Die Bilder sind herzzerreissend: Migranten werden an der mexikanischen Grenze von US-Grenzpatrouillen abgefangen und von ihren Kindern getrennt. Zwischen dem 5. Mai und dem 9. Juni seien 2342 Kinder von ihren Eltern getrennt worden, teilte das US-Heimatschutzministerium am Montag mit.
Betroffen sind damit im Schnitt mehr als 66 Kinder pro Tag. In der vergangenen Woche hatte das Ministerium angegeben, dass in dem längeren Zeitraum vom 19. April bis zum 31. Mai insgesamt 1995 Kinder von ihren Eltern getrennt worden seien – das entspricht etwa 47 Kindern pro Tag.
Getty photographer John Moore has shared the story behind a viral photo taken during his recent ride-along with the Border Patrol https://t.co/voAxTpqwD3 pic.twitter.com/1rGogLMMHS
— CBS News (@CBSNews) June 18, 2018
US-Justizminister Jeff Sessions hatte am 7. Mai eine «Null-Toleranz»-Politik an der Grenze zu Mexiko verkündet. Im Zuge dieses Vorgehens werden systematisch alle Menschen, die illegal die Grenze überqueren, als Gesetzesbrecher behandelt und festgenommen. Da Kinder nicht mit ihren Eltern inhaftiert werden dürfen, werden die Familien auseinandergerissen. Viele Kinder werden nach Angaben demokratischer Abgeordneter in umzäunten Auffanglagern in der Nähe der Grenze festgehalten, die als «Käfige» beschrieben wurden.
US-Präsident Donald Trump schiebt die Schuld den Demokraten in die Schuhe. Dass Kinder bei illegaler Einwanderung von ihren Eltern getrennt werden, sei schlussendlich ein Resultat demokratischer Politik. Wären die Demokraten an einem runden Tisch zusammengekommen, hätte man sehr rasch eine Lösung finden können.
Pres. Trump blamed congressional Democrats for an immigration policy instituted by his own administration; "if the Democrats would sit down instead of obstructing, we could have something done very quickly" https://t.co/me6lcjM08E pic.twitter.com/JTti8DlHfc
— CBS Evening News (@CBSEveningNews) 18. Juni 2018
Hillary Clinton äusserte sich kurz nach Trumps Auftritt und sprach Klartext: «Das ist eine komplette Lüge!». Für diese Politik müsse sich Trump verantworten.
JUST IN: "That is an outright lie," Hillary Clinton says of Trump White House saying separation of families at the US border is mandated by law. pic.twitter.com/iTMEmzRzss
— MSNBC (@MSNBC) 18. Juni 2018
Gemäss einer Umfrage von CNN sind rund zwei Drittel aller Teilnehmer gegen eine solch strikte Einwanderungspolitik – 28% aber sind mit der harschen «Null-Toleranz»-Politik vollständig einverstanden.
CNN Poll: Most Republicans support the policy that causes some families to be separated at the border, but two-thirds of Americans overall oppose it https://t.co/ieszCPhAer pic.twitter.com/eDy7nAnITa
— CNN Breaking News (@cnnbrk) 18. Juni 2018
Die Ministerin für Innere Sicherheit der Vereinigten Staaten, Kirstjen Nielsen, rechtfertigt die «Null-Toleranz»-Politik. Man werde sich nicht entschuldigen, nur weil man seinen Job macht, gab sie an einer Pressekonferenz bekannt.
“We will not apologize” for doing our job, says Homeland Security Secretary Kirstjen Nielsen of the “zero tolerance” immigration policy involving family separations https://t.co/nRw3Z8BpTH
— CNN Politics (@CNNPolitics) 18. Juni 2018
Dass an den Grenzen Familien getrennt werden, ist also Bestandteil von Trumps Politik. «Es ist wichtig zu wissen, dass man sich gut um die Minderjährigen kümmert. Glaubt der Presse nicht.», zitiert ABC News die Ministerin für Innere Sicherheit.
Tags zuvor klang das aber irgendwie noch ganz anders. Kirstjen Nielsen verneinte, dass Familien bei illegalen Einreisen getrennt werden.
