International
Wirtschaft

Kehrtwende im Handelsstreit zwischen USA und EU?

«Abkommen ohne Zölle»: Kommt es zur Kehrtwende im Handelsstreit zwischen USA und EU?

22.07.2018, 08:3222.07.2018, 08:46
Mehr «International»

Im globalen Zollstreit hat US-Finanzminister Steve Mnuchin der EU Gespräche über die künftigen Handelsbeziehungen angeboten. «Wir würden ein Handelsabkommen akzeptieren, frei, ohne Zölle», sagte er am Wochenende beim Treffen der G20-Finanzminister und Notenbankchefs in Buenos Aires. «Unser Ziel ist ein freier, offener und ausgeglichener Handel.»

Zuletzt hatte US-Präsident Donald Trump noch mit höheren Zöllen auf Autos aus Europa gedroht. Das könnte auch die europäische Automobilindustrie empfindlich treffen. EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker reist in der kommenden Woche zu Gesprächen nach Washington. «Wir freuen uns auf ein Angebot», sagte Mnuchin.

U.S. Treasury Secretary Steven Mnuchin speaks at a news conference during a meeting for the G7 Finance and Central Bank Governors in Whistler, British Columbia, on Saturday, June 2, 2018. (Jonathan Ha ...
US-Finanzminister Steve Mnuchin ist verhandlungsbereit.Bild: AP/The Canadian Press

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel will eine Eskalationsspirale mit immer weiteren Zöllen verhindern und setzt im Handelskonflikt zwischen der EU und den USA auf eine Lösung am Verhandlungstisch. Gegenmassnahmen der EU gegen neue Strafzölle der USA seien die «mit Abstand schlechtere Lösung», sagte sie zuletzt.

Tatsächlich zeigt eine Analyse des Internationalen Währungsfonds (IWF), dass ausgerechnet die US-Wirtschaft wegen drohender Strafzölle in zahlreichen Ländern der grösste Verlierer im Handelsstreit sein könnte. Letztendlich würde aber die ganze Welt unter einem Zoll-Wettrüsten leiden. Im schlechtesten Fall könnte die weltweite Wirtschaftsleistung im Jahr 2020 um 0,5 Prozent oder 430 Milliarden US-Dollar niedriger liegen als bislang erwartet, schätzt der IWF.

Topthema am Gipfel

Die argentinische G20-Präsidentschaft hatte eigentlich die Zukunft der Arbeit und die Verbesserung der Infrastruktur für das Wochenende auf die Agenda gesetzt. Angesichts des Zollstreits zwischen den USA, China und der Europäischen Union drehte sich aber wieder alles um den globalen Handel.

Trump wirft den Europäern vor, den Euro künstlich niedrig zu halten. Dadurch werde der Dollar teurer und die Wettbewerbsfähigkeit der Vereinigten Staaten beeinträchtigt. Der deutsche Finanzminister Olaf Scholz wies die Anschuldigung zurück: «Die EU betreibt eine sehr rationale Politik. Wir versuchen nicht, über Währungsparitäten wirtschaftliche Vorteile zu erzielen.»

Hunderte Menschen protestieren

Hunderte Menschen protestierten in der argentinischen Hauptstadt gegen das G20-Treffen und den Internationalen Währungsfonds. Der IWF hatte dem südamerikanischen Land zuletzt Finanzhilfen in Höhe von bis zu 50 Milliarden US-Dollar zugesagt. Im Gegenzug verpflichtete sich die Regierung, das Haushaltsdefizit zu senken und die Inflation zu bremsen.

In Argentinien gibt es grosse Vorbehalte gegen den IWF-Kredit, da der Währungsfonds vor allem mit den harten Sparmassnahmen und sozialen Verwerfungen in den 2000er Jahren in Verbindung gebracht wird. «Das Abkommen mit dem IWF bedeutet, dass wir der Diktatur des Marktes ausgeliefert werden», sagte Adolfo Aguirre von der Gewerkschaft des öffentlichen Dienstes (ATE).

Auch Bundesrat Maurer ist dabei

Bei dem G20-Treffen wollten die Finanzminister zudem über die Regulierung von Kryptowährungen beraten. Solche digitalen Währungen wie etwa der Bitcoin könnten für Geldwäsche oder Terrorismus-Finanzierung missbraucht werden, hiess es zuletzt in einer Analyse des IWF.

Auch Bundesrat Ueli Maurer nimmt am G20-Treffen teil. Begleitet wird er unter anderem vom Staatssekretär für internationale Finanzfragen, Jörg Gasser. In Buenos Aires ist zudem Nationalbankpräsident Thomas Jordan anwesend.

Die G20 erwirtschaften 85 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung, repräsentieren zwei Drittel der Weltbevölkerung und wickeln 75 Prozent des globalen Handels ab. (sda/dpa)

Neue Eskalation im Handelsstreit zwischen den USA und China

Video: srf
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
14 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
14
Warum so politisch? Wir müssen ändern, wie wir über 4-Tage-Wochen und Co. reden
Reden wir in der Schweiz über New Work, also neue Formen des Arbeitens, wird die Diskussion sofort politisch. Dabei sollten wir die Wissenschaft einfach in Ruhe dazu forschen und die Unternehmen ihre Wege finden lassen.

Ich stelle mir gerade vor, wie ich vor 50 Jahren meinen Job erledigt hätte. Alleine für diesen Artikel hätte ich mich in ein Archiv begeben müssen. Dann hätte ich mir Notizen gemacht, wäre zurück an meinen Arbeitsplatz und hätte in meine Schreibmaschine getippt. Wäre ein Tippfehler aufgetaucht, wovon ich schwer ausgehe, hätte ich das Blatt entfernen, den Fehler mit Tipp-Ex überstreichen und das Papier wieder einsetzen müssen. (So zumindest stellt man sich das als Gen Y vor.)

Zur Story