Die brütende Hitze hat Europa fest im Griff: In Frankreich wurde mit der Hitzewelle der Allzeit-Temperaturrekord gebrochen, tausende Schulen blieben geschlossen. In Spanien kostete die Hitze einen jungen Erntearbeiter das Leben.
Der 17-Jährige wurde am Donnerstag nach einem Hitzschlag ins Spital von Córdoba gebracht, konnte aber nicht mehr gerettet werden, wie die Regionalregierung von Andalusien am Freitag mitteilte. Der grösste Teil Spaniens leidet seit Tagen unter einer für Juni unüblichen Hitze mit Temperaturen von über 40 Grad Celsius. Nach Angaben der Wetterdienste dürfte sie bis Samstag andauern.
34 der insgesamt 50 Provinzen, darunter vor allem in Katalonien, warnen zudem vor Waldbränden. In der südkatalanischen Provinz Tarragona versuchten hunderte Feuerwehrleute den dritten Tag in Folge, einen verheerenden Waldbrand in den Griff zu bekommen.
Die gesamte Nacht über waren rund 400 Feuerwehrleute im Einsatz, ab dem Morgen wurden sie erneut von Lösch-Flugzeugen und -Helikoptern unterstützt. Immer wieder angefacht von starken Winden, zerstörten die Flammen bereits über 6500 Hektar Land.
Feuerwehrchef António Ramos sprach vom schlimmsten Waldbrand in der Region seit 20 Jahren. Auslöser war offenbar eine Hühnerzucht der Gemeinde Torre del Español: Nach Angaben der Forstbehörde geriet der dort angesammelte Hühnerkot in der Hitze in Gärung und entzündete sich dabei selbst.
Dutzende Menschen wurden in der Provinz vorsorglich in Sicherheit gebracht. Allein im Dorf Flix verbrachten rund 30 Menschen bereits die zweite Nacht in der Schul-Turnhalle. In einer Zuchtfarm nahe des Dorfs verbrannten über 200 Schafe, zwei Pferde und ein Esel.
In Frankreich hatten wegen der Hitze Tausende Schulen geschlossen. Am Freitag hätten 4000 Schulen nicht geöffnet oder eine Notfallbetreuung eingerichtet, teilte Frankreichs Premier Édouard Philippe mit. Er rief die Bevölkerung auf, wachsam und vorsichtig zu sein - und auch auf Familienmitglieder und Nachbarn zu achten.
Erstmals hatte der französische Wetterdienst für Freitag Alarmstufe Rot wegen Hitze ausgerufen. Betroffen sind die Départements Bouches-du-Rhône, Gard, Hérault und Vaucluse in Südfrankreich.
In der Kleinstadt Carpentras in Vaucluse wurden am frühen Freitagnachmittag 44.3 Grad gemessen, sagte ein Sprecher des französischen Wetterdienstes - ein Allzeittemperaturrekord. Der bisherige Rekord lag bei 44.1 Grad und stammt aus dem August 2003, gemessen in den beiden Orten Saint-Christol-lès-Alès und Conqueyrac.
Seit Anfang der Woche ächzt Frankreich unter der Hitzewelle. In der Hauptstadt Paris gelten wegen der hohen Ozonbelastung seit Mittwoch Fahrverbote.
In einem Vorort wurde ein Kind verletzt, weil Anwohner einen Feuerhydranten geöffnet hatten, um sich abzukühlen, wie der Sender BFM TV berichtete. Die illegale Praxis des «Street Pooling» hat sich in den vergangenen Jahren in Frankreich verbreitet. Mit dem Wasser aus dem Hydranten entsteht auf der Strasse ein Pool - der heftige Wasserstrahl führt allerdings immer wieder zu Verletzungen. (sda/afp/dpa)