Vorwürfen wegen sexuellen Belästigung Minderjähriger: Der ultrakonservative Kandidat für den US-Senat, Roy Moore aus Alabama, soll sich an einer 14-Jährigen vergangen haben. Vier Frauen hatten der «Washington Post» geschildert, Moore habe sie belästigt oder ihnen Avancen gemacht, als sie 18 Jahre und jünger waren und er selbst Anfang 30 war.
Eine heute 53-Jährige sagte, Moore habe sie mit zu sich nach Hause genommen, als sie 14 Jahre alt war. Dort habe der damals als stellvertretender Bezirksstaatsanwalt arbeitende Moore sie bis auf Unterhose und BH entkleidet und betatscht und ihre Hand an seine Genitalien geführt. «Darauf war ich nicht vorbereitet», sagte die Frau der «Washington Post».
Eine andere Frau sagte der Zeitung, Moore habe ihr Avancen gemacht, als sie 16 war. Erst Jahre später sei ihr klar geworden, dass es «ekelhaft» sei, wenn ein Erwachsener einer Jugendlichen den Hof mache.
Moore, heute ein verheirateter Vater von vier Kindern, nannte die Anschuldigungen in einer Erklärung «komplett falsch» und eine «verzweifelte politische Attacke» im Wahlkampf. Im Kurzbotschaftendienst Twitter schrieb er, er sei Opfer der «von der Obama- und Clinton-Maschine» gesteuerten «liberalen Medien». Moores Wahlkampfteam sprach von «Fake News».
Jim Zeigler, staatlicher Rechnungsprüfer in Moores Heimatstaat Alabama, zog die Bibel zur Rechtfertigung von Moores Verhalten heran: «Nehmen wir nur mal Josef und Maria: Maria war eine Jugendliche und Josef war ein erwachsener Zimmermann. Sie wurden die Eltern von Jesus», sagte Zeigler der konservativen Tageszeitung «Washington Examiner»: «Da ist überhaupt nichts Unmoralisches oder Illegales dran.» Das Ganze sei «höchstens ein bisschen ungewöhnlich».
Moore ist ein Vertreter der religiösen Rechten und tritt im Dezember bei einer Nachwahl zum Senat im Südstaat Alabama an. Trump hatte in der Vorwahl die Kandidatur eines anderen Republikaners unterstützt.
Jetzt ist Moore auch in den eigenen Reihen unter Druck geraten. US-Präsident Donald Trump forderte den 70-jährigen Moore am Freitag zum Rückzug seiner Kandidatur auf, sollten die Anschuldigungen wahr sein. «Wie viele andere Amerikaner glaubt Trump, dass wir nicht den geringsten Vorwurf zulassen können (...), das Leben eines Menschen zerstört zu haben», sagte Präsidentensprecherin Sarah Huckabee Sanders am Rande von Trumps Asien-Reise.
Der Fraktionschef der Republikaner im Senat, Mitch McConnell, erklärte, sollten die Vorwürfe stimmen, müsse Moore seine Kandidatur zurückziehen. Mindestens ein Dutzend weitere Republikaner schlossen sich der Forderung an. Senator John McCain erklärte, Moore solle «sofort abtreten und dem Volk von Alabama die Möglichkeit geben, einen Kandidaten zu wählen, auf den sie stolz sein können». (whr/sda)