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Und weg ist er – 5 handfeste Erkenntnisse zu Trumps turbulenter Europa-Reise

President Donald Trump waves as he boards Air Force One at Naval Air Station Sigonella, Saturday, May, 27, 2017, in Sigonella, Italy. (AP Photo/Evan Vucci)
Goodbye: Donald Trump besteigt im sizilianischen Sigonella die Air Force One. Bild: Evan Vucci/AP/KEYSTONE

Und weg ist er – 5 handfeste Erkenntnisse zu Trumps turbulenter Europa-Reise

28.05.2017, 08:3128.05.2017, 17:18
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Es sei ein «Home-Run» gewesen, meinte Trump gestern nach seinem ersten Ausland-Trip als US-Präsident. Neun Tage reiste er durch Saudi-Arabien, Israel und Europa. Zuletzt stand das G7-Gipfeltreffen in Sizilien auf dem Programm. 

Ein Fiasko konnte in Italien knapp vermieden werden, in letzter Sekunde gaben die USA ihren Blockade-Kurs in Sachen Freihandel auf. Letzten Endes resultierte aus dem Treffen ein dürres Abschlusspapier aus nur sechs Seiten. Einig war man sich eigentlich nur in Sachen Terror-Bekämpfung. 

Aus Trumps turbulenten Tagen in Europa konnten wir folgende fünf Erkenntnisse gewinnen: 

Das Klimaabkommen steht auf der Kippe

Im Wahlkampf bezeichnete Trump den Klimawandel als «hoax», eine Lüge. Er kündete damals an, sich sofort aus dem Pariser Klimaabkommen zurückzuziehen, wenn er denn gewählt würde. Mittlerweile mässigte Trump seinen Ton etwas, vielleicht sei ja doch etwas dran am Klimawandel. 

Ob der US-Präsident dem Klimaabkommen treu bleiben will, ist aber auch nach dem G7-Treffen unklar. Zwar appellierten die anderen sechs Staatschefs an die USA, im Abkommen zu verbleiben, doch Trump wollte sich noch nicht festlegen. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel nannte den Stand der Klimadebatte mit den USA «sehr unzufriedenstellend».

Ein definitiver Entescheid ist nächste Woche zu erwarten, wie der US-Präsident auf Twitter mitteilte. 

Der Druck zuhause wächst

Egal, wie weit sich Trump vom Weissen Haus entfernt, das Thema Russland bleibt weiterhin in seinem Nacken.

In Abwesenheit des Präsidenten zogen die Ermittlungen über die Russland-Verbindungen weitere Kreise bis tief in Trumps Familie. Nach neuesten Enthüllungen soll Schwiegersohn Jared Kushner sich um einen geheimen Gesprächskanal mit Russland bemüht haben.

Nun steht Ivanka Trumps Ehemann im Visier der Ermittler. Er soll am Dienstag vor Kongressausschüssen aussagen. 

Die Flüchtlinge sind Trump ziemlich egal

Entwicklungsgruppen übten scharfe Kritik am G7-Gipfel und an Donald Trump. «Am schlimmsten ist die Blockade des US-Präsidenten bei Flucht, Zuwanderung und Ernährungssicherheit», sagte Experte Jörn Kalinski von Oxfam. Bitter nötige Initiativen der Italiener seien «in rücksichtsloser Manier einfach vom Tisch gewischt» worden.

So musste ein gesonderter Plan Italiens für eine «geordnete Zuwanderung» wegen des Widerstands der USA gekippt werden. Italien hatte die Flüchtlingskrise hervorheben wollen, indem als Tagungsort Sizilien ausgesucht wurde, wo die meisten Flüchtlinge anlanden, die über das Mittelmeer kommen. Auch waren Vertreter aus Äthiopien, Kenia, Niger, Nigeria, Tunesien und Guinea eingeladen.

Trotz der Appelle von Hilfsorganisationen machten die G7 keine neuen Finanzzusagen zur Bekämpfung von Hungersnöten in Afrika. Sie versprachen nur, den UNO-Hilfsappell über 6,9 Milliarden Dollar «energisch unterstützen» zu wollen. Dafür sind aber erst 30 Prozent zugesagt. Es drohen Hungersnöte für 20 Millionen Menschen im Südsudan, Somalia, Jemen und in Nigeria. «Da haben die G7 ihre Führungsrolle nicht wahrgenommen», sagte Jörn Kalinski von Oxfam.

