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China-Afrika-Gipfel: Xi sichert Milliardenkredite zu

China pumpt weiter Milliarden nach Afrika – und das gefällt nicht allen

Zum Auftakt des China-Afrika-Gipfels verspricht Xi Jinping Kredite in Milliardenhöhe für Afrika. Während sich afrikanische Nationen auf den Geldsegen freuen, warnen andere vor drohender Staatsverschuldung.
03.09.2018, 13:5503.09.2018, 15:21
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Test China
Eröffnungszeremonie zum China-Afrika-Gipfel am zweiten September 2018.
quelle: epa/ap pool / andy wong / pool
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Auf dem Weg zum dominanten Wirtschaftsakteur in Afrika hat China dem Kontinent weitere milliardenschwere Kredite und Investitionen zugesagt.

Chinesische Unternehmen und Staatsbanken werden in den nächsten Jahren zusätzlich 60 Milliarden US-Dollar in Form von Krediten und Investitionen bereitstellen, wie Präsident Xi Jinping am Montag zum Auftakt des China-Afrika-Gipfels ankündigte. Auch sollen einigen besonders armen Staaten Schulden gestrichen werden.

«Wir begrüssen Afrika im Expresszug der chinesischen Entwicklung», sagte Xi Jinping vor Dutzenden Staats- und Regierungschefs aus afrikanischen Staaten in Pekings Grosser Halle des Volkes.

Die neue Finanzspritze unterstreicht, wie hoch Afrika auf der Prioritätenliste Pekings steht. China investiert schon seit vielen Jahren in Afrika und hat in dem Kontinent eine Quelle für dringend benötigte Rohstoffe gefunden. Doch auch als Absatzmarkt rückt die wachsende afrikanische Mittelschicht für die Chinesen immer mehr in den Fokus.

Mit einem Handelsvolumen von zuletzt 170 Milliarden US-Dollar hat China sowohl die USA als auch die alte Kolonialmacht Frankreich als wichtigste Handelspartner des Kontinents hinter sich gelassen. Auch vor dem Hintergrund des sich zuspitzenden Handelsstreits mit den USA hofft Peking auf einträgliche Geschäfte mit afrikanischen Partnern.

Seidenstrasse als Wachstumslokomotive

Noch einmal deutlich zugenommen hat Pekings Interesse an dem Kontinent, seit Xi Jinping vor fünf Jahren den Bau einer Neuen Seidenstrasse eingeleitet hat, mit der neue Wirtschaftskorridore von China nach Südostasien, Europa und Afrika entstehen sollen.

Peking wirbt damit, dass durch chinesische Kredite Jobs und Wachstum angekurbelt würden. Kritiker mahnen dagegen, dass die Projekte zu einer Schuldenfalle für beteiligte Staaten werden könnten, die so abhängiger von China würden. Xi Jinping sprach am Montag von einem Gewinn für alle Beteiligten, zu dem die Neue Seidenstrasse führen werde. China stehe bereit, die Kooperation mit den afrikanischen Staaten zu stärken, so der chinesische Präsident weiter.

«Viele afrikanische Führer begrüssen Pekings Engagement als eine Alternative zu dem, was sie als halbherzige Ansätze der Vereinigten Staaten und Europas betrachten», schrieb Sabine Mokry vom China-Institut Merics in einer Analyse anlässlich des Gipfels. Während in den USA «keine kohärente Afrika-Politik» erkennbar sei, täten sich auch die Europäer schwer. Deutschland und andere Staaten hätten zwar damit begonnen, ihr Engagement in Afrika zu vergrössern. Von einem gemeinsamen europäischen Vorgehen könne aber keine Rede sein.

