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Trump verhindert 117-Milliarden-Deal von Qualcomm

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Trump verhindert die feindliche Übernahme durch Broadcom in Singapur. Bild: AP/AP

Während du schliefst: Trump lässt grössten Tech-Deal platzen

Die US-Regierung untersagt die geplante 117 Milliarden Dollar schwere Übernahme des US-Chipherstellers Qualcomm. Aus Angst vor China?
13.03.2018, 01:2413.03.2018, 11:51
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Der US-Präsident unterzeichnete das Verbot am Montag (US-Ortszeit). Die Übernahme des Chipherstellers durch den in Singapur ansässigen Konkurrenten Broadcom könnte der nationalen Sicherheit der USA schaden, erklärte Trump am Montag zur Begründung.

Der Deal wäre der bisher teuerste Zukauf in der Technologie-Branche. Die Aktien von Qualcomm gaben nachbörslich fast fünf Prozent nach.

Qualcomm wehrt sich vehement gegen den Übernahmeversuch – und das macht den Vorstoss Trumps so ungewöhnlich: Üblicherweise griffen US-Präsidenten erst ein, wenn ein Deal stand.

Widerstand aus Washington hatte sich bereits abgezeichnet: Vor einigen Tagen leitete die Behörde zur Überwachung von Auslandsinvestitionen eine Untersuchung ein.

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Broadcom-Chef Hock Tan bei einem früheren Besuch im Weissen Haus in Washington.Bild: AP/AP

Broadcom ist dabei, den Unternehmenssitz von Singapur in die USA zu verlegen. Das sollte die feindliche Übernahme vereinfachen. Trumps Anordnung ist eher so formuliert, dass Broadcom auch dann der Kauf von Qualcomm untersagt bliebe.

Zunächst gab es keine Angaben dazu, ob Broadcom Trumps Verbot vor Gericht anfechten könnte.

Senator will Schutzzölle kippen
Im US-Kongress nimmt der Widerstand gegen die von US-Präsident Donald Trump verhängten Schutzzölle konkrete Formen an. Der republikanische Senator Jeff Flake brachte am Montag ein Gesetz ein, das die geplanten Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte aufheben würde.Trump riskiere mit seinem Vorhaben, jüngere wirtschaftliche Erfolge zunichte zu machen, begründete der Senator seinen Vorstoss. Der Kongress dürfe sich nicht zum Komplizen der Regierung machen, die eine wirtschaftliche Katastrophe regelrecht herausfordere, sagte Flake, der einer der schärfsten innerparteilichen Kritiker Trumps ist.

Konkurrenz für Huawei

Die Chipbranche wird gerade von einer Konsolidierungswelle überrollt. Forschung und Entwicklung – auch angesichts neuer Halbleiter für die nächste superschnelle Datenfunk-Generation 5G – werden für die Anbieter immer teurer.

Qualcomm produziert Funkchips, die in vielen Telefonen für die Verbindung sorgen, sowie auch die Haupt-Prozessoren diverser Smartphones mit dem Google-Betriebssystem Android. Ausserdem arbeitet das Unternehmen auch im Auftrag von US-Behörden – was als Begründung für die Sorgen um nationale Sicherheit dienen kann.

Zuletzt wurde jedoch spekuliert, den USA ginge es um die Mobilfunk-Zukunft mit 5G. Qualcomm ist ein führender Entwickler der Technologie in Amerika und im Westen insgesamt.

Fusioniert wären Broadcom und Qualcomm der drittgrösste Chiphersteller der Welt hinter Intel und Samsung. Ohne den kombinierten Konzern wäre es kaum möglich, eines der mehr als eine Milliarde Smartphones zu bauen, die jedes Jahr verkauft werden, schrieb die Süddeutsche Zeitung. Wenn die Übernahme gelinge, wäre sie «die grösste in der Technologiebranche aller Zeiten».

Angst vor Verkauf nach China

Broadcom hatte bereits signalisiert, dass die Firma nicht besonders an der Fortführung von Qualcomms 5G-Aktivitäten interessiert sei. Insider befürchteten, dass Broadcom nach der Übernahme Teile von Qualcomm an Huawei in China verkaufen könnte.

Huawei wird in den USA als Sicherheitsrisiko angesehen, während das Unternehmen jegliche Verstrickungen mit chinesischen Geheimdiensten zurückweist.

Broadcom hatte für Qualcomm in der Spitze 121 Milliarden Dollar geboten, plus die Übernahme von Schulden in Höhe von 25 Milliarden Dollar.

Das heutige Broadcom ist bereits das Produkt einer Serie von Übernahmen: Der Netzwerk-Spezialist Avago aus Singapur hatte die Chipfirma Broadcom gekauft und deren Namen übernommen.

(dsc/sda/dpa/reu)

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8 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Zeit_Genosse
13.03.2018 07:08registriert Februar 2014
China kauft mit staatlicher Finanzierung private Unternehmen. Das hätte hier auch passieren können. Da habe ich Verständnis, dass man seine Schlüsseltech-Firmen nicht an den chinesischen Staat verkauft, resp. dieses Risiko ausschliessen möchte.
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SolidSnake
13.03.2018 08:29registriert März 2016
Gut so. Wenigstens schauen die USA (im Vergleich zu Europa) nicht tatenlos zu, bei der staatlich subventionierten Einkaufstour von China.
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Milhouse
13.03.2018 07:39registriert Oktober 2017
+1 Punkt für Trump. Aktueller Punktesaldo: 1.
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