Donald Trump hat womöglich den ersten schweren Fehler seiner Amtszeit begangen. Seine bisherigen Massnahmen – der Austritt aus dem Pariser Klimaabkommen, die Säuberungswelle unter Justizbeamten, der Versuch einer Gleichschaltung der Medien – mögen gegen Recht und Gesetz oder zumindest internationale Gepflogenheiten verstossen. Sie entsprechen aber genau dem, was seine fanatisierten Anhänger von ihm erwarten.
Bei den nun beschlossenen Strafzöllen gegen Kanada, Mexiko und China liegen die Dinge anders: Sie schaden der amerikanischen Wirtschaft und vor allem seinen Wählerinnen und Wählern direkt. Und genau darin liegt eine Chance für Europa und alle anderen Staaten, die ein Interesse an einer liberalen Welthandelsordnung haben.
Es gibt für diese Zölle keine logische Begründung. Donald Trump verweist auf die mangelnde Zusammenarbeit dieser Länder beim Thema Migration und Bekämpfung der Drogenkriminalität, aber zumindest im Fall von Kanada erscheint das nicht sehr glaubhaft. Und Trump hat bei anderer Gelegenheit gesagt, für ihn seien diese Zölle kein Druckmittel, sondern Kernelement seiner wirtschaftspolitischen Strategie. Dieser liegt die irrige Annahme zugrunde, dass ein Maximum an nationaler Autarkie für ein Maximum an nationalem Wohlstand sorgt, was nicht nur allen Lehrbüchern, sondern auch der Erfahrung aus 200 Jahren Wirtschaftsgeschichte widerspricht, aber Trump ist eben Trump: Logik spielt in seinem Universum eine untergeordnete Rolle.
Deshalb wird er sich nicht – wie es sich in Deutschland einige erhoffen – durch ein Freihandelsabkommen von seinem protektionistischen Kurs abbringen lassen. Der amerikanische Präsident hat kein Interesse an Freihandel und Abkommen. Sonst hätte er nicht mit seinen Zollplänen gegen das bereits existierende Freihandelsabkommen mit Kanada und Mexiko verstossen. Der kanadische Präsident Justin Trudeau hat die Antwort gegeben, die unter den derzeitigen Umständen gegeben werden muss: Vergeltung. Kanada wird auf die Zölle auf kanadische Produkte mit Zöllen auf amerikanische Produkte reagieren.
Das reicht aber nicht aus. Die wichtigsten Handelspartner der Vereinigten Staaten – neben Mexiko und Kanada sind das die EU, Grossbritannien, Japan, Südkorea und China – sollten sich auf eine gemeinsame Linie verständigen: Jeder unilateral verhängte Zoll wird einen Gegenzoll in gleicher Höhe nach sich ziehen. «Tit for Tat» heisst diese Strategie in der Spieltheorie. Man kann das übersetzen mit: wie du mir, so ich dir. Sie belohnt Kooperation und bestraft Konfrontation. Es wäre eine lohnende Aufgabe für den noch amtierenden Kanzler der Exportnation Deutschland, ein solches Zweckbündnis zu schmieden.
Eine Einschränkung ist an dieser Stelle nötig: Die amerikanische Volkswirtschaft ist wegen ihrer schieren Grösse und Geschlossenheit in einer privilegierten Position. Der amerikanische Absatzmarkt ist für die kanadischen Unternehmen wichtiger als der kanadische Absatzmarkt für die amerikanischen Unternehmen. So verhält es sich bei fast allen Ländern, die mit den USA Handel treiben. Trump hat – um es militärstrategisch zu formulieren – Eskalationsdominanz. Er könnte einen Handelskrieg länger durchhalten als seine Gegner.
Aber das bedeutet nicht, dass er die Folgen einer solchen Auseinandersetzung nicht zu spüren bekäme. Und es ist die Frage, ob er sich steigende Preise, leere Regale, Produktionsausfälle und sinkende Aktienkurse leisten kann.
Schliesslich ist er mit dem Versprechen angetreten, dass es den Amerikanern in seiner Amtszeit besser gehen wird. Mit anderen Worten: Die Kosten mögen zwar rein ökonomisch betrachtet zu verkraften sein, politisch könnten sie sich für Trump als zu hoch erweisen. Wenn der Rest der Welt zusammensteht.
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Ist nur bedingt so. Die Reichen in den USA sind viel wohlhabender als bei uns, spielen aber für die Konsumwirtschaft eine geringere Rolle. Der Mittelstand hingegen lebt von Monat zu Monat, hat keine Ersparnisse und hohe Schulden. Steigende Preise können daher schnell zu Unruhen führen.
Europa kann das viel länger aushalten, ebenso China. China könnte sogar mit dem massiven Verkauf von US-Dollars drohen.
er ist wie die Axt im Wald und bei jedem einzelnen Baum stellen sich die Leute die Frage ob dieser es schlau war diesen einen Baum zu fällen. Doch die eigentliche Frage ist ja, was ist wenn alle Bäume gefällt sind?