So wird am G7-Gipfel demonstriert

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So wird am G7-Gipfel demonstriert
Mit einer versinkenden Freiheitsstatue in einer Schwimmweste am Strand von Taormina hat Greenpeace beim G7-Gipfel für eine zügige Umsetzung des Pariser Klimaabkommens demonstriert. Die sieben Industriestaaten gehörten zu den Hauptverursachern des Problems.

quelle: epa/ansa / angelo carconi
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Trumps Hände bleiben im Fokus

Wahrscheinlich wurde noch keinem US-Präsidenten so genau auf die Hände geschaut wie Donald Trump. Und zwar wortwörtlich. Der Grund: Der US-Präsident hat beim Handshake die seltsame Angewohnheit, sein Gegenüber jeweils an sich heranzuziehen.

Dieses Mal werden jedoch jene Momente in Erinnerung bleiben, in denen es nicht zum Händeschütteln kam. So etwa, als Emmanuel Macron lieber die Umarmung mit Merkel suchte, Trump sich in die vorderste Reihe drängelte, oder als ihm Ehefrau Melania nicht die Hand halten wollte. 

Bei den Scheichs gefällt es Trump besser

Nach Trumps erster Auslandreise ist klar: Bei den Scheichs und Despoten dieser Welt gefällt es dem US-Präsidenten besser als bei seinen europäischen Partnern. 

Beim Empfang in Saudi-Arabien sah man Trump in bester Laune. Der 70-Jährige liess sich sogar zu einem Tänzchen mit den Öl-Scheichs hinreissen. Ausserdem wurde ein milliardenschwerer Waffen-Export-Vertrag abgeschlossen.

Deutlich schlechter war die Stimmung in Europa. Trump kritisierte seine Nato-Partner scharf und sagte im Bezug zu Deutschlands Handelspolitik: «The Germans are bad, very bad». Die Differenzen mit den USA «sind in unseren Diskussionen sehr klar geworden», stellte Italiens Regierungschef Paolo Gentiloni ernüchtert fest. (cma/sda/dpa)

Die Trumps beim Papst

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Die Trumps beim Papst
Hier sehen wir Ivanka und Melania am Mittwoch, den 24. Mai, zu Besuch bei Papst Franziskus.
quelle: epa/ansa/ap pool / alessandra tarantino / pool
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45 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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lexander
28.05.2017 11:38registriert November 2014
Ich verstehe immer noch nicht, wie man so einen Typen folgen, wählen, ernst nehmen kann. Donald an der Spitze eines Konzernes - ok geht noch (oder auch nicht). Aber Politik ist keine Firma, auch wenns an beiden Orten hart und dreckig zu und her geht. T. ist als Präsident so fehl am Platz wie der Papst als Bordellbesitzer.
Heute kriegt immer noch die Braut, wer am lautesten auf der Brust trommelt und noch dazu seine Gegner auslacht.

Gopf bin ich naiv zu glauben, dass stille Venunft und gescheite Argumentation in der Welt regieren werden..
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Lowend
28.05.2017 14:43registriert Februar 2014
Man darf sagen, Trump liebt mordende Diktatoren, Fake-News verbreitende Oligarchen und ölreiche Potentaten, während er gegenüber faktentreuen und demokratisch gewählten Staatsoberhäupter nur tiefe Verachtung zeigt.

Demokratische Staaten dürfen darum solches Verhalten nicht länger dulden und müssen denen die rote Karte zeigen.

Die NATO und G6 Appeasement Politik hat klar versagt!


PS: Menschen, die diesen Antidemokraten und Bewunderer der totalen Macht nun abgöttisch verehren, wie man hier und andernorts lesen muss, hätten vermutlich auch Ende der 30er Jahre begeistert dem Gröfaz zugejubelt!
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pamayer
28.05.2017 10:00registriert Januar 2016
Das mit dem Handshake und das Gegenüber an sich heranzuziehen ist eine reine Machtdemonstration. Zeigen, wo der Bartli - in seinem Fall der Toupetträger - den Most holt.

Widerlich.
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