Ein wegen rassistischer Äusserungen entlassener früherer Mitarbeiter der AfD-Bundestagsfraktion kehrt in den Bundestag zurück. Der Bundestagsabgeordnete Kay Gottschalk hat den 2020 entlassenen Christian Lüth als Mitarbeiter eingestellt, wie Lüth ZEIT ONLINE bestätigte. Was genau sein künftiges Aufgabengebiet sein wird, wollte er nicht näher erläutern.
Lüth war seit Gründung der AfD vor neun Jahren lange Zeit in gehobener Position für die Partei tätig, zuerst als Parteisprecher, später als Sprecher der Bundestagsfraktion. 2020 war er aufgrund menschenverachtender und rassistischer Äusserungen gegenüber Migranten von der Fraktion freigestellt worden. Der damalige Fraktionschef Alexander Gauland hatte die Freistellung Lüths, der sich selbst als «von arischer Abstammung» und als «Faschist» bezeichnete, unterstützt.
ZEIT ONLINE hatte damals zuerst über die extrem menschenverachtenden Äusserungen Lüths berichtet. Zur Frage, warum er Lüth trotz dieser Vergangenheit und seiner Entlassung aus dem Dienst der AfD-Fraktion wieder beschäftigt, wollte sich Gottschalk auf Nachfrage nicht äussern. Fraktionschef Tino Chrupalla liess eine Anfrage dazu unbeantwortet. Der heutige AfD-Ehrenvorsitzende Gauland sagte ZEIT ONLINE, er habe mit der Anstellung Lüths durch Gottschalk «kein Problem, das muss Herr Gottschalk für sich entscheiden». Er sei dazu nicht gefragt worden und habe dazu keine Meinung. Vor zwei Jahren hatte Gauland Lüths Äusserungen noch als «völlig inakzeptabel» bezeichnet.
Im Landesvorstand in NRW, deren stellvertretender Vorsitzender Gottschalk ist, wird die Rückkehr Lüths anders bewertet: Man äussere sich nicht zu Personalangelegenheiten, sagte zwar Landeschef Martin Vincentz ZEIT ONLINE. Darüber hinaus seien die von Lüth getätigten Aussagen «für uns völlig inakzeptabel», daher verbiete sich jede Form der weiteren Beschäftigung. Vincentz zeigte sich davon überzeugt, dass sich die Anstellung durch Gespräche noch abwenden lasse.
In einer persönlichen Erklärung hatte Lüth sich 2020 nach seiner Entlassung von den menschenverachtenden Äusserungen distanziert und eingeräumt, «unentschuldbare» Äusserungen über Migranten gemacht zu haben. ZEIT ONLINE sagte Lüth am Mittwoch: «Es war ein dummes, privates Gequatsche, das nichts mit meiner liberalen Einstellung zu tun hat.» Warum er dennoch nicht gegen seine Entlassung aus dem Dienst der Fraktion juristisch vorgegangen sei, begründete Lüth mit der Tragweite seiner Worte. «Ich bin nicht dagegen vorgegangen, weil ich die Reaktion der Fraktion nachvollziehen konnte.» Lüth ist ehemaliges Mitglied der FDP, in der AfD wurde er zunächst Pressesprecher der Partei, 2017 der Bundestagsfraktion. Nach seiner Entlassung trat er aus der Partei aus und arbeitete eigenen Angaben nach selbstständig.
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