We do not have a policy of separating families at the border. Period.
— Sec. Kirstjen Nielsen (@SecNielsen) 17. Juni 2018
Ja. Die Senatorin Hirono findet die «Null-Toleranz»-Politik abscheulich. Die Republikanerin fühlt mit den Flüchtlingen mit. Ihre Familie kam in die USA als sie acht Jahre alt war. Zudem wünscht sie sich einen Neubeginn für Amerika. Alle Politiker die in dieser Affäre lügen, sollen zurücktreten.
Republican senators who haven't spoken out against the Trump family separation policy are "gutless wonders," Sen. Hirono declares.
— NBC News (@NBCNews) 18. Juni 2018
"They need to step up and act like decent Americans who understand the history of our country and the role that immigrants have played." pic.twitter.com/PuWCHyOXOy
Die Demokratin Kamala Harris fordert indes den Rücktritt von Kirstjen Nielsen. Der Staat soll Familien zusammenhalten, nicht auseinanderbrechen.
California Democratic Sen. Kamala Harris has called for the resignation of DHS Secretary Kirstjen Nielsen over family separations at the border https://t.co/iDhSnxdU6M pic.twitter.com/rnSQqlmGga
— CNN (@CNN) 18. Juni 2018
Auch ehemalige First Ladies fordern ein sofortiges Ende von Trumps Einwanderungspolitik. Neben Hillary Clinton und Michelle Obama, haben sich auch Rosalynn Carter und Laura Bush öffentlich dagegen ausgesprochen.
Another first lady heard from: Rosalynn Carter releases statement saying "The practice and policy today of removing children from their parents' care at our border with Mexico is disgraceful and a shame to our country."
— Peter Baker (@peterbakernyt) 18. Juni 2018
Former first ladies Hillary Clinton and Michelle Obama provided a signal boost to another former first lady, Laura Bush, for her opinion piece slamming the Trump administration's practice of separating families at the border https://t.co/LzysVfaJGI pic.twitter.com/EblxMAG4yo
— CNN (@CNN) 18. Juni 2018
Diese «herzlosen Methoden» müssen sofort enden, verlangt Jeb Bush von Donald Trump. Der ehemalige Gouverneur des Bundesstaates Florida und Bruder des Ex-Präsidenten Georg W. Bush schlägt vor, dass der Kongress eine umfassende Lösung ausarbeitet.
Children shouldn’t be used as a negotiating tool. @realDonaldTrump should end this heartless policy and Congress should get an immigration deal done that provides for asylum reform, border security and a path to citizenship for Dreamers. https://t.co/OOjv0vNeVg
— Jeb Bush (@JebBush) 18. Juni 2018
Das Newsportal «ProPublica» hat Tonaufnahmen von Kindern veröffentlicht, die von ihren Angehörigen getrennt wurden. Die Verzweiflung ist ihnen anzuhören: Die Kinder aus Zentralamerika rufen weinend nach Ihren Eltern und Verwandten – immer und immer wieder. Zu hören ist auch die Stimme eines Grenzwächters. «Wir haben ein Orchester hier. Jetzt fehlt nur noch ein Dirigent», scherzt er über die leidenden Kindern.
Here, for the first time, we hear the audible wailing & crying of detained children that have been forcefully separated from their parents at the US/Mexico border.
— Shaun King (@ShaunKing) 18. Juni 2018
This is an awful human rights catastrophe from Trump.
From @ProPublica
FULL STORY: https://t.co/C6w6q78MGq pic.twitter.com/lBy3IIOhUJ
Für die rechtskonservative Kolumnistin und Autorin Ann Coulter sind die Szenen mit den weinenden Kindern nur inszeniert. Sie warnt den US-Präsidenten, er solle nicht auf diese Masche hereinfallen.
Ann Coulter on Fox News calls crying immigrant children "child actors" and looks directly into the camera to warn Trump not to fall for it. pic.twitter.com/SIjrocmxKB
— Jon Levine (@LevineJonathan) 18. Juni 2018
(sda/vom)