Herr Müller, wie kamen Sie auf die Idee, an der Psilocybin-Studie von Professor Franz Vollenweider teilzunehmen?
Dominic Müller: Ich surfte im Internet auf der Suche nach Nebenjobs. Da stiess ich auf die Anzeige der Psychiatrischen Universitätsklinik. Ich fand sie sofort spannend. Ich dachte mir: Das ist wahrscheinlich der beste Rahmen, um mal eine psychoaktive Substanz auszuprobieren. Ich hatte Lust mitzumachen.
Und dann drückte man Ihnen ein paar Pillen in die Hand?
Natürlich nicht sofort. Zunächst wurden umfassende Voruntersuchungen durchgeführt. Ich musste seitenlange Fragebögen zu meiner psychischen und körperlichen Gesundheit ausfüllen. Mein Gemütszustand wurde zudem in einem Gespräch abgeklärt. Hinzu kamen medizinische Untersuchungen zur Herzaktivität sowie Blut- und Urintests.
Sie wurden als geeignet befunden?
Ja. Das Team lud mich dann zur Hauptuntersuchung ein. Es gab zwei Termine, beim einen Mal erhielt man ein Placebo, beim anderen das Psilocybin.
Haben Sie den Unterschied gemerkt?
Ja, der wird einem ziemlich schnell bewusst. Ich habe beim ersten Termin das Psilocybin erhalten. Spätestens, als sie Köpfe und Hände meiner Betreuer übernatürlich gross wurden, wusste ich, dass dies kein Placebo gewesen sein konnte.
Haben Sie keine Angst gekriegt?
Nein, ich habe das völlig unaufgeregt hin genommen. Ich glaube das gelang mir deswegen gut, weil ich Lust hatte, mich darauf einzulassen. Ich begann mich sehr leicht zu fühlen und ich habe ständig gelacht.
Warum?
Ich habe Farben gesehen, die ich noch nie gesehen habe. Mir sprangen Regenbögen aus dem Computer entgegen, Textzeilen schlängelten sich über den Bildschirm oder alle Buchstaben fielen in die eine Ecke. Manchmal flogen die Tastaturbeschriftungen wie Glühwürmchen durch die Luft. Im Hintergrund vernahm ich den Klang von Windspielen und als ich einmal hochschaute, sah ich mich von oben am Tisch sitzen.
Sie sassen an einem Computer?
Ja, während der Wirkung des Psilocybins musste ich einfache Aufgaben am PC lösen. Auf dem Kopf trug ich eine Kappe mit Elektroden, die meine Hirnströme aufzeichneten.
Was waren das für Aufgaben?
Bei einer Aufgabe wurden mir ganz kurz Bilder gezeigt, die manchmal scharf und manchmal stark verpixelt waren. Dann musste ich einschätzen, wie klar ich sie wahrgenommen habe und erklären, was darauf zu sehen war. Einmal erkannte ich die Schuhe einer Freundin in einem Bild. Dann begann ich von ihr zu erzählen, und was wir schon alles zusammen erlebt haben. Ich vergas die ursprüngliche Aufgabe komplett.
Was taten die Betreuer?
Nichts, sie verhielten sich zurückhaltend und beruhigend. Manchmal stellten sie mir Fragen wie: «Wie spürst du gerade deinen Körper?» Das waren ebenfalls Situationen, in denen ich jeweils sehr lachen musste.
Wie fühlten Sie sich nach dem Trip?
Danach fühlte ich mich, als hätte ich den ganzen Tag intensiv Sport gemacht: sehr müde. Die Versuchsleiter haben mich vorgewarnt, dass ich mich so fühlen werde.
Waren Sie nicht depressiv?
Überhaupt nicht. Hätte ich irgendwelche Nebenwirkungen gehabt, wäre ich ohnehin durch die Psychiatrische Universitätsklinik versichert gewesen.
Haben Sie irgendeinen Nutzen aus der Studie gezogen?
Eine spannende Erfahrung und 300 Franken.