Mit dem Befehl zur Teilmobilmachung hat sich Wladimir Putin für eine weitere Eskalation des Krieges gegen die Ukraine entschieden. 300'000 neue Soldaten sollen das Blatt für Russland wenden.
Darum geht es:
Auf Twitter reagierten am Mittwochmorgen bereits viele internationale Fachleute auf die Rede des Kremlchefs – eine Auswahl.
«Putin macht gerade einen weiteren schwerwiegenden Fehler in seiner Einschätzung der Situation», schreibt die Russland-Expertin Sabine Fischer von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin. «Die heutigen Schritte werden die ukrainische Gegenoffensive nicht stoppen und der Westen wird seine Unterstützung für die Ukraine nicht aufgeben.»
«Russland hat jetzt schon enorme Probleme, den Nachschub für 150'000 Soldaten in der Ukraine aufrecht zu erhalten», schreibt der ukrainische Kriegsreporter Ilia Ponomarenko. «Über den Sommer hat der Kreml nur mit Mühe und Not 10'000 verschuldete 50-Jährige für sein Drittes Armeekorps zusammengekratzt, und jetzt wollen sie 300'000 Leute mobilisieren und mitten im Winter ins Feld schicken? Viel Glück damit.»
«Man darf nicht vergessen, dass Russlands beste Soldaten, die jetzt tot sind, es nicht geschafft haben, die Ukraine zu besiegen», schreibt der Politikwissenschaftler Anders Östlund vom Center for European Policy Analysis in Washington, D.C. «Warum sollte eine Truppe aus Anfängern das dann schaffen?», fragt er rhetorisch. Und weiter: «Es braucht Zeit, um ein guter Soldat zu werden. Und Zeit hat Russland nicht.»
«Ein Hauptgrund für die Teilmobilisierung dürfte darin bestehen, die Truppen an der Front auszutauschen, damit diese regenerieren können», schreibt der Militärhistoriker und Kriegsbeobachter Chris Owen.
Er beurteilt den Zug Putins etwas positiver als gewisse Kollegen: «Der Winter kommt und beide Seite werden sich bald bis zum Frühjahr in Schützengräben verschanzen. Das ist nicht die schlechteste Zeit, um die Truppen auszutauschen. Ausserdem braucht man keine besondere militärische Ausbildung, um eine Position zu halten oder hinter der Front Strassensperren zu sichern oder Patrouillen zu fahren.»
«Die Ukrainer haben mehr Militärpersonal, lernen schneller, haben die bessere Führung, ein klares strategisches Kriegsziel, Präzisionswaffen und die Moral auf ihrer Seite», schreibt der Experte für die russische Armee, Rob Lee. «Selbst wenn Russland mobil macht, hat die Ukraine weiterhin alle diese Vorteile auf ihrer Seite, auch mittel- und langfristig. Eine grosse Zahl schlecht ausgebildeter und schlechter motivierter Soldaten ist kein grosser Vorteil für Russland.»
Politikwissenschaftler Michael McFaul kommentiert: «Putin will uns weis machen, dass er im vergangenen halben Jahr gar nicht richtig versucht hat, den Krieg gegen die Ukraine zu gewinnen». «Glauben Sie die Geschichte nicht. Putin setzt jetzt alles auf eine Karte.»
«Der Tagesbefehl muss lauten: Nicht abschrecken lassen, weiter machen», schreibt Kriegsforscher Carlo Masala von der Universität der Bundeswehr in München nach der Rede Putins.
(con/t-online.de, mk)
Zusätzliches Kanonenfutter wird daran nichts ändern, sondern nur das menschliche Leid weiter vergrössern.
Mir tut das hirngewaschene russische Volk leid. Noch viel mehr tun mir die Soldaten selbst leid. Sie müssen ihr Leben zu tausenden lassen für den Grössenwahn Putins. Ich wünsche den Russen so schnell wie möglich eine demokratische Revolution. Es ist bald Oktober!