China baut derweil quer durch Afrika Regierungsgebäude, Fussballstadien, Zugstrecken, Flughäfen, Kasernen und Raffinerien. In Sambia, Äthiopien, Gabun, Kamerun und Ghana sind mit chinesischer Hilfe Staudämme entstanden. Chinesische Investoren finanzieren sogar ganze Städte, wie Angolas fast neun Quadratkilometer grosse Nova Cidade de Kilamba. In Südafrika will die Shanghai Zendai Group mit rund 8 Milliarden US-Dollar in der Nähe der Wirtschaftsmetropole Johannesburg ein «New York von Afrika» bauen, das über die nächsten 15 Jahre 200'000 Jobs schaffen soll.

Zunahme auch bei den Waffenlieferungen

Einhergehend mit einer engeren Verflechtung im Handel verfolgt China zunehmend auch militärische Interessen in Afrika. Über neue Militärkooperationen sichert Peking seine Wirtschaftsinteressen auf dem Kontinent wie auch seine Seewege. Seit 2017 unterhält China bereits seinen ersten Marinestützpunkt im Ausland in Dschibuti am Horn von Afrika, von wo auch seine Einsätze im UN-Kampf gegen Piraten unterstützt werden.

Beobachter weisen jedoch auch darauf hin, dass China in Zukunft in Afrika in noch grösserem Umfang als Waffenlieferant und Ausbilder für das Militär afrikanischer Staaten agieren werde. Seit 2008 seien rund 21 Prozent aller chinesischen Waffenausfuhren weltweit nach Afrika geflossen, berichtete das Zentrum für strategische und internationale Studien (CSIS). Seit 2008 erreichten sie insgesamt drei Milliarden US-Dollar. (sda/awp/dpa)

Neue Eskalation im Handelsstreit zwischen den USA und China

Video: srf
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36 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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sägsäuber
03.09.2018 15:20registriert Oktober 2017
Der grösste Waffenexporteur sind die USA, sie verfügen zudem über ca. 140 Militäbasen weltweit und greifen auch militärisch oder via Geheimdienste überall auf der Welt ein, wenn ihnen das passt.
Europäische Länder zügeln in Afrika ein Mehrfaches ab von dem was sie als "Entwicklungshilfe" investieren und stützen dabei despotische Diktaturen.
Und die Schweiz? Rohstoffhändler aus Zug, Genf etc. lassen Menschen wie Sklaven arbeiten, die Rohstoffe werden exportiert, die Gewinne in steuergünstigen Ländern deklariert.
Immerhin stellt China Infrastrukturen hin.
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Gummibär
03.09.2018 17:02registriert Dezember 2016
China verfolgt seit der Jahrhundertwende eine langfristige Afrika-Strategie mit Zielen in 20, 50 und hundert Jahren, nicht wie in Europa und den USA wo mit jedem Regierungs- und Parteiwechsel die Politik ändert.
In die Innenpolitik der afrikanischen Länder mischen sie sich kaum ein. Die Tatsache, dass afrikanische Politiker bei Grossprojekten jeweils ein paar Millionen abgreifen stört sie wenig wenn dadurch die langfristige kommerzielle Abhängigkeit gesichert wird. Anekdotisch: Bereits bauen Süd-afrikanische Winzer in China den Weinbau auf. In 20 Jahren trinken wir guten China-Merlot !
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Hierundjetzt
03.09.2018 15:02registriert Mai 2015
Nur ist kein Investment der Chinesen „Gratis“. Alles muss zurückbezahlt werden. Entweder via Staatsanleihen oder mittels Erdöl oder Mineralien. Das führt dazu, dass viele afrikanische Staaten wegen den chinesen hoffnungslos verschuldet sind und dann beim Sozialen oder der wirtschaftlichen Entwicklung sparen, was wiederum Menschen dazu treibt nach Europa zu flüchten...

À propos Menschen: die Chinesen „bezahlen“ die Investition im voraus, es sind aber auch chniesische (!) Unternehmen die bauen. Da hat kein Einwohner Afrikas etwas davon 😏

Das zum Unterschied zu diesen pösen Europäern...
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