufen müssen oder Länder erpressen sie zu unterstützen.
Trump nähert sich immer mehr Erdogan. Keine guten Zeichen in den USA.
21716
Melden
Zum Kommentar
avatar
Gawayn
02.05.2019 06:38registriert März 2018
Ich hatte schon mal den Eindruck Muller plant weiter.
Er gibt dem obersten Richter sein Bericht, wartet ab was er damit anstellt und sollte er damit seine Arbeit behindern, kann er ihn einkassieren.
Einer weniger der den Trumpel schützt.

Wenn ihm das gelingt, dann ziehe ich in Anerkennung vor ihm meinen Hut...
9016
Melden
Zum Kommentar
21
«Sie schummeln»: Biden will China massive Stahl-Zölle aufhalsen
US-Präsident Joe Biden will die US-Zölle für bestimmte Stahl- und Aluminiumimporte aus China verdreifachen und wirft Peking vor, überschüssigen Stahl auf dem Weltmarkt zu Dumpingpreisen anzubieten.

Die chinesische Regierung pumpe staatliche Gelder in chinesische Stahlunternehmen und dränge sie dazu, so viel Stahl wie möglich zu produzieren – viel mehr Stahl als China brauche, monierte US-Präsident Joe Biden am Mittwoch bei einer Wahlkampfrede im US-Bundesstaat Pennsylvania, der historisch für seine Stahlindustrie bekannt ist.

Zur Story