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Wirtschaft

Angriff der Killerclowns – was die Leute hinter Trump und Co. vorhaben

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Nach dem Lesen dieses Beitrags weisst du, was hinter Politikern wie ihm steckt ...Bild: AP
Analyse

«Überall übernehmen die Killerclowns die Macht» – das steckt dahinter

Diese «Guardian»-Kolumne ist viel zu gut, um sie zu verpassen! Wir fassen die wichtigsten Punkte der messerscharfen Polit-Analyse zusammen.
27.07.2019, 15:2527.07.2019, 15:40
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«Überall übernehmen die Killerclowns die Macht.»
George Monbiot, Kolumnist

Was ist passiert?

Der britische Autor George Monbiot hat für den «Guardian» eine messerscharfe Analyse verfasst. Sie dreht sich um Killerclowns in der Politik und globale Oligarchen.

Die lesenswerte Kolumne ist auf Englisch verfügbar. Wir fassen die wichtigsten Punkte zusammen:

Wer sind die Killerclowns?

Monbiot meint damit Politiker à la Trump oder Boris Johnson, die mit ihren Mätzchen und Kapriolen auffallen. Er bezeichnet diese Figuren als «lächerliche Muskelmänner», die sich oft als Schwächlinge herausstellten. Sie würden sich dank superreichen, mächtigen «Freunden» an der Macht halten.

«Heute dominieren sie Nationen, die sie einst von der Bühne gelacht hätten.»

Die nicht abschliessende Liste:

  • Boris Johnson,
  • Nigel Farage,
  • Donald Trump,
  • Jair Bolsonaro,
  • Rodrigo Duterte,
  • Matteo Salvini,
  • Recep Tayyip Erdoğan,
  • Viktor Orbán.

Die Gretchenfrage

Monbiot fragt:

«Warum sind die Technokraten, die vor einigen Jahren fast überall herrschten, den extravaganten Possenreissern gewichen?»

Social Media habe sicher zum Erfolg von Trump und Co. beigetragen, schreibt Monbiot. «Ein Brutkasten der Absurdität.»

Die wirklich entscheidende Frage sei aber eine andere: Warum finanzieren die Ultrareichen, die bis vor kurzem mit ihrem Geld und ihren Medien «charismafreie Politiker» gefördert hätten, nun plötzlich diesen Zirkus?

Was die globalen Oligarchen vorhaben

Was die Oligarchen wollten, sei nicht dasselbe wie das, was die Wirtschaftskonzerne vom alten Schlag wollten. Mit den Worten ihres bevorzugten Theoretikers Steve Bannon suchten sie die «Dekonstruktion des Verwaltungsstaates».

Sprich: Die Super- und Ultrareichen haben kein Interesse an funktionierenden Sozialstaaten, sondern profitieren vielmehr von instabilen Verhältnissen und Unsicherheit.

«Chaos ist der Gewinnmultiplikator für den Katastrophen-Kapitalismus, von dem die neuen Milliardäre leben.»

Das Chaos eines undurchführbaren Brexits, die wiederholten Krisen und Shutdowns der Trump-Regierung: Das seien die Art von Dekonstruktionen, die der Stratege Bannon vorausgesehen habe. «Während Institutionen, Regeln und demokratische Aufsicht zusammenbrechen, erweitern die Oligarchen ihren Reichtum und ihre Macht auf unsere Kosten.»

Die Politik, die das Unternehmertum fördern sollte (Steuern für die Reichen senken, öffentliche Schutzmassnahmen abbauen, Gewerkschaften zerstören) habe stattdessen «eine starke Spirale der Vermögensbildung» stimuliert.

In Russland würden Menschen, die sich auf diese Weise bereichern, als Oligarchen bezeichnet, hält Monbiot fest. Aber es handle sich vielmehr um ein globales Phänomen.

«Heute wird die Unternehmensmacht von der oligarchischen Macht überlagert – und mutiert zu ihr.»

Die Killer-Clowns würden den Oligarchen noch etwas anderes bieten, hält der «Guardian»-Kolumnist fest: «Ablenkung».

Während uns die Kleptokraten schröpften, würden wir aufgefordert, uns woanders umzusehen.

«Wir sind fasziniert von Witzbolden, die uns ermutigen, den Zorn, der Milliardären vorbehalten sein sollte, auf Einwanderer, Frauen, Juden, Muslime, Farbige und andere imaginäre Feinde und übliche Sündenböcke zu lenken. Wie in den 1930er Jahren ist die neue Demagogie ein Betrug, eine Revolte gegen die Auswirkungen des Kapitals, finanziert von Kapitalisten.»

Die wahren Interessen des Oligarchen würden immer «offshore» liegen: in Steueroasen und Geheimhaltungssystemen. Paradoxerweise werden diese Interessen laut Monbiot am besten von Nationalisten und Nativisten vertreten.

Was wir tun können

Sich gegen diese globalen Oligarchen zu verteidigen, sei nur über eine gnadenlose Besteuerung möglich. Es gelte auch, die Spirale der Vermögensbildung zu durchbrechen.

«Diese Spirale zu durchbrechen, ist eine demokratische Notwendigkeit: Sonst dominieren die Oligarchen, wie wir gesehen haben, das nationale und internationale Leben. Die Spirale hört nicht von selbst auf: Nur staatliches Handeln kann es bewirken. Dies ist einer der Gründe, warum in den 1940er Jahren der höchste Einkommensteuersatz in den USA auf 94% und in Grossbritannien auf 98% gestiegen ist. Eine faire Gesellschaft erfordert regelmässige Korrekturen in dieser Grössenordnung. Aber heutzutage würden die höchsten Steuern besser auf das angesammelte unverdiente Vermögen ausgerichtet.»

Natürlich erschwert die von den Milliardären geschaffene Offshore-Welt eine dermassen mutige Politik extrem. Denn das sei ja eines ihrer Ziele. Aber zumindest wüssten wir als Gesellschaft, was das Ziel sein sollte, und könnten beginnen, das Ausmass der Herausforderung zu erkennen.

«Um etwas zu bekämpfen, müssen wir es zuerst verstehen.»
George Monbiot

(dsc)

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88 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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ingmarbergman
27.07.2019 15:46registriert August 2017
Passiert in der Schweiz schon lange - Milliardäre wie Blocher wiegeln das Volk gegen einen imaginären Feind auf, mit dem Ziel den Sozialstaat zu zerstören.

Und die Schäfchen sind noch so dumm, ihren eigenen Metzger zu wählen.
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Tom T.
27.07.2019 15:53registriert November 2018
In den superschnellen Börsen lässt sich mit Chaos viel schneller & mehr Geld verdienen als mit stabilen Systemen. Vor allem wenn man Chaoten unterstützt.
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karl_e
27.07.2019 16:47registriert Februar 2014
Ganz viele Schweizer folgen schon seit gut 30 Jahren einem schrecklichen Clown. Weil dieser die Interessen des Volckes vertritt - und dabei Milliarden anhäufen konnte. Chapeau!
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