International
Wissen

Klimawandel löst Konflikte und Migrationswellen mit aus

Klimawandel löst Konflikte und Migrationswellen mit aus

23.01.2019, 11:26
Mehr «International»
UNDATIERTES HANDOUT - Eine Frau mit einem Kind im Afar-Gebiet, Aethiopien. In Aethiopien herrscht die schlimmste Duerre seit 30 Jahren, wie die Stiftung Menschen fuer Menschen am Donnerstag, 28. Janua ...
Bild: PHOTOPRESS

Durch den Klimawandel werden Extremereignisse wie Dürren und Wassernöte häufiger. Das habe die Unruhen, Revolutionen und Bürgerkriege in Syrien, Libyen, Tunesien und im Jemen mit ausgelöst, berichten Forscher.

Ein Forschungsteam um Raya Muttarak vom Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien recherchierte, wann und woher die in 157 Ländern Asyl suchenden Menschen im Zeitraum 2006 bis 2015 geflüchtet sind, wie die klimatischen Bedingungen in ihren Heimatländern waren, und wie viele Kriegstote es dort gab.

Sie speisten diese Daten in ein eigens dafür entwickeltes Modell, um herauszufinden, ob extreme Klimaereignisse mit ein Grund für die Konflikte und Fluchtbewegungen waren. Von den Ergebnissen berichten sie im Fachjournal «Global Environmental Change».

Dürre verstärkt Konflikten

«Die Studie macht deutlich, dass die wachsende Zahl an Dürreperioden und Wasserknappheiten Konflikte und Krisen verstärkt», erklärte Studienautor Jesus Crespo Cuaresma von der Wirtschaftsuniversität Wien in einer Aussendung. Dies wäre etwa beim «Arabischen Frühling» passiert. Bei dieser Serie von Protesten, Aufständen und Unruhen, die mit einer Revolution in Tunesien im Dezember 2010 begann und sich in Nordafrika und dem Nahen Osten ausbreitete, kämpften die Menschen gegen die autoritären Regimes und ungerechte soziale Bedingungen.

Dieses Projekt im Jura soll den Klimawandel verhindern

Video: srf

«In Syrien beispielsweise führten die lang anhaltende Trockenheit und Wasserknappheit aufgrund des Klimawandels zum Ausfall der Ernte. Zahlreiche bäuerliche Familien flohen in die urbanen Gebiete», so Cuaresma. Die Städte waren daraufhin massiv überbevölkert und viele Menschen fanden keine Arbeit. «Der Grundstein für politische Unruhen und Krieg war gelegt», meint der Forscher. In afrikanischen Ländern südlich der Sahara wäre Ähnliches vorgefallen.

Bestätigung früherer Studien

Die Ergebnisse der Forschenden decken sich mit früheren Studien, dass der Klimawandel Fluchtursachen wie Konflikte, Armut und Hunger verschärft. So hatten Wissenschaftler beispielsweise in einer Studie von 2016 im Fachblatt «PNAS» einen signifikanten Zusammenhang zwischen klimabedingten Naturkatastrophen - beispielsweise Dürren - und dem Ausbruch von Konflikten in ethnisch besonders gespaltenen Regionen gezeigt.

Die grössten Klimasünder

1 / 7
Die grössten Klimasünder
Weltkarte: Beitrag einzelner Staaten zur Klimaerwärmung in Grad Celsius (siehe farbige Temperaturleiste unten).
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Auch die Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam hielt 2017 in einer Studie fest, dass der Klimawandel zu häufigeren extremen Wetterereignissen führt und damit zur Verschärfung von Hunger und Armut beiträgt. Dies zwinge mehr und mehr Menschen zur fluchtartigen Aufgabe ihrer Heimat.

Es sei nun belegt, dass extreme klimatische Bedingungen zu Migrationsströmen führen, indem sie Konflikte auslösen und verstärken. Besonders gefährdet seien Staaten, die nicht unbedingt Vorbilder in Sachen Demokratie sind, und wo die Institutionen nicht effektiv genug funktionieren, um knappe Ressourcen bei extremen Klimaereignissen aufzubessern. Ausserdem könne man aus der Studie lernen, dass es Konsequenzen des Klimawandels gibt, wie Konflikte und forcierte Auswanderung, die bisher nicht in der moralischen Diskussion berücksichtigt wurden, erklärte Cuaresma der Nachrichtenagentur APA. (aeg/sda/apa)

2018 - Das Jahr der Wetterextreme

Video: srf

Ruanda - 20 Jahre Genozid

1 / 10
Ruanda - 20 Jahre Genozid
Nyabimana (Vorname unbekannt) zeigt seine Macheten-Wunden am 4. Juni '94. Macheten wurden während dem Genozid bevorzugt als Waffen eingesetzt. Grund: ihre leichte Verfügbarkeit. Mehr als 80 Prozent der Haushalte besassen eine Machete als Arbeitsinstrument. Zur Vorbereitung des Völkermords wurden nochmals Hunderttausende importiert.
quelle: epa / nasa / esa
Auf Facebook teilenAuf X teilen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
8 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
8
Kennedy-Familie unterstützt Biden im Wahlkampf – und nicht parteilosen Robert F. Kennedy

Die Familie des einstigen US-Präsidenten John F. Kennedy stellt sich im US-Wahlkampf mehrheitlich hinter den Demokraten Joe Biden. «Wir wollen klar und deutlich machen, dass der beste Weg für Amerika darin besteht, Joe Biden und Kamala Harris für vier weitere Jahre wiederzuwählen», sagte Kerry Kennedy, Nichte des demokratischen Ex-Präsidenten, am Donnerstag bei einer Wahlkampfveranstaltung Bidens in Philadelphia im US-Bundesstaat Pennsylvania. Der öffentliche Beistand ist nicht selbstverständlich: Kerry Kennedys Bruder, Robert F. Kennedy Jr., ist als parteiloser Kandidat ebenfalls als Präsidentschaftsbewerber im Rennen.

Zur Story